Freitag, 20. Dezember 2019

{Rezension} Die Verdammten

 
Kämpfe oder sterbe!

Beth Milburn will mit ihrer Tochter nach einem Shopping-Trip die Tiefgarage des Einkaufszentrums verlassen, als es passiert: Bäume brechen durch den Beton und verwandeln das Parkdeck in einen dichten Urwald. Der Weg nach draußen ist abgeschnitten.
Als niemand zur Hilfe kommt, ahnen die Eingeschlossenen, dass ganze Landstriche von der rätselhaften Naturkatastrophe betroffen sind – möglicherweise sogar die ganze Welt.

So ist es tatsächlich: Das Recht des Stärkeren regiert. Wer sich nicht anpasst, stirbt. Mordende Banden streifen durch die Wildnis. Menschen werden zu Raubtieren, und ein gnadenloser Kampf ums Überleben in der neuen Weltordnung beginnt.

Ein packendes Endzeit-Szenario, das dir keine Zeit zum Durchatmen lässt!


Figuren
Ich werde an dieser Stelle nicht alle auftretenden Figuren nennen, da ich sonst schon zu viel der fortlaufenden Story verraten würde, daher beschränke ich mich hier darauf, allgemein etwas über die Charaktere und zu schreiben.
Für mich ist es noch immer erstaunlich, wie verschieden alle Personen sind, denen ich in der Story begegnet bin. Wir hätten da die starke Mutter, die ihre anstandslose Tochter zu beschützen versucht, den zurückhaltenden aber langsam durchdrehenden Nerd und eine ganze Menge gruseliger Gestalten, die das Ende der Welt dazu ausnutzen, ihre kriminellen und auch zum Teil schockierend brutalen Seiten auszuleben und damit sogar erfolgreich werden. Es war frustrierend zu lesen, wie sehr viele der überlebenden Menschen in diesem Endzeit-Szenario verwildern und Krieg in eine Welt bringen, in der Zusammenhalt die Priorität sein sollte. Der Autor hat sich hier wahrlich ausgetobt und das Schlimmste der Menschheit zum Vorschein gebracht, jedoch auch hin und wieder Lichtblicke in Form jener Personen erlaubt, die es doch irgendwie geschafft haben, sich mit der Situation zu arrangieren und möglichst friedliche Wege zu gehen.

Schreibstil
Es gibt einfach Bücher, bei denen fällt es wirklich schwer, in verständliche Worte zu fassen, was sie in mir als Leserin ausgelöst haben. Genauso geht es mir mit „Die Verdammten“. Mir scheint es unmöglich, jemandem verständlich zu beschreiben, wie beklemmend der Autor dieses Buch geschrieben hat. Mit gerade genug Details schafft er eine schöne und gleichzeitig grässliche Bühne für seine Figuren und hat mich damit in einem Sturzbach von Gefühlen gestoßen. Vielleicht gerade durch die riesigen Bäume, die dicht den Planeten bedecken, hatte jedes der drei Bücher für mich die Erscheinungsform einer geschlossenen Szenerie auf einer eigenen kleinen Bühne in einem Stück.

Inhalt
„Die Verdammten“ besteht aus drei Büchern, deren Handlungen früher oder später ineinanderspielen, also ist es etwas schwer, den Inhalt des einen zu erklären, ohne etwas aus dem anderen zu spoilern. Ich werde hier also mal mein Bestes versuchen.
Im Grunde genommen bietet jedes Buch einen zeitlichen Ausschnitt zu verschiedenen Etappen aus dem Ende der Welt. Das erste Buch ist der Beginn vom Ende und wirft die Protagonisten mit voller Wucht aus dem städtischen Alltag in die neue Wildheit der Endzeit. Das zweite Buch baut darauf auf, wie verschiedene Menschgruppen sich allmählich mit der neuen Lebenssituation zurechtfinden und auf welche verschiedenen Wegen die Überlebensstrategien entwickelt haben. Das dritte Buch spielt dann 4 Jahre später und ist damit ein großer Schnitt zu seinen beiden Vorgängern. Die Welt ist auf irre Weise anders geworden und es fühlte sich beim Lesen eher so an, als wären Jahrhunderte vergangen, statt nicht einmal ein halbes Jahrzehnt.

