Mittwoch, 31. Januar 2018

{Rezension} Der Tote im Whiskey-Fass

Als junger Mann verließ John Fallon Irland und kehrte nie wieder dorthin zurück. Nach seinem Tod reist seine Tochter Loreena auf die grüne Insel, um nach ihren Verwandten zu suchen. Kurz nachdem sie in dem Örtchen Badger´s Burrow angekommen ist, wird bei einer Veranstaltung eine Leiche in einem Whiskey-Fass entdeckt.

Wie sich herausstellt, trug der Tote eine Visitenkarte ihres Vaters bei sich. Loreena ist alarmiert. Wie sollte ihr verstorbener Vater etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun haben können? Sie forscht nach und stößt dabei auf ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen.

Figuren
Loreena, eine deutsche Whiskey-Händlerin, ist der Hauptcharakter in „Der Tote im Whiskey-Fass“. Durch den letzten Wunsch ihres verstorbenen Vaters und aus geschäftlichen Gründen verschlägt es sie ins ländliche Irland. Sie verbindet ihre Pflichten mit dem Praktischen und hofft dabei darauf, auch etwas über ihre irischen Wurzeln erfahren zu können, über die ihr Vater sie lange Zeit angeschwiegen hat. Als sie dann unfreiwillige Zeugin eines Leichenfundes wird und die Details ihr nach und nach zu persönlich vorkommen, beschließt sie, sich selbst der Sache anzunehmen. An sich sticht sie mit ihrer Art zwar nicht besonders zwischen anderen Figuren hervor, durch ihre entschlossene, willensstarke und manchmal etwas verschüchterte Persönlichkeit ist sie jedoch ein Charakter, von dem man einfach mehr lesen möchte.
Durch das Buch begleiten sie außerdem der Polizist Brandon, ihre eher flüchtige Bekanntschaft Kenneth und die alte Mae, die übrigens mein Liebling unter den Nebencharakteren war. Einfach, weil sie auf ihre überstürzende, vorlaute und manchmal schrullige Art nicht nur Loreena sondern auch mich als Leserin immer wieder aufmuntern konnte.

Schreibstil
Ich selbst war leider noch nie in Irland und habe mich auch bisher nicht näher mit all der Thematik beschäftigt, weshalb ich nicht allzu viel Ahnung habe, doch wirkt auf mich als Laie die gesamte Kulisse mit all seinen Details über Whiskey und die verschiedenen Traditionen sehr gut recherchiert. Ivy A. Paul konnte mir wirklich das Gefühl geben, dass ich mich an den verschiedenen Orten so gut auskenne, als wäre ich dort aufgewachsen. Nicht zuletzt, weil der Handlungsort auf relativ geringen Raum begrenzt ist und ich mich daher auch sehr schnell „zurechtfinden“ konnte. Wenn ich von Badger's Burrow las, war ich wirklich da.
Die Story selbst ist wirklich spannend gemacht, ohne zu aufregend zu sein. Die Autorin hat einfach die perfekte Mischung gefunden, um mich als Leserin am Ball zu halten, mir aber auch zu erlauben, einfach abschalten zu können. Jede einzelne der knapp 240 Seiten scheint eine leidenschaftliche Liebeserklärung an Irland (und vielleicht auch seinen Whiskey) zu sein. Und gerade das hat mir beim Lesen wirklich Freude bereitet. Es ist eben immer schön, wirklich selbst beim „Endprodukt“ zu merken, wie viel der Autor oder die Autorin von sich selbst in die Geschichte gesteckt hat.



Inhalt
Loreena landet eher zufällig bei der Whiskey-Verkostung der O'Mulligans, denn eigentlich ist sie auf dem Weg, die Asche ihres verstorbenen Vaters um die Brennereien Irlands zu verteilen. Badger's Burrow ist dabei die Endstation. Dass die O'Mulligans potentielle neue Geschäftspartner sind und Loreena deren Sohn Kenneth kennenlernt, der sie mit zur Veranstaltung nimmt, kommt ihr jedoch ganz gelegen. Innerhalb des ersten Kapitels lernt man also schon einmal die wichtigsten Personen und Orte der folgenden Handlung kennen. Dafür braucht es nicht einmal viele Seiten, denn Ivy A. Paul beschränkt sich, wie bereits erwähnt, wirklich nur aufs Wesentliche, ohne die Geschichte selbst darunter leiden zu lassen. Deshalb dauert es auch gar nicht lange, bis die böse Überraschung aus dem Whiskey-Fass gezogen wird. Da die Spuren nichts wirklich Eindeutiges ergeben, sondern sogar zu Loreenas verstorbenem Vater führen und sie natürlich dessen Unschuld beweisen will, beginnt sie selbst, Fragen zu stellen. Dass ihr Vater ein großes Geheimnis aus seiner Vergangenheit in Irland gemacht hat, ist dabei nicht gerade hilfreich. Nach und nach ergeben sich allerdings winzige Ungereimtheiten und in mir ist dabei eine richtige kleine Miss Marple geweckt worden, die schlichtweg alles und jeden suspekt fand. Die Autorin hat mich in der Lesezeit auf jeden Fall zu einer unglaublich misstrauischen Person gemacht, die trotzdem immer wieder auf falsche Fährten geführt wurde.
Das Ende selbst kam damit recht schnell und unerwartet, allerdings war es gut, so wie es war und definitiv ganz anders, als ich dachte. (Wobei ich der Wannabe-Detektivin in mir hier mal auf die Schulter klopfen muss, denn immerhin hatte ich den richtigen Täter verdächtigt. Die Umstände allerdings... Holy Moly, da wär ich sicher nie draufgekommen.)

