Sonntag, 27. Januar 2019

{Rezension} Die zerbrochene Puppe

Die Physikerin Æmelie von Erlenhofen stellt auf einer Konferenz in Venedig den Prototypen einer Brennstoffzelle vor. Kurz darauf dringen wandelnde Tote in ihre Unterkunft ein und töten die Wissenschaftlerin, der es gerade noch gelingt, ihrem Mann Naðan die Flucht zu ermöglichen. Das Letzte, was sie ihm mit auf den Weg gibt, ist ihre alte Porzellanpuppe, die von nun an Naðans beste Freundin wird, da sie mit der Stimme seiner verstorbenen Frau spricht. Die sterblichen Überreste Æmelies indes verschleppen die wandelnden Kadaver …

Figuren
Ich glaube, Figuren, wie Judith und Christian Vogt sie erschaffen, habe ich vor diesem Buch noch nie getroffen. Jede von ihnen ist facettenreich, interessant, sehr individuell und begeistert auf ihre ganz eigene positive oder negative Art. Das „Juwel“ unter diesen Charakteren ist Naðan, der Hauptcharakter. Er scheint nur aus Gegensätzen, die trotzdem miteinander harmonieren, zusammengesetzt zu sein. Er wirkt wie ein zerbrechlicher Mann, beweist allerdings auch oft genug, dass er eine starke Seele besitzt. Obwohl ihm großes Unrecht geschieht und er gerade erst seine geliebte Ehefrau verloren hat, bleibt er am Boden und trägt überraschenderweise keinen großen Zorn in sich, jedoch vermehren sich seine Rachegelüste nach und nach.

Schreibstil
Ich war von Beginn an wirklich überwältigt von der spürbaren Liebe Naðans zu seiner Frau Æmelie, obwohl sie nicht diese typische, schwere Romantik inne hat, sondern ganz eigen die beiden miteinander verbindet. Das Autorenpaar hat einen wirklich besonderen Schreibstil, den ich mittlerweile zu meinen allerliebsten zähle. Er ist lyrisch und angenehm anspruchsvoll, gleichzeitig aber leicht und mit einem Hauch Poetik, dann wieder düster und schroff und trotzdem immer konstant unkompliziert.


Inhalt
Naðan und seine Frau Æmelie werden nachts aus dem Schlaf gerissen, als Fremde in ihre Unterkunft einbrechen. Naðan kann gerade so mit der Porzellanpuppe seiner Frau entkommen, Æmelie selbst hat dabei jedoch nicht so viel Glück. Überstürzt und verwirrt flieht er durch das vereiste Venedig, die Puppe Ynge dabei als seinen einzigen Trost immer in der Tasche. Während er die Nachforschungen um den Verbleib seiner Frau aufnimmt, stößt er auf immer mehr blutige Geheimnisse verschiedenster düsterer Gestalten, eines davon: Das urplötzliche Verschwinden von Leichen häuft sich in der letzten Zeit und die Anzahl an mechanischen Zombies, nach Frankensteins Art zusammengebaut aus Leichen, steigt. Während er der mal mehr, mal weniger deutlichen Spur folgt, verläuft Naðan sich zwischen Prostituierten, alten Bekannten und den Ermittlungen immer wieder, ist aber nie von seinem eigentlichen Ziel abzubringen. Selbst, als er scheinbar den Verstand verliert, weil er glaubt seine Frau würde durch Ynge mit ihm reden, knickt er nicht ein, sondern lernt nur mehr und mehr, wie er auf seine Weise um Gerechtigkeit kämpfen kann.
Nach langem verzweifelten Hin und Her landet er in den Armen von Wilden, den Friesen, und findet in unerwarteten Gestalten Verbündete, und Feinde gleichermaßen. Mein liebster Teil vom Buch beginnt hier, doch würde ich spoilern, wenn ich an dieser Stelle mehr verraten würde. Nur lasst mich so viel sagen: Tragik, Nervenkitzel, dunkler Humor und derart neue und alte Emotionen setzten hier nicht nur Naðan, sondern auch mir zu. 
Judith und Christian Vogt haben eine traurige, verhärmte alternative Welt zu unserer geschaffen, in der Zeppeline über gefrorenen Städten kreisen und weitgreifende, dunkle Machenschaften überall miteinander verzweigt sind. Sie haben geschickt gewohnte und ungewohnte Elemente miteinander verwoben und so eine ideale Mischung erschaffen.