Die Schwachen werden aussortiert, und dann ist dieses ganze Land bald nur noch von den Stärksten und Gewalttätigsten bevölkert. Es wird ein stetiger blutiger Kampf herrschen, ein Bürgerkrieg der primitivsten Art.
(S. 260)

Das Chaos der Story findet seinen Beginn in einem Parkhaus eines Einkaufszentrums. Während die letzten Leute ihre Einkäufe zu den Autos bringen, beginnt die Erde zu beben und gigantische Bäume schießen aus der Erde, zerstören Beton und Metall und lassen das erste Blut fließen. Die letzten Überlebenden des Parkhauses finden sich in einer Gruppe zusammen und schmieden Pläne um ihr Überleben zu sichern, auch wenn erschreckenderweise bereits zu diesem Zeitpunkt für manch einen nicht Nahrung und sauberes Wasser Priorität haben. Ganz nach dem Motto „back to the roots“ beginnen die Figuren sich mit Stöcken und Speeren zu bekämpfen bzw. sich damit zu verteidigen, während die Natur immer mehr menschlich geschaffene Strukturen zurückfordert. Doch nicht nur Mord und Totschlag sind der Mittelpunkt der Bücher, ich gebe zu, ich war überrascht als ich bemerkte, wie viel Tiefgang doch hinter dem Gesamtwerk steckt, wenn man nur mit den richtigen Hintergedanken liest. Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen Grausamkeiten und Heldentaten, zumindest im ersten Buch, noch recht ausgewogen, was ich so nicht erwartet hätte.

„Wie du siehst, können die meisten Leute hier sehr wohl schlafen“, flüsterte der Mann. […] „Du wirst es auch noch lernen – es hilft dir, nicht verrückt zu werden.“
„Und warum schläfst du dann nicht?“
„Weil ich schon verrückt bin. Es hat keinen Sinn, dagegen anzukämpfen.“
(S. 531)

Nun möchte ich noch ein paar Sätze zum zweiten Buch loswerden, während ich das dritte unangetastet lasse, denn jeder Satz wäre hier wahrscheinlich schon zu viel.
Das zweite Buch spielt nur einige Monate nach den Geschehnissen im ersten. Grob genommen dreht sich die Handlung um zwei Lager, die sinnbildlich schon fast für Paradies und Hölle stehen und deren Bewohner immer wieder aneinandergeraten. Wie sich hier nun sicherlich jeder denken kann, sind die Konflikte vorprogrammiert.
Der zweite Band ist nach meinem Geschmack etwas kurzlebiger gewesen, dafür allerdings auch schockierender auf verschiedenen Ebenen. Ab hier nimmt „die Verdammten“ wirklich jene Züge an, die ich von den Büchern des Festa Verlags, die ich bereits kenne, gewohnt bin. Ein verhängnisvoller Moment folgt dem nächsten und trotz der Schockmomente blieb mir beim Lesen genug Zeit, den Schreibstil und die aufgebaute Welt des Autors wertzuschätzen und von weiter weg zu betrachten.
Viel weiter in der Story möchte ich hier gar nicht vorweg greifen, nur so viel sei von meiner Seite gesagt: Mit dem Ende hätte ich nach allen drei Büchern auf diese Weise nicht mehr gerechnet.


Mitreißend und bewegend, jedoch, wenn auch voller (teils vorhersehbarer) Brutalitäten und Schocker, gehaltvoll genug um zum Denken anzustoßen. Hier bringt nicht nur die Menschheit, sondern auch die Natur Gefahren hervor und trotzdem zeigt der Autor auch die schönen Seiten von Mutter Erde auf.
Nur allerkleinste Schwächen halten mich davon ab, dem Buch 7/7 zu geben.

6/7


ISBN 978-3-86552-293-1
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Donnerstag, 21. November 2019

Ich bin zurück aus dem Sommertief!

Hallöchen meine wundervollen Hübschinetten!