Sie wollte gar nicht wissen, ob der Schotte noch gelebt hatte, als er in das Whiskey-Fass gesteckt worden war. Und noch weniger Gedanken wollte sie sich darüber machen, was geschehen wäre, wenn man das Fass auf herkömmliche Weise angestochen und den Whiskey ausgeschenkt hätte.
Seite 26

„Man denkt immer, in der Ferne liege das Glück und das Exotische sei so wunderbar. […] Dabei gibt es so viele Wunder vor der eigenen Haustür.“
Seite 172

Ein super Krimi für spannende Abende und eine fühlbare Liebeserklärung an Irland.

7/7

 ISBN: 978-3-940258-55-7

Andere Bücher der Autorin
Mörderische Teatime Wenn es dunkel wird im Märchenwald ... 3 Gegen Liebe wächst kein Kraut Colors of Beauty - Teil 1
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!:)

Sonntag, 28. Januar 2018

{Rezension} Scherben der Dunkelheit

Die sechzehnjährige Anouk verbringt die Ferien in einem kleinen Dorf in der Bretagne. Kurz nach ihrer Ankunft gastiert der Dark Circus in der Nähe: ein geheimnisvoller Zirkus, der im Dorf für seine düsteren und besonderen Vorstellungen bekannt ist. Auch Anouk gerät schnell in seinen Bann und damit in einen Kosmos, den sie kaum für möglich hielt: Eine magische Welt öffnet sich vor ihr, in der sie den mysteriösen Zauberer Rhasgar kennenlernt. Doch der Dark Circus birgt mehr, als Anouk ahnt. Bald schon schwebt sie in tödlicher Gefahr und weiß nicht mehr, wem sie trauen kann. Denn es gibt keine Regeln im Dark Circus bis auf eine: Nichts ist, wie es scheint ...

Figuren
Da hätten wir sie wieder. Eine der Figuren, die ich in Büchern eigentlich möglichst meide. Diese eine ganz besondere Schneeflocke: Anouk. Sie ist eine von denen, die es schafft, auf jeder Seite ihr Leid zu klagen und nicht mehr kann als „Mimimi“, auf die komischerweise aber alle bauen weil... weil wegen eben. Ich verstehe es selbst nicht. Sie scheint ein Charakter zu sein, der super sympathisch und aufregend hätte werden können. An irgendeiner Kreuzung ist die Autorin dann aber falsch abgebogen und hat nach Frankenstein-Manier aus allen möglichen Bella Swans den Supergau an Schneeflöckchen-Haftigkeit zusammengebastelt. Und wenn schon der Hauptcharakter nervt, und ich bei jedem pseudo-schlagfertigen Spruch von ihr, der eigentlich nur grauenhafter, peinlicher Konter war, die Augen verdrehe, wird es eng für den Rest der Geschichte.
Ihr Gegenstück sticht leider auch nicht aus der Menge der bösen sexy Schnuckelchens heraus. Rhasgar ist ein Magier und der typische verführerische Anti-Held, der ein dunkles Geheimnis hütet und nicht er selbst ist, wenn er nicht mindestens gefühlt jedes Kapitel zu seiner Auserwählten sagt, wie gefährlich er für sie ist und dass sie sich fernhalten muss. Nicht, das Blödchen-Anouk darauf hören würde. Aber natürlich lässt unsere unscheinbare blasse Schönheit sein kaltes, unnahbares Herzchen schmelzen. Außerdem ist er irgendwie nichtmal ein richtiger „Bad-Boy“, wie ich ihn noch hätte akzeptieren können, sondern eher der Hanswurst von Anouk. Es passiert einfach immer und immer wieder, das Anouk-Schnuckiputz Scheiße baut (und zwar richtig) und er sich bei ihr entschuldigt weil... Ja. Pfff. Was weiß ich.

