Er sollte einst Oberhaupt der Familie werden, jetzt gilt er weniger als nichts: Von seiner Mutter in eine männerverachtende Gesellschaft geschleppt und dann im Stich gelassen, ist der junge Kolja hin- und hergerissen zwischen dem Hass auf seine Gebärerin und dem Wunsch, endlich seinen Vater zu finden. Um seinen Zielen näherzukommen, geht er einen gefährlichen Pakt ein und stellt sich gegen die Gesetze der Hexen des Goldenen Reiches – und gegen die der Göttin.
Figuren
Nachdem ich im ersten Band Helena begleiten durfte, ist nun Kolja der Hauptcharakter in Buch 2. Trotz tragischer Vorgeschichte, denn seine Mutter hat seine Familie verlassen und sein Vater wurde gefangen genommen, ist er ein relativ fröhliches Kind. Clever, aber auch naiv und in gewissen Entscheidungen bereits reifer als gedacht.
Einige Kapitel sind auch einem Mädchen gewidmet, das unterdrückt und lieblos von ihrer Familie aufgezogen wird. Inwiefern beide Schicksale zusammenhängen oder aufeinandertreffen habe ich mir schon relativ früh denken können, trotzdem hat diese kleine Nebenhandlung ein ganzes Stück Spannung zum Buch beigetragen.
Schreibstil
In meiner Rezension zu Band 1 habe ich bereits erwähnt, dass ich Monika Loerchners Schreibstil ganz toll finde. Sie erschafft liebevoll ihre Welt und scheut trotzdem nicht davor, das Schlechte in dieser zu zeigen. Nichtsdestotrotz ist Kolja erst 14, also noch ein Kind, und das schlägt sich auch im Schreibstil nieder. Während ich „Hexenherz – Eisiger Zorn“ auch als Fantasy für Erwachsene bezeichnen würde, fällt „Glühender Hass“ für mich eher in die Jugendbuch-Sparte ab 13.
Der Kick aus dem vorhergehenden Band hat mir auch gewissermaßen gefehlt, denn einen 14-Jährigen Jungen kann man einfach nicht so kämpfen und handeln lassen wie eine erwachsene Hexe. Zwar trifft auch Kolja auf genug Hürden und Gegner, fechtet diese Auseinandersetzungen aber auf seine kindliche Weise aus. Die Spannung ist dadurch für mich auch an einigen Stellen einfach nicht so richtig da gewesen.
Inhalt
Von Helena habe ich in diesem Buch nur wenig mitbekommen, denn hier ist sie nur eine Nebenfigur mit wenigen Auftritten. Das bedauere ich, denn sie hat für ordentlich Feuer in „Eisiger Zorn“ gesorgt und so auch viele Emotionen in mir wachgerüttelt, die Kolja einfach nicht erreicht hat.
Ich erwähnte bereits, dass Koljas Vater verhaftet wurde. Nun will Kolja ihn finden, denn sie konnten sich seit Jahren nicht sehen. Da in dieser Welt, dem Goldenen Reich, Frauen das stärkere Geschlecht sind und die Männer die Unterdrückten und eher Wertlosen, werden Kolja natürlich bei seiner Rettungsmission keine Türen offenstehen. Daher beschließt er, sich als Mädchen zu verkleiden und sich den erst kürzlich Erweckten, also den Mädchen, die gerade erst ihre Magie bekommen haben, anzuschließen. Kolja besitzt als Junge allerdings keine magischen Kräfte, also müssen er und seine Verbündeten sich etwas einfallen lassen, dies zu vertuschen. Eine Lösung wird gefunden und Kolja schließt sich dem Menschenzug aus jungen Mädchen und ein paar Aufpasserinnen Richtung Hauptstadt an.
Der zweite Teil des Buches ist um einiges stärker als der Erste. Es passiert einfach mehr und die Handlung bekommt nun Hand und Fuß. Kolja wird auch interessanter und zeigt, dass er nicht nur ein Junge ist, den die Welt verraten zu haben scheint, sondern dass in ihm auch ein kleiner Held steckt und sogar einige Züge von Helena, die ich an ihr gemocht habe.
Ganz unabhängig vom ersten Band betrachtet, ist „Glühender Hass“ ein gutes Buch für jene, die ein Abenteuer für zwischendurch suchen und für jüngere Leser, die etwas Neues versuchen wollen. Wenn ich aber darüber nachdenke, wie genial ich Buch 1 fand, muss ich einfach gestehen, dass Band 2 mich nicht vom Hocker hauen konnte und ich eher enttäuscht wurde. Keine Frage, hier handelt es sich keineswegs um ein schlechtes Buch und ich hatte trotzdem meinen Spaß beim Lesen, allerdings hat mir das gewisse Extra gefehlt, das mich in „Eisiger Zorn“ in seinen Bann gezogen hat. Es tut mir sogar richtig leid, dass ich diesen Band einfach nicht so mögen kann wie seinen Vorgänger. Rückblickend fühlt es sich für mich auch so an, als hätte ich keinen kompletten und eigenständigen Roman gelesen, sondern eine Nebengeschichte zu Band 1.
Wie Blätter, die von einem Baum fallen, und nie wieder an ihren Zweig zurückkehren können, waren auch diese Momente voller Glück und Zufriedenheit bereits im Vergehen begriffen, sobald sie begonnen hatten. Wir haben es nur nicht bemerkt.
Seite 329
Ein tolles Abenteuer für zwischendurch, dass jedoch nicht mit Band 1 mithalten kann.