Wie kann man begreifen, dass die, neben der man Nacht für Nacht eingeschlafen ist, deren warmen Körper man stets als Teil seines Lebens geschätzt hat, nun fehlt? Manchmal frage ich mich: Tut es weh, weil ich sie vermisse?
Oder tut es so schrecklich weh, weil ich den Schmerz empfinde, den ihr Fehlen der Welt verursacht?
Seite 19

Es ist so, dass ich die Wirklichkeit liebe. Sie hat eine ganz eigene Poesie, und die Kunst hat ihr oft nichts mehr hinzuzufügen. 
Seite 57

Während des Zeichnens gestand ich mir ein, dass ich unglücklich war. Dass eine Leere in mir war, die Ynges Schweigen nur vertiefte, dass sie mich aushöhlte und meine Seele darin klappern ließ.
Seite 218

Ich wünschte mich tot, oder ich wünschte die Welt tot. […] Ich war so nah an etwas Schönem, und doch verblasste alles Schöne, scheiterte und brach als Eisscholle entzwei an der Leere, die in mir gähnte wie der Riss im Puppenkopf.
Seite 244

Spektakulärer Steampunk, begeisternd anders und packend von der ersten bis zur letzten Seite. Einfach ein wundervolles Buch von Autoren, die immer die richtigen Worte zu finden scheinen.

7/7
(Wenn ich könnte, würde ich hier 700 geben. Und ein tanzendes Einhorn.)
ISBN 978-3-86762-156-4

Weitere Werke der Autoren
   
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Dienstag, 22. Januar 2019

{Rezension} Das sechste Erwachen

Durch die Schwärze des Universums gleitet ein einsames, aber dafür umso gewaltigeres Raumschiff – die Dormire. An Bord befinden sich 2000 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. Stirbt ein Crewmitglied, wird es umgehend durch seinen eigenen Klon ersetzt. Doch dann erwacht der Klon von Maria Arena vorzeitig und über und über mit Blut befleckt. Marias Erinnerungen wurden gelöscht, sie weiß nur noch, dass sie getötet wurde – ebenso wie der Rest der Crew. Schnell ist den Klonen klar, dass sich an Bord der Dormire ein Mörder aufhält, und wenn sie ihn nicht schnell finden, wird er wieder zuschlagen ...

Figuren
Insgesamt sechs Menschen bilden die Besatzung des Raumschiffes „Dormire“ und abgesehen von dem Bordcomputer mit eigenem Bewusstsein und 2500 Zivilisten im Tiefschlaf sind sie allein im Weltraum. 
Am sympathischsten war mir Maria, das Mädchen für alles, wenn man es so nennen möchte. Den Umständen, unter denen sie als ihr eigener Klon aufwacht, zum Trotz verhält sie sich von Beginn an relativ normal, handelt möglichst rational und versucht, die Fassung zu bewahren. Einen weiteren Ruhepol stellt Joanna, die Ärztin an Bord, dar. Dann wären da noch Wolfgang, der nicht besonders vertrauenserweckende Sicherheitschef, die mürrische Kapitänin Katrina, Paul der Ingenieur und Hiro, der Pilot des Raumschiffs, bei dem bei mir als erstes die Alarmglocken geschrillt haben. 

Schreibstil
Mur Lafferty schreibt lebendig, ohne ihre Story zu überladen. Sie hat in „Das sechste Erwachen“ geschickt Krimi, Horror und etwas Humor miteinander vermischt und eine wirklich packende Geschichte daraus gesponnen. Die vielschichtigen Charaktere und ihre starken Hintergründe runden das Bild perfekt ab.