Schreibstil
Mit dem Schreibstil der Autorin bin ich mir nicht so sicher. Auf der einen Seite schafft sie kunstvoll vollkommen fesselnde Bilder und Szenerien und ich war teilweise völlig von dieser Magie gefesselt, die sie mich wirklich spüren lassen hat... Auf der anderen Seite sind aber viele Phrasen schon nach kurzer Zeit abgenutzt („Ins Bockshorn jagen“ und immer wieder irgendjemandes Atem irgendwo zu fühlen beispielsweise.) und alles ist einfach viel zu überladen. Die Metaphern, die Gesa Schwartz genutzt hat, hätten locker für fünf Bücher und ein kitschiges Gedicht gereicht. Mein Eindruck ist ja, dass alles möglichst poetisch und tiefgründig erscheinen sollte, das aber voll nach hinten losging. Wenn ihre Metaphern Zucker wären, würde ich ein Jahr zuckend im Kreis rennen. Manchmal kann man es eben auch zu gut meinen.
Allerdings muss ich der Autorin eins lassen: Die guten Seiten ihres Schreibstils haben mich erst dazu gebracht, die völlig überstürzte Romanze zwischen Anouk und Rhasgar einfach erstmal hinzunehmen um abzuwarten, wie sich das alles entwickelt.


Inhalt
Die Magie des „Dark Circus“ explodiert auf den ersten Seiten förmlich und ich war ganz angetan von der gesamten Thematik. Dass dann jedoch sofort diese Liebelei zwischen Anouk und Rhasgar entsteht und alle von jetzt auf gleich ganz deep in Love sind, hat dem Ganzen einen bitteren Beigeschmack gegeben. Außerdem begibt Anouk sich regelmäßig trotz deutlicher, wiederholter Warnungen der anderen in Gefahr. Sie benimmt sich teilweise wirklich wie ein Kind, dem man ein Klappmesser in die Hand gedrückt hat.- Das kann einfach nicht gut gehen. Ihre Ausrede für so ein dämliches Verhalten ist immer wieder die blinde Trauer um ihren Bruder. Das konnte ich ihr allerdings wirklich nur bis zu einem gewissen Punkt verzeihen. Sie stürzt sich einfach viel zu oft wie ein freudloses Schäfchen von einem Unheil ins nächste, ohne die verdächtigsten Umstände auch nur einmal zu hinterfragen. Sowas wie „Misstrauen“ existiert nichtmal in ihrem Vokabular, fürchte ich.
Alle restlichen Figuren sind zwar sehr viel liebenswürdiger und ich habe auch sehr gern von ihnen gelesen, allerdings sind auch sie alle auf Stereotypen aufgebaut, die man so eins zu eins auch in vielen vielen anderen Geschichten trifft. Anouk ist ihnen zwar nur ein tonnenschwerer Klotz am Bein, aber natürlich vergöttern die meisten sie trotzdem. Alle vertrauen auf ihr Talent und hoffen, durch sie gerettet zu werden, obwohl sie ihre Fähigkeiten gerade erst entdeckt hat. Diese werden zwar ziemlich genau erklärt und auch beschrieben, allerdings habe ich persönlich mehr Potential in den Talenten von manch anderer Person gesehen und nicht verstehen können, was an ihrer Zauberei so besonders ist. Warum einige dieser wirklich mächtigen Verbündeten es nicht schon allein geschafft haben, aus diesem Teufelskreis „Dark Circus“ auszubrechen, ist mir schleierhaft. Ja, Anouk ist die große Hoffnungsbringerin, aber letztendlich macht sie den kleinsten Teil der Arbeit. Sie fuchtelt ein bisschen mit ihrer Farbenmagie herum und schwuppdiwupp wird sie als Heldin gefeiert. Für meinen Geschmack wird ihr sowieso viel zu viel in die Hände gespielt und nicht geringen Anteil daran hat die Vorarbeit anderer, die sehr viel fähiger sind als sie.

