Donnerstag, 4. April 2019

{Rezension} Die verlorene Puppe


Fantástico – Fabuloso – Apocalíptico! So lautet das Motto des fliegenden Zirkus Apocalástico. Rasante Artisten zu Pferde, eine bärtige Dame, ein echtes Mammut, ein Magier, der mit elektrischem Strom zaubert, der junge Roma-Akrobat Ferenc Badi und seine chinesische Partnerin Yue am Trapez können das Publikum in ganz Europa begeistern.

Die Eiszeit des 19. Jahrhunderts verhindert ein Vordringen auf andere Kontinente jenseits der Ozeane – bis maskierte Männer das Zirkusluftschiff kapern, um es in Gefilde zu steuern, die nie ein Europäer zuvor betreten hat. Bereits auf der Überfahrt stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es scheint: Agenten verschiedener Mächte haben im Zirkus ihre Finger im Spiel, und der Name eines schrecklichen Geheimnisses geistert durch die Gänge des Luftschiffs.

Doch am Ziel ihrer Entführer wartet eine faszinierende, fremde, blutrünstige Hochkultur auf die Artisten, und der Rückweg in die Heimat wird ihnen das Äußerste abverlangen …

Figuren
Als kampflustiger und wagemutiger Trapezartist ist Ferenc nicht nur ein aufregender Hauptcharakter sondern mit seinen ganzen Macken auch sehr realistisch gezeichnet. Zwar scheint hin und wieder der Weiberheld in ihm durchzukommen, doch ist seine tiefe Zuneigung zu Yue, seiner Partnerin am Trapez, ein starker Pol seiner Gefühle, die ihn immer wieder durcheinander bringen und verletzlich machen.

Schreibstil
Und erneut hat mich dieses Autoren-Duo begeistert in Atem gehalten. Der Schwermut Ferencs gesamter Geschichte ist von der ersten Seite an spürbar, packend, und der Spannungsaufbau beginnt auch in diesem Buch sehr früh. Das Wiedereintauchen in die Welt von Eis und Dampf war ein bisschen, als würde ich wieder an einen Ort kommen, den ich lange vermisst habe (nur wirkt er jetzt noch etwas fantastischer).

Inhalt
„Die verlorene Puppe“ spielt im gleichen Universum wie „Die zerbrochene Puppe“, nur eine Weile nach den Ereignissen des ersten Bandes. Trotzdem würde ich behaupten, dass man dieses Buch auch unabhängig vom ersten lesen kann, nur wüsste man die Welt um Ferenc und viele Nebencharaktere dann nicht zu schätzen, denke ich. Denn wie „Die zerbrochene Puppe“ werden die Kapitel auch hier wieder von Tomkes Fahrtenbucheinträgen getrennt, welche das Gesamtbild für mich perfekt gemacht haben, jemandem, der das erste Buch nicht kennt, jedoch erst einmal fehl am Platz vorkommen könnten.
Die Artisten des Apocalástico sind bunt zusammengewürfelt, doch was sie verbindet sind ihre vielen kleinen und großen Probleme und Mysterien, die sie mit sich herumtragen und bei manch einem sehr viel schwerwiegender und umfangreicher sind, als zuerst angenommen.

Während einer Vorstellung brennt das Zirkuszelt des Apocalástico nieder und seine Artisten, eingeschlossen Ferenc, werden entführt. Mit ihren Kidnappern überqueren sie den Atlantik von Spanien aus zum Reich der Mexica, doch bereits kurz nach dem Aufbruch kommt es zu Vorfällen auf dem Luftschiff; Ein Mann begeht Selbstmord und Zwietracht zwischen den Gefangengenommenen wird gesät, denn es stellt sich heraus, dass nicht nur der Tote Geheimnisse hatte. Bei den Mexica angekommen beginnt direkt das nächste grausige Abenteuer, in das sich die Mitglieder des Zirkus' stürzen müssen. Das Spiel zwischen Realität und Fiktion, das dabei vonstatten geht, ist wahrhaft hypnotisierend. Ich habe jeder Seite entgegengefiebert, gleichzeitig aber das Ende befürchtet, weil ich einfach nicht schon wieder diese Welt verlassen wollte. Das haben mir die Autoren noch schwerer gemacht mit dem schockierenden aber auch berührenden Finale des Buches.

Ein toter Zirkus – oder schlief er nur? Geisterhaft um Schatten, seltsam und beunruhigend und verquer, denn der Zirkus war nie das richtige Leben, und wenn man ihn ohne das Licht sah, ohne den Applaus und den Jubel, ohne den Rauch und die Spiegel, dann war er wie eine Vision aus der Unterwelt.
Seite 148

Ich konnte immer in die Zukunft sehen. Schicksale umgeben die Menschen wie bunte Seifenblasen. Schillernd ändern sie die Farbe und den Lauf der Dinge. Meine eigene ist zerplatzt. Farblos bin ich zurückgeblieben.
Seite 312

Eine grandiose Fortsetzung, die trotzdem auch ganz eigenständig standfest ist und mit der mich die Autoren erneut von sich und ihrem Können überzeugen konnten.
7/7

ISBN 978-3-86762-275-2

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2 Kommentare:

  1. Huhu!

    Das hört sich ja wirklich richtig gut an! Ich hab leider immer noch nicht Band 1 gelesen, aber es wartet auf meiner Wunschliste ... ich hoffe, dass ich es dieses Jahr lesen kann ^^ Ja, ich weiß, das Jahr ist noch lang *lach* Aber meine Wunschliste auch :D

    Danke für deine Meinung dazu!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallöchen liebe Aleshanee,

      ja, das mit dem Zeitmanagement kenne ich.:D Ich habe mir für dieses Jahr eine Liste mit 10 Büchern von meinem SuB gemacht, die ich schaffen will, und habe davon erst eins bhaken können. Irgendwie bekommt man dann doch immer Lust auf etwas anderes, oder ein neues Reziexemplar trudelt ein oder so...
      Aber ich verspreche dir, diese Bücher lohnen sich wirklich.♥ Die beiden Autoren haben einen so so SO wundervollen Schreibstil und die Welt in den Büchern in so... Anders.:D Ich bin so doof, wenn es um Beschreibungen geht.:D

      liebste Grüße
      Annabel

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