Wie ihr sicher bemerkt habt, war hier eine ganze Weile nichts los, allerdings hatte das seine Gründe. Genau um die Zeit meines letzten Posts, also Ende Juli, wurde mein Leben etwas sehr viel stressiger als zuvor.- Der Uni sei Dank. Nicht.
Ich war dabei drei Hausarbeiten zu schreiben und ich gebe zu, ich hatte mich zeitlich sehr stark verschätzt. Direkt meine erste Hausarbeit nahm viel zu viel Zeit in Anspruch und deshalb hinkte ich mit den anderen beiden sehr hinterher. Ich musste letztendlich alles zum Zweittermin abgeben und nun bin ich endlich wieder (halbwegs) befreit. Vorerst zumindest.
Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, endlich wieder lesen und bloggen zu können, denn ich hatte in all den Monaten kein Buch angefasst, und dann kam das nächste Problem: Mein alter Laptop hat das Zeitliche gesegnet. Alles weg. Alles futsch. Fast zumindest.
Nun habe ich mein Geburtstagsgeschenk zum Glück etwas früher bekommen und kann endlich wieder das machen, was ich so sehr liebe: Lesen und meine Liebe dafür mit euch teilen.♥ 

Ich will gar nicht so viel drumherum reden, denn ich habe einiges vor!
Viele neue Bücher sind eingezogen (ich habe das Vorbestellen für mich entdeckt...) und ich schulde euch noch einige Rezensionen! Außerdem schwirrt wieder eine Menge Gedankenkotze in meinem Kopf herum. Ich bin euch jedenfalls sehr dankbar, dass ihr (fast) alle bei mir geblieben seid! Ich weiß, aktuell werden immer mehr Buchblogs verlassen, aber ich verspreche euch, dass ihr mich nicht so schnell los werdet. Sicherlich kann es nächstes Jahr wieder dazu kommen, dass ich in ein Hausarbeitentief falle, aber diesmal bin ich wenigstens vorbereitet, denn glaubt mir, ich habe aus meinem letzten Fehler gelernt.

