„Ich bin noch hier!“, rief er herausfordernd in den Raum. Aber nicht einmal ein Echo antwortete ihm. Sein Ruf verklang ungehört im Nichts und die Stille wog schwerer als zuvor.
Ein alter Uhrmacher vor einem Rätsel. Endlose Wanderungen durch Eis und Schnee. Lockende Versprechungen eines Baumes. Wenn das Licht schwindet und die Schatten dichter zusammenrücken, wenn kalte Finger nach dir greifen und dein Weg unweigerlich zu Ende scheint: Wem schenkst du dein Vertrauen?
21 phantastische Geschichten vom Grund der Dinge. Zum Gruseln, Träumen und Nachdenken.
Geheimnisvoll, düster und melancholisch erzählt Miriam Schäfer von den Welten zwischen Traum und Wirklichkeit, Licht und Schatten, Wahrheit und Legende.
Das hier ist nach Jahren die erste Rezension, die ich über eine Kurzgeschichtensammlung schreibe. Da alle 21 Kurzgeschichten in „Das Fehlen des Flüsterns im Wind“ recht individuell sind, habe ich mich dazu entschlossen, „Figuren“, „Schreibstil“ und „Inhalt“ nicht wie gewohnt getrennt zu bewerten, sondern meine Rezension in einem Fließtext zusammenzufassen. So fällt es mir einfach leichter, das Buch als Gesamtes zu rezensieren. Denn, seien wie ehrlich, wenn ich jede Geschichte einzeln bewerten würde, würde ich die kommenden Tage zu gar nichts mehr kommen.
Das nur als kleine Info am Rande.
Ich muss ja zugeben, dass ich eigentlich immer einen Bogen um Kurzgeschichten gemacht habe, einfach, weil ich annahm, dass sie mir nicht so viel geben könnten wie ein Buch, aber- Oh Boy!- Miriam Schäfer hat mich eines Besseren belehrt.
Ich wollte mir die 21 Kurzgeschichten ursprünglich einteilen, um mehrere Tage etwas vom Buch zu haben, doch war es wie mit Keksen: Man gönnt sich dann doch noch eine Seite, und noch eine, und schon ist man am Ende angelangt. Dazu noch die Art und Weise, wie die Darstellungen „schmecken“!- Wie Bitterschokolade, die langsam auf der Zunge zergeht.
Schon von der ersten Geschichte an bekam ich ein Gefühl für den Schreibstil der Autorin. Ihre Storys sind immer sehr stimmungsvoll und geben eine ganz besondere Atmosphäre wider.
Wer im Deutschunterricht ein bisschen aufgepasst hat, weiß ja, dass Kurzgeschichten fast immer wie ein Ausschnitt aus einem großen Ganzen wirken und darin sehr selten einfach Orts- oder Zeitsprünge stattfinden und die Enden für gewöhnlich offen sind. Meistens also auch ohne Vorgeschichte wird der Leser direkt vor eine Situation gesetzt. Logischerweise bringt das auch einige Geheimnisse über die Personen, Orte und ihre Vergangenheiten mit sich. Miriam Schäfer hat diese Tatsache sehr gekonnt für ihre Kurzgeschichten genutzt. Sie spielt förmlich mit dem Nichtvorhandensein von näheren Details, beziehungsweise den im Schatten liegenden Hintergründen und baut mit wenigen Worten sehr bildreiche Storys darum, die mal obskur, mal sehr emotional oder auch rabenschwarz und hoffnungslos sind.
Wie ein kleines Kunstwerk, das man länger betrachten muss, um verstehen zu können, was man sieht, brauchte es manchmal auch eine Weile des Grübelns, bis ich den Kern oder die Botschaft hinter der Geschichte, die ich gerade gelesen habe, erkennen konnte.- Wobei ich gestehen muss, dass ich sehr sicher bin, dass jeder Leser die Geschehnisse im Buch unterschiedlich wahrnimmt und erlebt.- Aber jede von ihnen, egal wie kurz, gab mir das Gefühl, mich in der einen oder anderen Art und Weise bereichert zu haben.
Hierzu möchte ich aber auch sagen, dass es für mich auch wichtig war, die Kurzgeschichten nicht zu sehr zu zerdenken. Sie alle waren, mal mehr, mal weniger, surreal und teilweise habe ich dann lieber die Absonderlichkeit mancher Handlungen und Szenen hingenommen, statt die gelesenen Seiten zu Tode zu analysieren.
Sie war Licht und Luft und Nichts, und doch so wirklich wie das Blätterrauschen in der Nacht.
Seite 31, „Purpurnacht“
„Sie haben, was sie brauchen, ich gab ihnen ein Herz! Was könnte sie besser führen? Sie müssen nur lernen, darauf zu hören!“
Seite 92, „Der Puppenspieler“
Deine Berührung brennt wie Feuer auf meiner Haut. Ich bin gefangen zwischen dem Wunsch, mich dieser Phantasie hinzugeben und dir nah zu sein, und dem Wissen, dass ein Nachgeben mich nur schneller in den Traum hinabziehen wird. Ich will nicht schlafen.
Seite 168, „Das Fehlen des Flüsterns im Wind“
Nebulöse, surreale Kurzgeschichten, geschrieben von einer Autorin, die wunderbar mit Worten malen kann.- Was will man mehr?
7/7
Mariam Schäfer wurde 2014 für "Claire" (auch in "Das Fehlen des Flüsterns im Wind" enthalten) mit dem Deutschen Phantastik Preis für die "Beste deutschsprachige Kurzgeschichte" ausgezeichnet.
(Diese Geschichte war auch einer meiner Lieblinge...:3)
ISBN: 9783862825639
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!
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