Einst war Krampus der gefeierte Herr des heidnischen Julfestes. Bis zu dem Tag, an dem er einem Komplott des Nikolaus zum Opfer fiel. Entmachtet und in eine dunkle Höhle in der neuen Welt verbannt, musste Krampus mit ansehen, wie der Nikolaus das Weihnachtsfest zum Jahreshöhepunkt im Dezember erhob. Doch seine Zeit der Gefangenschaft neigt sich dem Ende zu. Denn dem mittellosen Musiker Jesse ist zufällig der Schlüssel zu Krampus’ Freiheit in die Hände gefallen.
Bis dato kannte ich den Autoren Brom noch gar nicht. Ich hatte allerdings nur Gutes von ihm und seinen Werken gehört. Und da ich auf der Suche nach etwas Düsterem war, war mir "Krampus" sofort ins Auge gesprungen. Tja, was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht.
Krampus ist ja tatsächlich meine Lieblingsfigur geworden. Anfangs noch ausgemergelt wird er von Jesse, einen heruntergekommenen Musiker, der kurz vor'm Selbstmord steht, mehr oder weniger "entdeckt". Mit ihm seine Belznickel, welche sich ihm zu Ehren mit Fellen und Hörnern schmücken. Sie begleiten ihn und sind sozusagen seine Handlanger. Jesse wird nun dazu gezwungen, mit ihnen zu ziehen, denn Krampus will den Nikolaus umbringen. Schließlich hat er (wie schon im Klappentext erwähnt) ihm das Fest gestohlen und "pervertiert". Jedoch hat Jesse natürlich besseres zu tun, als mit ein paar verkleideten Mördern und einem zwei Meter hohem Was-auch-immer in seinem zerbeultem Wagen durch die Gegend zu fahren. Mehrmals unternimmt er Fluchtversuche...
Denn Jesses Frau Linda und seine kleine Tochter Abigail haben ihn schon vor einer ganzen Weile verlassen und wohnen nun bei Dillard, einem Polizeichef, der schon seine erste Frau umgebracht haben soll...
Diese ganzen Probleme ziehen sich so durch das Buch wie ein roter Faden. Nebenbei begegnet man anderen nordischen Sagengestalten und wird hin und wieder Gemetzeln ausgesetzt. Meiner Meinung nach, sollte das Buch (teilweise) eine Altersbeschränkung haben. Ab 14 oder sowas. Denn Krampus zerhackstückelt immer wieder Menschen und auch diverse Vulgäre Konversationen kommen in der Story vor. Mich stört das nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass manche Eltern nicht wollen, dass ihre 13-jährigen Kindchen so etwas lesen...:D
...Wie auch immer. Ich mag sowas ja. Wenn das Buch scheinbar nur aus bösen Gestalten besteht. Selbst Krampus ist ja irgendwie "böse". Ich meine... Als jemand im Sterben liegt und kaum noch bei Bewusstsein ist, zudem noch Nägel im Körper stecken hat, wackelt er an einem der Nägel, weil der Sterbende kaum noch zuhört. Als dieser dann vor Schmerz aufschreckt, gibt Krampus nur sowas wie "Ach schön, du bist noch am Leben, also hör mir weiter zu!" von sich und erzählt weiter die Geschichte, warum der Nikolaus ein Schwein ist. Allein dafür liebe ich ihn. Er ist Gut und Böse in einem.
Schön finde ich es auch, dass Krampus immer wieder das sagt, was den Menschen eigentlich mittlerweile klar sein sollte. Er kritisiert, dass sie immer mehr von der Technik eingenommen werden. Er sagt seine Meinung zu diversen Drogensüchtigen und bemerkt immer wieder, dass der Mensch sich mehr mit der natur verbinden sollte. Ich weiß nicht, ob der Autor es beabsichtigt hat, aber "Krampus" ist sogar irgendwie eine Art Spiegel und zeigt, was der Mensch schon alles kaputt gemacht hat.
"Manchmal ist er schwer zu verstehen", sagte Isabel. "In einem Moment will er alle umbringen, und im nächsten weint er um ein paar tote Vögel."
Seite 204, Zeile 8-9
Er schaute zu Jesse, dem das Kinn wieder auf die brust gesunken war. "Hallo?" Jesse antwortete nicht. Krampus streckte den Finger aus und wackelte an einem der Nägel, die noch immer aus dessen Bein ragten. "Aua!", schrie Jesse. "Pass auf. Was ist eigentlich mit dir los?" - "Du lebst noch." - "Ja... Ich lebe noch. Hab ich ein Glück." Krampus nickte. "Gut... Also wo war ich? Ach ja..." [...]
Seite 247, Zeile 23 - 33
Ein Lied... Von weit her... "Achy Breaky Heart." Jesse kam zu dem Schluss, dass er in der Hölle gelandet sein musste, weil sie diesen entsetzlichen Song unmöglich im Himmel spiegel konnten.
Seite 255, Zeile 1-4
"[...] Ich muss mich also fragen, welche Rolle ich noch spielen kann, in einer Welt, in der die Menschen eine Kiste mit bewegten Bilder verehren, in der sie Tränke bereiten und einnehmen, die ihnen das Gehirn zerfressen, in der sie ganze Berge verwüsten und plündern und sogar die Erde töten?[...]"
Seite 367, Zeile 29 - Seite 367 Zeile 2
(Das sind nur sehr wenige von vielen Zitaten, die ich mir markiert hab)
Wer Dark Fantasy mag und sich für Sagen und Mythen interessiert, darf auf keinen Fall dieses Buch verpassen. In "Krampus" fiel mir nicht eine einzige Schwachstelle auf und obwohl das Ganze eher dunkel beschattet ist, mangelt es nicht an lustigen Szenen. Ich liebe dieses Buch!
5/5