Annabel

melissa mccarthy that moment when gif

Dienstag, 23. Juli 2019

{Gedankenkotze} Es ist okay, eine Leseflaute zu haben


Das Thema „Leseflaute“ scheint eigentlich kein so ernstes Thema zu sein, dass man darüber einen extra Post schreiben muss, allerdings lese ich in Büchergruppen immer wieder, wie jemand darüber klagt, dass er einfach keinen Nerv zum Lesen hat und seit Wochen nicht an Bücher ran kommt. Dann wird nach Tipps gefragt und ich bekomme dann immer das Gefühl, dass viele Buchbegeisterte wirklich glauben, dass sie lesen müssen und es ein richtiges Problem darstellt, wenn es einfach mal nicht klappt, ein Buch innerhalb von kurzer Zeit zu verschlingen, denn sonst funktioniert das ja auch.
Ich finde, das ist absoluter Quark. 
Nur weil man zum Beispiel Pizza liebt, isst man ja auch nicht jeden Tag Pizza, oder?
hilary pendleton jd beatty gif
Jeder der regelmäßig liest kennt diese Zeiten, in denen man es einfach nicht fertig bringt, das Lesen selbst zu genießen. Man will eigentlich unbedingt in einem Buch bzw. einer Geschichte versinken oder einfach abschalten und es klappt nicht. Egal, welches Buch man sich greift und wie gut es auch sein mag, über ein paar Seiten kommt man nicht hinaus.- Nun ja, zumindest sehen Leseflauten bei mir so aus und ich denke, mir geht es da wie vielen anderen auch. Im Gegensatz zu „vielen anderen“ versuche ich aber nicht, irgendetwas gegen diese Flauten zu tun, denn ich sehe sie nicht als ein Problem an. Leseflauten kommen und gehen auch wieder und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eher kontraproduktiv ist, wenn ich mich dann auch noch zum Lesen oder Überwinden dieser Flaute zwingen will. Warum auch? Niemand (außer hin und wieder die Uni) zwingt mich dazu, etwas zu lesen außer mir selbst. Und auch, wenn Rezensionsexemplare bereits auf mich warten, zwinge ich mich nicht zum Lesen, denn ich weiß genau, dass das die Rezension nur verfälschen würde. Denn wenn mir im Moment Lesen sowieso keinen Spaß macht, dann wird sich das natürlich auch auf mein Leseerlebnis auswirken. Und glücklicherweise hatte ich noch nie einen Autor/eine Autorin oder einen Verlag im Nacken sitzen, der gedrängelt hat. Vielleicht habe ich da auch Glück, aber bisher habe ich nur Leute kennengelernt, die meinten, sie warten lieber etwas länger auf eine Rezension, als ein absolutes Zeitlimit zu setzen und am Ende jemandem den Spaß am Lesen zu nehmen, weil man etwas geliefert haben will.
(An dieser Stelle will ich aber noch einmal anmerken, dass ich hier sicher niemanden dazu anspornen will, sich einen Stapel Leseexemplare zu beschaffen, um sie dann einfach irgendwann in ferner Zukunft zu lesen. Ich meine damit nur, das man sich keinen Druck machen sollte, wenn es sowieso nicht klappt, sich auf die Texte zu konzentrieren.)
Lesen ist ein Hobby, eine Ablenkung, eine Leidenschaft oder auch eine Flucht aus dem Alltag, deshalb finde ich, dass man gerade so etwas Schönes frei von Zwang halten sollte. Man schlingt ja auch für gewöhnlich nicht eine Tafel Schokolade herunter, um es endlich hinter sich zu haben, oder weil die gegessen werden muss.
Wie es an meinem Blog-Archiv zu erkennen ist, hatte ich in den letzten 2 Monaten auch so eine Leseflaute. Die Rezensionen sind ausgeblieben und es war für eine Weile still hier. Das finde ich selbst natürlich auch schade, denn ich will sicher nicht, dass mein Blog halbtot wirkt, aber wenn ich nunmal kein Buch länger als 10 Minuten in der Hand halten kann, weil einfach die Konzentration nicht da ist, dann ist das eben so. Ich habe mich einfach auf andere Dinge konzentriert, war mehr draußen in der Natur, habe neue Musik und Serien entdeckt und auch zwei Zeitschriften abonniert, von denen mir eine sogar wieder die Lust am Lesen zurückgegeben hat.- Ohne, dass es meine Absicht war.
Nun habe ich in kürzester Zeit vier Bücher beendet und bekomme immer noch nicht genug.
Was ich damit sagen will: Akzeptiert es einfach, wenn euer Hirn gerade nicht empfänglich für das geschriebene Wort ist. Macht andere schöne Dinge und vor allem: Nehmt den Druck von euch.


Und statt nun Tipps gegen Leseflauten aufzulisten, dachte ich, ich schreibe euch einfach mal ein paar positive Punkte auf, die Leseflauten in meinem Fall mit sich bringen.

  1. Nach der Leseflaute greife ich oft zu Büchern, die ich sonst nie in die Hand genommen hätte. Ich bekomme einfach spontane Lust auf Literatur außerhalb meines typischen Geschmacks und entdecke so Neues.
  2. Die Zeit, die ich sonst lesend verbringe, fülle ich einfach anders. Ich mache mehr kreatives Zeug, schreibe selbst, zeichne oder entdecke neue Inspirationen.
  3. Ich beschäftige mich anders mit Büchern. Das klingt erst mal komisch, aber ich lese in solchen Zeiten viel intensiver andere Rezensionen, Klappentexte oder Artikel und Posts über das Lesen. Man kann also sagen, ich erweitere meinen „buchigen“ Horinzont in Leseflauten.
  4. Ich putze. Wie verrückt. Nein, ich wohne sonst nicht in einem Saustall. Ich habe einfach etwas mehr Zeit und nutze die dann, um meine Bücher komplett abzustauben oder neu zu sortieren, aufzuräumen oder auch Dinge auszusortieren, von denen ich mich später über ebay oder Kleiderkorb trenne.
  5. Meine Vorfreude auf kommende Bücher und die Lesestunden mit ihnen wächst.
  6. Wenn ich dann wieder einfach drauflos lesen kann, sind die ersten Bücher nach der Leseflaute viel eingehender und intensiver.

Wie nehmt ihr Leseflauten wahr? Gibt es unter euch auch welche, für die sie einfach zum "Leseleben" dazugehören? Oder gibt es auch jemanden unter euch, der sie ganz schrecklich findet?

