
Ich wurde gefragt, wie denn mein Verhältnis zu meinen Romanfiguren so sei. Ob ich eine Beziehung zu ihnen aufgebaut habe, ob ich mit ihnen spreche, mit ihnen lache oder weine und ob ich trauere, wenn eine von ihnen stirbt. Nun, diese Frage kann ich nur mit "Ja" beantworten. Und das aus gutem Grund, schließlich handelt es sich bei meinen Romanfiguren um Sunnie und Polli!
Ich habe sogar ein sehr inniges Verhältnis zu den beiden Katern und das liegt daran, dass wir schon sehr lange in einem gemeinsamen Haushalt wohnen. Um genau zu sein, seit nunmehr 13 Jahren. Und das kam so:
Eines schönen Tages, vor eben 13 Jahren, standen die beiden Herren mit ihren Koffern vor meiner Haustür und eröffneten mir, dass sie von nun an hier wohnen würden, aber wenn ich wollte, könnte ich solange bleiben, bis ich was Besseres gefunden hätte.

(c) Joachim Sohn, http://walkingmills.de/
Der kluge Leser hat längst festgestellt, dass es nicht soweit gekommen war, denn ich wohne ja noch immer hier mit ihnen zusammen. Nachdem sie mir also ihre Koffer vor die Füße geknallt hatten, machten sie es sich auf meinem roten Sofa gemütlich, schauten zu, wie ich auspackte und schmiedeten bereits Pläne, wie sie das Haus nach ihren Vorstellungen umgestalten könnten. Was soll ich sagen, wie ich sie so dasitzen sah, habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Schon bald machte ich Fotos von ihnen, wie sie musizierten, einfach so dastanden, gemeinsam kochten oder wie berühmte Maler vorbeikamen, um von ihnen berühmte Gemälde anzufertigen. Es gefiel den beiden, dass ich sie porträtierte. Das mache sich gut für ihre Biografie und obendrein sparten sie Geld für den Fotografen, haben sie gesagt. Und so durfte ich noch ein bisschen bleiben. Aber ich spürte, dass ihre Geduld bald zu Ende war. Doch dann, wie das Leben so spielt, verhalf mir ein Zufall dazu, dass aus der Duldung eine dauerhafte Zweckwohngemeinschaft wurde.

(c) Joachim Sohn, http://walkingmills.de/
Der kluge Leser hat längst festgestellt, dass es nicht soweit gekommen war, denn ich wohne ja noch immer hier mit ihnen zusammen. Nachdem sie mir also ihre Koffer vor die Füße geknallt hatten, machten sie es sich auf meinem roten Sofa gemütlich, schauten zu, wie ich auspackte und schmiedeten bereits Pläne, wie sie das Haus nach ihren Vorstellungen umgestalten könnten. Was soll ich sagen, wie ich sie so dasitzen sah, habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Schon bald machte ich Fotos von ihnen, wie sie musizierten, einfach so dastanden, gemeinsam kochten oder wie berühmte Maler vorbeikamen, um von ihnen berühmte Gemälde anzufertigen. Es gefiel den beiden, dass ich sie porträtierte. Das mache sich gut für ihre Biografie und obendrein sparten sie Geld für den Fotografen, haben sie gesagt. Und so durfte ich noch ein bisschen bleiben. Aber ich spürte, dass ihre Geduld bald zu Ende war. Doch dann, wie das Leben so spielt, verhalf mir ein Zufall dazu, dass aus der Duldung eine dauerhafte Zweckwohngemeinschaft wurde.

Auf keinen Fall, fauchten sie mich in der gleichen Lautstärke an wie zuvor, aber die Geschichte stünde schon fest, sie bräuchten sie mir nur noch zu erzählen und wenn ich wollte, könnte ich sie aufschreiben.
So kam es also, dass sie mir ihre Geschichte vom Land der Monate und vom Verschwinden des Juni erzählten und davon, wie sie ihn wiederfanden.
(c) Joachim Sohn, http://walkingmills.de/
Und es sollte nicht die einzige Geschichte bleiben. Wer würde es mir also verübeln, dass ich bei dieser engen Verflechtung mit den Katern und ihren aufregenden und außergewöhnlichen Erlebnissen eine Beziehung zu ihnen aufbaue, die mich an ihrer Freude und ihrem Leid teilhaben lässt. Wer kann es mir verübeln, dass ich mich von jedem ihrer Schicksalsschläge erschüttern lasse. Natürlich habe ich bei ihren Geschichten mitgelitten, wenn sie mal wieder zu Recht beschuldigt wurden, ich habe mit ihnen gelacht, wenn sie jemanden die Treppe runterschubsten und ich habe geweint, wenn ihnen jemand einen Keks vor der Nase weggeschnappte oder ähnlich bewegende Ereignisse mit ihnen geschahen. Und ja, natürlich würde ich in ein tiefes Loch fallen, wenn es einen von den beiden nicht mehr gäbe. Aber zum Glück wird das nicht passieren. Jedenfalls nicht solange ich da bin.

PS: Den Junistapel habe ich übrigens am nächsten Tag unter dem Julistapel gefunden. Aber das spielte da schon keine Rolle mehr.

Die Monate sind ganz durcheinander: Juni ist verschwunden und niemand weiß, wo er ist. Höchste Zeit, dass Sunnie und Polli ermitteln. Die Kater haben doch bisher noch jeden Fall lösen können. Das behaupten sie zumindest in ihrer Geschichte. Der Autor Joachim Sohn, der bei den Katern wohnen darf, notiert nicht ganz ungezwungen, was die beiden ihm dazu zu berichten haben. Und was vielleicht äußerlich wie eine Kindergeschichte wirkt, ist in Wahrheit eine höchst anspruchsvolle Persiflage über Heldenreisen, Wortfindungen, Gedankenketten, Buchsatz und nicht zuletzt eine gewisse Selbstironie an die Geschichte über die beiden Kater selbst, die ein reiner Tatsachenbericht ist.
Eine philosophische Katzengeschichte für Fans von Walter Moers und Freunde von ganz besonderer Unterhaltung in Wort, Schrift und Bild des Buches.
(Quelle)
Über den Autor
Joachim Sohn wurde 1968 in Wiesbaden geboren, studierte in Mainz, Konstanz und Berlin Vergleichende Sprachwissenschaften, Romanistik und Theater-, Film und Fernsehwissenschaft. Außerdem qualifizierte er sich an der Animation-School in Hambung zum Animationsdesigner. Er war viele Jahre freiberuflich für deutsche Trickfilmproduktionen tätig und arbeitet seit 2004 als Flash-Designer und Animation-Director in Düsseldorf.
Neben seinem Einsatz für vegane Ernährung, humanistisches Denken und den Tierschutz erfindet er auf umweltschonenden Zugfahrten tiefgründige Geschichten. Allerdings muss man einwenden, dass diese Geschichten eigentlich den Gehirnwindungen zweier Kater entspringen, wie sie im vorliegenden Buch beschrieben werden. Aber lesen Sie selbst!
Weitere Informationen auch auf seiner Homepage.