Der eine oder andere von euch wird sich sicher denken, dass ich ruhig mal mehr über die Handlung schreiben sollte, als mich über die Figuren aufzuregen, aber allzu viel Handlung gibt es gar nicht. Die meiste Zeit trainiert jemand oder Anouk suhlt sich in ihrem Elend, wenn sie gerade mal weder sich noch jemand anderen in die Scheiße reitet.
Gesa Schwartz hat am Ende das Ruder noch einmal mit voller Wucht herumgerissen und somit eine Punkte gutmachen können, doch darf ich hier leider nicht viel darüber verraten, da ich Spoiler vermeiden will. Jedoch wäre sie nicht die Gesa Schwartz, die ich beim Lesen von „Scherben der Dunkelheit“ kennenlernen durfte, wenn sie nicht noch einen, und noch einen, und noch einen draufgesetzt hätte. Letzten Endes hätte sie es bei der ersten großen Wendung der Handlung belassen sollen, wenn ihr mich fragt. Denn damit wäre das Finale völlig in Ordnung gewesen und auch ich hätte es sehr gut gefunden, da es viele Makel wettmacht. Aber nein.- Dabei blieb es ja nicht. Deshalb wirken die gesamten letzten Seiten wie völlig zufällig zusammengewürfelt; wie ein Flickenteppich aus verschiedenen Möglichkeiten.
Da wurde leider eine Menge Potential verschenkt.

„Du wirst dich verwandeln“, sagte Amélie, als hätte sie ihre stumme Frage gehört. „In eine Gestalt zwischen den Welten, wie wir es sind. Du wirst zu einer Figur in einer Geschichte werden, einer Figur voller Magie und Zauber. Aber jenseits deiner Seiten... gibt es nichts.“
Seite 109

„Der Regen ist ein Zauberer“, erwiderte Levin. „Und er hat tausend Stimmen. Heute Nacht erzählt er Geschichten, die er in der Welt dort draußen erlebt hat. Da kann ich auch nicht anders, als im zuzuhören.“
Seite 196

„[...] Ich will nur die Sterne sehen in einem Himmel ohne Grenzen... und sie sollen meinen Blick erwidern.“
Seite 205

„Die Menschen sind merkwürdig. Sie gieren nach dem Leben, aber wenn es sie berühren will, schrecken sie davor zurück. Es gibt nur sehr wenig, dass sich für mich so intensiv anfühlt wie Regen auf der Haut.“
Seite 394

Das Grundkonzept ist super. Allerdings sind Story und Schreibstil viel zu dick aufgetragen und  Handlung und Figuren doch sehr vorhersehbar.

3/7
ISBN: 978-3-570-16485-3

Weitere Bücher der Autorin
Nephilim / Die Chroniken der Schattenwelt Bd.1 von Gesa ... Ära der Drachen - Schattenreiter Buch portofrei bei ... Nacht ohne Sterne Buch von Gesa Schwartz portofrei ... Gesa Schwartz: Herz aus Nacht und Scherben. cbt Verlag ... 
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!:)

Freitag, 26. Januar 2018

{Rezension} Phoenix 1 - Tochter der Asche

Europa liegt nach einem fehlgeschlagenen Experiment im Jahr 1913 und diversen Kriegen mit Amerika in Trümmern. Mit der Hilfe des damals führenden Wissenschaftlers Nicola Tesla bauten die Saiwalo, eine überirdische Macht, Europa langsam wieder auf. 120 Jahre später erschüttert eine Mordserie Hamburg, die sich niemand erklären kann. Leon, ein Anhänger der Saiwalo und Mitglied der Kontinentalarmee, wird auf die Fälle angesetzt und trifft bei seinen Ermittlungen auf die rätselhafte Tavi. Wer ist sie und wieso ist sie so fest von der Schuld der Saiwalo an den Morden überzeugt?

Figuren
Durch einen schweren Schicksalsschlag wurde Tavi, die Hauptprotagonistin, vor langer Zeit zu einer Phönix.- Einer „Seelenlosen“, wie sie die Menschen auch nennen. Allerdings ist sie nicht allein. Nicht nur sie, sondern auch andere übernatürliche Wesen leben versteckt unter der normalen Bevölkerung ein möglichst angepasstes und unauffälliges Leben. Ich muss ja zugeben, dass ich sehr froh bin, mal wieder von einer wirklich erwachsenen Frau zu lesen und nicht von einer Figur aus der 16- bis 18-Jährigen-Sparte. Denn Tavi ist nicht nur hunderte Jahre alt, ihr Geist ist es auch. In fast jeder Situation spricht die Lebenserfahrung aus ihr. Sie trifft reife Entscheidungen, verhält sich (meistens) sehr rational und durchdenkt, was sie tut. 
Die männliche Hauptrolle in diesem Buch hat Leon. Er ist das perfekte unperfekte Gegenstück zu Levi. Leon tritt meistens sehr kühl, ernst und distanziert auf, wirkt teilweise sogar fies. Allerdings muss ich ihm auch zugestehen, dass er seine eigenen sehr interessanten, emotionalen Schwächen hat.

