Als junger Mann verließ John Fallon Irland und kehrte nie wieder dorthin zurück. Nach seinem Tod reist seine Tochter Loreena auf die grüne Insel, um nach ihren Verwandten zu suchen. Kurz nachdem sie in dem Örtchen Badger´s Burrow angekommen ist, wird bei einer Veranstaltung eine Leiche in einem Whiskey-Fass entdeckt.
Wie sich herausstellt, trug der Tote eine Visitenkarte ihres Vaters bei sich. Loreena ist alarmiert. Wie sollte ihr verstorbener Vater etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun haben können? Sie forscht nach und stößt dabei auf ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen.
Figuren
Loreena, eine deutsche Whiskey-Händlerin, ist der Hauptcharakter in „Der Tote im Whiskey-Fass“. Durch den letzten Wunsch ihres verstorbenen Vaters und aus geschäftlichen Gründen verschlägt es sie ins ländliche Irland. Sie verbindet ihre Pflichten mit dem Praktischen und hofft dabei darauf, auch etwas über ihre irischen Wurzeln erfahren zu können, über die ihr Vater sie lange Zeit angeschwiegen hat. Als sie dann unfreiwillige Zeugin eines Leichenfundes wird und die Details ihr nach und nach zu persönlich vorkommen, beschließt sie, sich selbst der Sache anzunehmen. An sich sticht sie mit ihrer Art zwar nicht besonders zwischen anderen Figuren hervor, durch ihre entschlossene, willensstarke und manchmal etwas verschüchterte Persönlichkeit ist sie jedoch ein Charakter, von dem man einfach mehr lesen möchte.
Durch das Buch begleiten sie außerdem der Polizist Brandon, ihre eher flüchtige Bekanntschaft Kenneth und die alte Mae, die übrigens mein Liebling unter den Nebencharakteren war. Einfach, weil sie auf ihre überstürzende, vorlaute und manchmal schrullige Art nicht nur Loreena sondern auch mich als Leserin immer wieder aufmuntern konnte.
Schreibstil
Ich selbst war leider noch nie in Irland und habe mich auch bisher nicht näher mit all der Thematik beschäftigt, weshalb ich nicht allzu viel Ahnung habe, doch wirkt auf mich als Laie die gesamte Kulisse mit all seinen Details über Whiskey und die verschiedenen Traditionen sehr gut recherchiert. Ivy A. Paul konnte mir wirklich das Gefühl geben, dass ich mich an den verschiedenen Orten so gut auskenne, als wäre ich dort aufgewachsen. Nicht zuletzt, weil der Handlungsort auf relativ geringen Raum begrenzt ist und ich mich daher auch sehr schnell „zurechtfinden“ konnte. Wenn ich von Badger's Burrow las, war ich wirklich da.
Die Story selbst ist wirklich spannend gemacht, ohne zu aufregend zu sein. Die Autorin hat einfach die perfekte Mischung gefunden, um mich als Leserin am Ball zu halten, mir aber auch zu erlauben, einfach abschalten zu können. Jede einzelne der knapp 240 Seiten scheint eine leidenschaftliche Liebeserklärung an Irland (und vielleicht auch seinen Whiskey) zu sein. Und gerade das hat mir beim Lesen wirklich Freude bereitet. Es ist eben immer schön, wirklich selbst beim „Endprodukt“ zu merken, wie viel der Autor oder die Autorin von sich selbst in die Geschichte gesteckt hat.
Inhalt
Loreena landet eher zufällig bei der Whiskey-Verkostung der O'Mulligans, denn eigentlich ist sie auf dem Weg, die Asche ihres verstorbenen Vaters um die Brennereien Irlands zu verteilen. Badger's Burrow ist dabei die Endstation. Dass die O'Mulligans potentielle neue Geschäftspartner sind und Loreena deren Sohn Kenneth kennenlernt, der sie mit zur Veranstaltung nimmt, kommt ihr jedoch ganz gelegen. Innerhalb des ersten Kapitels lernt man also schon einmal die wichtigsten Personen und Orte der folgenden Handlung kennen. Dafür braucht es nicht einmal viele Seiten, denn Ivy A. Paul beschränkt sich, wie bereits erwähnt, wirklich nur aufs Wesentliche, ohne die Geschichte selbst darunter leiden zu lassen. Deshalb dauert es auch gar nicht lange, bis die böse Überraschung aus dem Whiskey-Fass gezogen wird. Da die Spuren nichts wirklich Eindeutiges ergeben, sondern sogar zu Loreenas verstorbenem Vater führen und sie natürlich dessen Unschuld beweisen will, beginnt sie selbst, Fragen zu stellen. Dass ihr Vater ein großes Geheimnis aus seiner Vergangenheit in Irland gemacht hat, ist dabei nicht gerade hilfreich. Nach und nach ergeben sich allerdings winzige Ungereimtheiten und in mir ist dabei eine richtige kleine Miss Marple geweckt worden, die schlichtweg alles und jeden suspekt fand. Die Autorin hat mich in der Lesezeit auf jeden Fall zu einer unglaublich misstrauischen Person gemacht, die trotzdem immer wieder auf falsche Fährten geführt wurde.
Das Ende selbst kam damit recht schnell und unerwartet, allerdings war es gut, so wie es war und definitiv ganz anders, als ich dachte. (Wobei ich der Wannabe-Detektivin in mir hier mal auf die Schulter klopfen muss, denn immerhin hatte ich den richtigen Täter verdächtigt. Die Umstände allerdings... Holy Moly, da wär ich sicher nie draufgekommen.)
Sie wollte gar nicht wissen, ob der Schotte noch gelebt hatte, als er in das Whiskey-Fass gesteckt worden war. Und noch weniger Gedanken wollte sie sich darüber machen, was geschehen wäre, wenn man das Fass auf herkömmliche Weise angestochen und den Whiskey ausgeschenkt hätte.
Seite 26
„Man denkt immer, in der Ferne liege das Glück und das Exotische sei so wunderbar. […] Dabei gibt es so viele Wunder vor der eigenen Haustür.“
Seite 172
Ein super Krimi für spannende Abende und eine fühlbare Liebeserklärung an Irland.
7/7
ISBN: 978-3-940258-55-7
Andere Bücher der Autorin
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!:)