Wie immer bin ich gespannt auf eure Meinung zu dem Thema, also ab mit euch in die Kommentare! ;)

Samstag, 20. Juli 2019

{Rezension} Nebula Covicto - Grayson Steel und die Magische Hanse von Hamburg


Quaestor Grayson Steel hat Gefallen an der Arbeit als Ermittler in der magischen Gemeinschaft, der Nebula Convicto, gefunden. Seine Quadriga und er suchen weiterhin nach den Hintermännern rund um Sophias Entführung, welche beinahe zu einem Zusammenbruch der magischen Weltordnung geführt hätte.

Während sie im Schwarzwald nach einem entlaufenen Basilisken suchen, werden Grayson und sein Team plötzlich unfreiwillig in eine abenteuerliche Schnitzeljagd hineingerissen. Bis zum nächsten Neumond sollen sie ein gestohlenes Artefakt zurückholen. Die Spur des Diebesguts führt quer durch Deutschland bis nach Hamburg. Dort steht Grayson Steel schließlich den Dienern eines totgeglaubten, uralten Wesens gegenüber, das die Welt schon einmal verfinstert hat. An Meermenschen und Klabautermännern vorbei, muss er die Erweckung eines Altvorderen verhindern, sonst wird Hamburg in einem Sturm aus Gewalt und Feuer untergehen. Und mit der Stadt die Magische Hanse, die Lebensader der Nebula Convicto…

Figuren
Grayson scheint im zweiten Band von „Nebula Convitco“ von allem einen Dosis mehr bekommen zu haben. Er ist zynischer, sarkastischer aber auch charmanter und damit immer noch eine genauso geniale Hauptfigur geblieben wie in Band 1. Er hat innerhalb eines Jahres viel gelernt und findet sich nun besser in seinem neuen Leben zurecht, allerdings ist auch immer noch offensichtlich, dass er noch eine Menge Arbeit vor sich hat.
Seine gesamte Quadriga (also sein Team) ist dynamisch dank der verschiedenen Charaktere der Personen, nur hätte ich mir einen deutlicheren Chemiewechsel gewünscht, da neue Figuren dazugekommen sind.

Schreibstil
Torsten Weitze schreibt hier erneut genauso talentiert wie im Vorgängerband. Trotz Schießereien und genug Konflikten wirkt das gesamte Buch ruhiger, manchmal auch etwas „dahingeplätschert“, da einfach der Kern des Ganzen diesmal nicht so detailliert ausgebaut wurde, wie in „Grayson Steel und der Verhangene Rat von London“. Dem entgegen setzt der Autor aber eine perfekt durchdachte Welt in der ich mich sofort wieder heimisch gefühlt habe und daher diesen kleinen Minuspunkt nicht so stark wahrgenommen habe.

Inhalt
Auf der Jagd nach einem Basilisken wird die Quadriga getäuscht und schnell kommt heraus, dass jemand hinter ihnen her ist und sie manipulieren, vielleicht sogar tot sehen will. Ein Jahr nach den Geschehnissen aus Band 1 müssen Grayson und seine Leute also plötzlich untertauchen. Auf der Reise zu einem Versteck werden sie jedoch bereits entführt.- Von einem Drachen. Die Quadriga soll ein Artefakt finden, das den Drachen gestohlen wurde und mit dem die gesamte Menschheit ins Unglück gestürzt werden könnte. Eine Jagd durch halb Deutschland nimmt ihren Lauf, welche in Hamburg ihr Ende findet.
Dank der vielen neuen Wesen (Zwerge, Drachen, Homunkuli, ein Chupacabra u.a.), die der Autor in seine Geschichte einbindet, büßt auch dieser Band nichts an Mystik ein. Außerdem sind sie ein tolles Adding für jeden Leser, der sich auch so für Kryptozooologie interessiert wie ich. Durch sie hatt Torsten Weitze die Realität für mich plötzlich magisch gemacht, selbst die Toiletten an Autobahnraststätten.
„Grayson Steel und die magische Hanse von Hamburg“ ist durchweg wirklich ein gutes Buch, das ich genossen habe, auch, wenn es mir nicht ganz so viel geben konnte wie sein Vorgänger. Grayson scheint einfach einfach ab einem bestimmten Punkt nicht mehr genau zu wissen, wie es weitergehen soll und das lässt seine Aktionen kopflos und willkürlich wirken. Er scheint einen Plan zu haben, gleichzeitig aber auch nach einem zu suchen. Selbstverständlich ist es auch möglich, dass der Autor das als Stilmittel für die Story genutzt hat, bei mir kam das allerdings nicht ganz so an. Die Verzweiflung Graysons ist spürbar, jedoch auf die falsche Art und Weise. Das Ende des Buches holt diesen kurzen Durchhänger dann zwar mit viel Biss auf, war für mich jedoch zu kurzweilig. Man hätte hier Gigantisches Getöse vollbringen können, draus geworden ist aber eher eine kräftigere Brise.