Schreibstil
Ann-Kathrin Karschnicks Schreibstil, ich kann es nicht anders sagen, geht runter wie Butter. Dadurch war es für mich ein wirklich Leichtes, mich im zwielichtigen Hamburg der Zukunft und den Köpfen der einzelnen Figuren zu verlieren. Besonders fand ich hier, dass die Autorin die Welt nicht möglichst fantasievoll und hochtrabend beschreibt, sondern alles passend zur Story irgendwie dreckig, rostig und scharfkantig darstellt. Lediglich die Figuren bringen eine gewisse Leichtigkeit und Weichheit mit hinein, was die Mischung perfekt macht und so einen unverwechselbaren Stil schafft. Immerhin hat es die Autorin geschafft, sogar Knöpfe wie das Interessanteste der Welt erscheinen zu lassen. Hut ab dafür.


Inhalt
Als Leon die Ermittlungen zu einem Mordfall in Hamburg aufnimmt, kreuzen sich die Wege der beiden das erste Mal. Denn Tavi beschließt, auf eigene Faust den Morden nachzugehen, die ihr offenbar irgendjemand in die Schuhe schieben will, was Leon selbstverständlich völlig gegen den Strich geht. Zwar sind sowohl Leon als auch Tavi sehr verschieden, doch nach und nach offenbaren sich bisher versteckte Gemeinsamkeiten, die die Luft zwischen den beiden ordentlich anheizen. Zum Glück entsteht zwischen ihnen jedoch keine stupide Liebe auf den ersten Blick. Sie stellen sich immer wieder mehr oder weniger freiwillig gegeneinander und erst während sie sich kennenlernen kristallisiert sich etwas Tieferes heraus, dass sie verbindet und mich sogar dazu gebracht hat, die beiden als Paar sehen zu wollen. Es bauscht sich allerdings derart viel zwischen ihnen auf, dass eine ganze Weile vergeht bis sie sich einander annähern. Und auch dann ist es kein Schmachten und Verzehren nacheinander, sondern eher eine Leidenschaft, die immer wieder unterdrückt werden muss. (In meinen Notizen habe ich dazu übrigens „Uiuiui!- Sexy Time!♥“ stehen. Ich fass es nicht.)

„Phönix – Tochter der Asche“ ist sehr viel futuristischer und düsterer, als ich anfangs erwartet hatte. Die Geschichte von Tavi und Leon spielt im Hamburg um 2033. Eigentlich liegt das nicht allzu fern in der Zukunft, doch hat sich schon viele Jahre zuvor alles geändert, wie man aus dem Klappentext erfährt. Wir befinden uns also in einer Art „Alternativwelt“ zu unserer. Mit anderen Wesen und etwas abgeänderter Historie. Und trotzdem spinnen sich das gesamte Buch über immer wieder kleine Fäden bis in „unsere Zeit“ und viele Jahrhunderte davor. So hat Tavi beispielsweise sogar die Hexenverfolgungen miterlebt. 
Es wird auch mit jedem Kapitel immer wieder bemerkbar, wie die Welt, die Ann-Kathrin Karschnick erschaffen hat, deutlich auf die Figuren abfärbt oder sie bereits geprägt hat. So haben alle Menschen und anderen Kreaturen, die man kennenlernt, etwas Totes in sich, dass so scheint, als könne man es nicht mehr retten. 
Das Ende selbst kam nicht komplett unerwartet, hier und da hatte die Autorin aber doch noch die eine oder andere Überraschungen einbauen können. Im Großen und Ganzen wurde ein sehr gutes Fundament mit einer Menge Material für die Folgebände geschaffen, auf die ich schon sehr gespannt bin.

„Ich habe Erfahrungen mit Wunden“, bemerkte sie abweisend. Sie wandte sich ab. Bilder von Kriegsschauplätzen tauchten vor ihrem inneren Auge auf, Verwundete, die in Gräben starben. Tavi redete nicht gerne darüber, denn es erinnerte sie daran, warum sie all den Menschen half. Die Schuld lag schwer auf ihrer Seele und egal wie lange sie leben würde: Ein unsterbliches Leben würde niemals ausreichen, um sie verschwinden zu lassen.
Seite 196

Stirn an Stirn, Haut an Haut. Ihre zwei Herzschläge verschmolzen zu einem.
Seite 288

Eine Dystopie der besonderen Art, in der die Melancholie teilweise zum Schneiden dick ist. Dazu zwei realistische Charaktere mit genug Schwächen und Stärken, die eine Menge Potential für weitere Teile bereithalten.

7/7

ISBN: 978-3944544052

Die gesamte Trilogie
  

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!:)