Mittwoch, 6. März 2019

{Rezension} Tattoo


Dein Körper ist seine Leinwand – und seine Absichten sind mörderisch
Liverpool: Ein perfider Frauenmörder hält die Stadt in Atem. Seine Opfer findet man stets sorgfältig arrangiert und von Kopf bis Fuß mit kryptischen Tätowierungen bedeckt – die ihnen vor ihrem Tod mit einem Dorn beigebracht wurden. Detective Greg Carver und seine Kollegin Ruth Lake machen seit Monaten Jagd auf den »Dornenkiller« – ohne Erfolg. Dann wird erneut eine tätowierte Leiche gefunden. Das Opfer sieht Carvers Frau zum Verwechseln ähnlich, und Carver wird klar: Der Killer jagt auch ihn …

Figuren
Ruth Lake und Greg Carver sind die Hauptermittler im Fall des Dornenkillers. Beide fallen nicht aus dem typischen Raster heraus; Sie, eine energische und hartnäckige Frau und er ein psychisch angeschlagener, leicht verbitterter Mann, der zu oft zur Flasche greift. Solche Figuren gibt es in Krimis und Thrillern zwar zuhauf, doch machen diese beiden Protagonisten ihre Geheimnisse so interessant. Denn Ruth beginnt von den ersten Seiten an, die Spuren in der Wohnung Carvers zu verwischen, in der er angeschossen gefunden wird. Erst mit dem Voranschreiten der Story fügen sich die Taten beider logisch zusammen.

Schreibstil
Ashley Dyer schreibt mit lockerer Hand und lässt es beinahe so wirken, als sei Schreiben für sie das Einfachste auf der Welt. Sie hat mich als Leserin sofort an das Buch gefesselt und schafft mit einem gut durchdachten Kriminalfall und mehrdimensionalen Charakteren eine intensive Story.

Inhalt
In der ersten Szene bereits werden erste Fragen aufgeworfen, denn Ruth verwischt Spuren am Tatort, nachdem ihr Kollege Greg angeschossen wurde. Hinweise und Abdrücke werden entfernt und auch eine Waffe verschwindet. Ob sie aber diejenige ist, die abgedrückt hat, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest, sondern allein die Frage nach dem Grund für all das, welche auch lang bestehen bleibt. Zwar überlebt Greg den Angriff, muss jedoch im Krankenhaus bleiben, während Ruth die Ermittlungen zum Dornenkiller wieder aufnimmt, dessen 5. Opfer, die zwanzigjährige Kara, neue Fragen mit sich bringt, da sie komplett aus seinem Beuteschema zu fallen scheint. Statt dunkler Haare und brauner Augen, wie sie die restlichen Opfer hatten, ist sie blond, blauäugig und auch ein ganzes Stück größer als die anderen ermordeten Frauen. Eine Gemeinsamkeit teilt sie jedoch mit ihnen: Tätowierungen von kryptischen Symbolen am gesamten Körper, die ihnen der Killer mit Dornen zugefügt hat. 
Ruth folgt verschiedenen Fährten, fokussiert sich aber auch sehr stark auf die Hintergründe der Opfer, worüber ich so bisher selten in einem Thriller gelesen habe. Sie dreht jeden Stein um und versucht absolut jedes Detail aus Karas Leben zu kennen und in Betracht zu ziehen, weshalb ich als Leserin auch dem Opfer näherkam und es mir nach und nach immer näher ging, wie sich die Ereignisse entwickeln und wie Karas Leben ein Ende nahm.
Als ein weiterer Mord die Stadt erschüttert, der nicht die Handschrift des gesuchten Mörders trägt, kommt mit ihm ein zweiter Handlungsstrang dazu, der einen weiteren Spannungsbogen schafft. Trotzdem erlaubt die Autorin genug ruhigere Szenen, die aber nicht weniger interessant als die aufwühlenden sind.
Während sich dann über einen gewissen Zeitraum der neueste Mord in den Vordergrund drängt und der Dornenkiller für eine Weile plötzlich die zweite Geige zu spielen scheint, fügen sich alle Teile zusammen und der Dornenkiller selbst zwängt sich wieder mit geballter Kraft in den Ring und schafft ein nervenaufreibendes Finale.

Der hysterische Narzissmus, der einem in diesem neuen konfessionellen Zeitalter als Offenheit verkauft wird, ist dem Killer zutiefst zuwider. Doch diejenigen, die ihre Geheimnisse vor der Welt verschließen, sie still in sich tragen, bedächtig und diskret, die fesseln ihn.
Seite 122

„Wenn sein inneres Auge oder das entsprechende Chakra sich öffnet […] fällt alles, worauf sein Blick trifft, der Vernichtung anheim.“
Seite 272

„Manchmal ist es gut, sich an das zu erinnern, was uns am meisten bedeutet“, sagte sie, als würde sie seine Gedanken lesen. „Selbst wenn es keine Rolle mehr zu spielen scheint. Und sogar dann, wenn es uns Schmerz bereitet.“
Seite 289

Ein sehr lebendiger Thriller.- Definitiv eine Leseempfehlung von mir!
7/7
ISBN: 978-3-7341-0651-4

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