Grayson nickte ihnen noch einmal zu, dann suchten sich sowohl Richard als auch Morgan passende Verstecke. Grayson hingegen lehnte sich einfach gegen die frisch erschaffene Bärenstatue mitten im verregneten Wald und wartete darauf, dass ihn eine fiese, magische Echse angriff. An Tagen wie diesen fragte er sich ernsthaft, warum genau er seinen Job überhaupt mochte.
Seite 18

Er bestellte sich gedankenverloren ein leichtes Abendessen bei Heinrich und betrachtete sie nur verwaschen erkennbare Großstadt, die im Nebel vor ihm lag. Wie ein böses Omen schien sie nach und nach im Wolkendunst zu verblassen, als wäre sie nur ein schöner Traum, der bald aufhören würde zu existieren, um etwas Altem und Mächtigem Platz zu machen, das diesen Ort vor unendlich langer Zeit schon einmal in Besitz genommen hatte.
Seite 229

Wieder sind tolle Lesestunden garantiert, allerdings steht dieses Buch dem ersten Band in ein paar Punkten nach. Ich hoffe drauf, dass sein Nachfolger wieder aufholt und ihn überholt.
5/7

Meine Rezension zu Band 1 findet ihr hier.

ISBN: 9783862826445
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Montag, 15. Juli 2019

{Rezension} Ein dreckiger Job - Seelenakte Frankfurt am Main



Mein Name ist Eshr’el. Ich bin ein Dämon.

Seit 216 Jahren sammle ich schwarze Seelen für die Armee meines Herrn: Ich kläre grausame Verbrechen auf und töte die Täter. Sex und Zuckerwasser halten mich bei Kräften. So weit, so gut, so einfach. Nie hätte ich damit gerechnet, dass eine schwarze Seele eines Tages den Spieß umdreht: Sie jagt mich – und den einzigen Menschen, der mir etwas bedeutet.
Warum muss ich mich verlieben? Warum an Menschlichkeit erkranken – ausgerechnet jetzt?

Dies ist meine Geschichte.

Figuren
Eshr'el, der skrupellos eine schwarze Seele nach der anderen nieder mäht, behauptet ein Dämon zu sein, was allerdings nur bedingt zu stimmen scheint, denn er wird nicht nur vom Schlechten angetrieben und es landen auch immer wieder Anspielungen darauf, dass er etwas oder jemand anderen sein könnte, auf dem Tisch. Tatsächlich handelt er sogar unverhofft oft gut. 

Schreibstil
Der Klappentext ließ bereits erahnen, dass in diesem Buch einige Sexszenen auf mich warten würden, allerdings bieten diese statt Erotik eher gelegentliche What-The-Fuck-Momente. Der Autor besitzt einen guten Schreibstil, welcher mich nicht zuletzt das Buch an einem Tag durchlesen lassen hat, allerdings sollte er vielleicht noch einmal seine teilweise höchst merkwürdigen Beschreibungen überdenken. Vielleicht war eine Szene, in der eine Frau mit dem besten Stück des Mannes im Mund („wie ein Kind, das an einem Daumen lutscht“) einschläft, auch einfach humoristisch gemeint und dieser Witz kam nicht ganz bei mir an, allerdings hat diese Umschreibung bei mir eher bewirkt, dass mich wochenlang dieses Bild verfolgt hat, und mich zum gelegentlichen reflexartigen Kopfschütteln mit verzogenem Gesicht gezwungen hat. 
Diese Stellen machen zum Glück aber den geringsten Teil des Buches aus und, das muss ich hier wohl gestehen, sie haben es mich vor allem nicht vergessen lassen. Es ist ja nun schon ein Weilchen her, dass ich „Ein dreckiger Job“ beendet habe, aber selbst durch Prüfungsstress, Festivaleskalationen und einen neuen Hund, der extrem viel Aufmerksamkeit fordert, konnte ich diese eine Szene nicht vergessen und damit die gesamte Story nicht.

Inhalt
Das gesamte Buch ist so aufgebaut, dass Eshr'el dabei ist seine Geschichte niederzuschreiben und dabei hin und wieder von Maria, einem Engel der sich halbnackt auf seinem Bett herumkugelt, unterbrochen wird, wodurch Nachfragen und zusätzliche Informationen aufkommen. 
Kurz gefasst kann man Eshr'els Job so beschreiben, dass er schwarze Seelen für seinen Herrn sammelt und sich bei der Suche nach ihnen als Tatortfotograf tarnt. Die gesammelten Seelen liefert er ab und mit jeder von ihnen bemerkt er eine neue Veränderung an sich selbst. Unverständliche Träume oder Visionen plagen ihn, er verliert hin und wieder die Kontrolle über seinen eigenen Körper und auch der Sex ist für ihn nicht mehr so belebend wie früher.
Durch diesen Job landet er auch direkt am Anfang der Geschichte in einer Lagerhalle, in der eine gehäutete Familie aufgehangen wurde. Ohne Zweifel gibt es also wieder eine schwarze Seele für Eshr'el zu holen. So beginnt Eshr'el also, sich durch Seiten zu kämpfen, die mit Kindsmord, Suizid,
und Häutungen gefüllt sind. Die spätere Erklärung der Zusammenhänge zwischen diesen Gräueltaten treibt die Spannung dabei zwar weit hoch, allerdings recht spät. Zusätzlich führen alle Spuren genau dahin, wo ich das Böse in diesem Buch sowieso schon länger vermutet hatte.
Leider hat mir für lange Zeit der Rote Faden in der Story gefehlt. Das Konzept des Buches war mir schon klar und ich habe verstanden, warum was passiert, und dass die Tatsache, dass Eshr'el seine Geschichte selbst schreibt, den Erzählverlauf etwas ändert. Nur musste ich doch ziemlich lange nach dem Kern des Buches suchen.

„[...] Das Täterblut... Na ja, die müssen im Labor echt Murks gemacht haben. Die schwören Stein und Bein, dass es Tierblut ist. Panda.“
„Panda?“ Ich pruste los.
Seite 184

Blasphemisch, dezent gory und eine gesunde Portion Galgehumor. Abgerundet wird das Werk mit einem hoch interessantem Hauptcharakter. Trotz kleiner Schwächen also definitiv ein lesenswertes Buch (wenn man das entsprechend dicke Fell dafür hat).

6/7
ISBN 978-3-86762-358-2
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Donnerstag, 2. Mai 2019

{Rezension} Die Tochter der Hexe

Bathcomb, England, im Jahr 1628. Fassungslos muss die junge Bess Hawksmith mit ansehen, wie ihre Mutter als Hexe hingerichtet wird. Doch damit nicht genug, die Hexenjäger sind auch hinter ihr selbst her. Verzweifelt vertraut sich Bess dem geheimnisvollen Gideon Masters an, von dem man hinter vorgehaltener Hand munkelt, er sei ein Schwarzmagier. Und tatsächlich zwingt Gideon Bess zu einem dunklen Pakt ... Dorset im Jahr 2007: Bess hat sich in der ruhigen Ortschaft Matravers ein neues Leben aufgebaut. Dank ihrer Kräutermischungen und homöopathischen Heilkünste ist sie bei den Einheimischen hoch angesehen. Keiner ahnt, dass die freundliche, attraktive Frau in Wahrheit eine unsterbliche Hexe ist. Bis Bess eines Tages von den finsteren Mächten ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Figuren
Dieses Buch beschränkt sich auf wenige Charaktere, macht diese aber umso intensiver. Die Hauptfigur dabei ist Bess, eine Hexe. Kennengelernt habe ich sie in verschiedenen Stationen ihres Lebens, in denen sie jedoch immer als schlaue und unbeugsame Frau auftritt. Verschiedene Schicksalsschläge bringen sie dazu, ihre Emotionen tief im Inneren zu verschließen, was die Momente, in denen sie Gefühl zeigt, umso wertvoller und schwerwiegender macht.

Schreibstil
Dass das Geschehen in der Gegenwart in einer Art Tagebuch-Stil beschrieben wird, hat mir nicht wirklich gefallen. So ließen sich zwar lückenfüllende Szenen vermeiden, gleichzeitig hat der Stil der Tagebucheinträge aber gar nicht zu einem Tagebuch gepasst. Es ist schwer, zu beschreiben, aber die Einträge ähneln eher sehr kurzen Romanausschnitten. Die Kontinuität hat mir hier etwas gefehlt. 
Ansonsten hat Paula Brackston einen gut zu lesenden Schreibstil. Sie fängt jeden Schrecken, sei es Pest, Tod oder Schwarze Magie, perfekt ein und beschränkt sich dabei nur auf die wesentlichen, aber gewichtigen Details.


Inhalt
Bess erzählt als ältere Frau Tegan, einem jungen Mädchen, ihre Geschichte; Wie sie als junges Mädchen das Hexen- und Heilerinnenhandwerk ihrer Mutter erlernt, auf tragische Weise ihre Familie verliert und sich ab diesem Zeitpunkt allein durchs Leben schlägt.
Zu Beginn lebt sie als Elizabeth mit ihren Eltern, Geschwistern und ein paar Kühen ein einfaches aber glückliches Leben auf dem Land. Wir befinden uns allerdings im Jahr XXXX und der Hexenverfolgungswahn greift immer weiter um sich. Bess muss ihre Kräfte also unterdrücken, um überleben zu können. Als die Pest das Dorf Batchcomb erreicht, bleiben allerdings auch sie und ihre Familie nicht verschont. Nach und nach folgt ein tragischer Todesfall dem nächsten und als Bess überlebt, sorgt dies sofort für Aufsehen unter der misstrauischen Bevölkerung. 
Bess muss sich in Sicherheit bringen und kommt bei Gideon unter, einem Hexenmeister, der fernab der Menschen im Wald lebt. 
Mit Zeitsprüngen erfahre ich beim Lesen nicht nur, wie es in ihrer Vergangenheit weiterging, sondern auch, wie Bess im Hier und Jetzt Tegan beibringt, was es heißt, eine Hexe zu sein. Und ganz egal, wie man zum Thema Magie und Hexerei steht, also ob man daran glaubt oder nicht, so schafft die Autorin auf jeden Fall einen sehr interessanten neuen Blickwinkel auf das Ganze. Sie zeigt nicht nur fantastische, sondern auch realistische Ansätze von Kräuter- und Naturheilkunde, ganz ohne Hokuspokus und zeigt auch, wie schwer es Frauen und insbesondere Bess als Hexe in den vergangenen Jahrhunderten hatten. Bess ist nämlich einige hundert Jahre alt, als sie ihre Geschichte erzählt, die im 17., 19., 20. und 21. Jahrhundert stattfindet. Paula Brackston hat aus dieser Biographie eine unglaublich düstere und gefährliche Reise durch die Jahrhunderte geschaffen, voller Tragödien und Höhepunkten. Dahingehend halte ich das Buchcover auch für etwas unpassend, da es kaum zum Inhalt passt.- Aber das nur am Rande.

 Während ich dies schreibe, wird  das Licht meines Beltanefeuers von einem wundervollen Sonnenaufgang verdrängt. Die blutroten Strahlen pulsieren förmlich vor heilender Energie. Ich sitze auf einem moosbewachsenen Baumstumpf, die Füße nass vom Tau. Eigentlich sollte diesem Moment nur Freude und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft innewohnen, aber ich kann eine gewisse Traurigkeit nicht abschütteln.
Seite 234

Nicht zum ersten Mal erstaunte es mich, zu welcher Tapferkeit der Mensch doch imstande war, wie stark der Geist doch manchmal war. Und welch gnadenloses Leid die Menschen einander zufügen konnten.
Seite 385


Anders als erwartet, aber eine positive Überraschung.
6/7

ISBN: 978-3-453-31975-2

Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.