Inhalt
In einer Zeit, in der die Menschen bereits den Mond besiedelt haben, wacht Maria Arenas Klon mitsamt dem Rest der geklonten Mannschaft ohne Erinnerungen auf. Blut und Leichen treiben durch den schwerelosen Raum und schon steht die Besatzung der Dormire vor einem riesigen und vor allem gefährlichen Rätsel: Wer hat die gesamte Crew umgebracht und warum wurden mit dem Bewusstsein der Leute nicht auch ihre Erinnerungen in die neuen Körper gepflanzt?
Mit Erinnerungsfetzen und gesammelten Hinweisen vom Tatort kann sich die Crew nach und nach, wenigstens zum Teil, ein Bild der Gesamtsituation machen. Die 2500 Menschen an Bord des Raumschiffes sind Sträflinge, die einen neuen Planeten, bzw. eine neue Erde, besiedeln sollen, denn die alte ist nicht nur überbevölkert, sondern durch Kriege bereits dem Untergang geweiht.

Neben dem eigentlichen Handlungsstrang wird immer wieder ein interessantes, ethisches Problem angesprochen: Das Klonen. Unter anderem werden hier die Legalität des Klonens und das Modifizieren von Menschen infrage gestellt. Ist es noch natürlich, Geschlecht, Hautfarbe, Erbkrankheiten und dergleichen nach eigenen Wünschen in einem neuen Körper zu züchten oder zu ändern? Die Autorin greift immer wieder tief in diese Materie und lässt ihre Charaktere nicht nur über den Sinn des Lebens diskutieren, sondern auch über die Unsterblichkeit eines Menschen, der sich immer wieder klonen lassen kann. Diese „Nebenthematik“ trägt dazu bei, dass sich ein sehr komplexer und authentischer Weltenbau über das gesamte Buch erstreckt.

Alle Menschen und Klone hatten ihre Gründe, auf diese Reise zu gehen: Abenteuer und Forschungsdrang waren der Antrieb für viele der Menschen, die Flucht vor religiöser Verfolgung der für viele der Klone.
Seite 38

„Aber das Leben war schon immer billig, nicht wahr? Manche Menschen haben sich wegen der Beute in einem Videospiel abgestochen. Sich gegenseitig wegen einer Verkehrswidrigkeit erschossen. Politische Attentate. Mord an wirtschaftlichen Konkurrenten. Ich glaube, das Klonen hat dazu geführt, dass wir es viel mehr wertschätzen, weil es im Überfluss verfügbar ist.“
Seite 115

Ein wahnsinnig gutes Buch und meiner Meinung nach super für jene, die sich an das Genre Sci-Fi herantasten wollen.

7/7
ISBN: 978-3-453-31919-6
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Sonntag, 20. Januar 2019

{Rezension} Herr der Sieben Königreiche

Bevor die Welt gerettet werden kann, muss sie ja erstmal kaputtgehen
Zitara Zaylandra, Voodoodienstleistungen aller Art, - Verzaubern, Verbannen, Entfluchen; oder das jeweilige Gegenteil davon -, lebt abgeschieden und getrennt von ihrem Zwergenclan in der Einöde Dramuriens nahe der Berge der Verdammnis. Die Hütte, in der schon ihre Großmutter dem Zaubergeschäft nachging, ist nur einen Steinwurf entfernt von der berüchtigten Grotte der Tausend Wunder. Der Alltag hier ist eher dröge, bis eines Nachts der gnomische Möchtegern-Meisterdieb Maljosh mit einem plüschigen Problem vor ihrer Tür steht. Sie soll seinen Hamstergefährten Ambros von einem dunklen Fluch heilen, bevor das bemitleidenswerte Wesen sich den letzten Rest seiner Seele aus dem Leib hustet. - Im wahrsten Sinne des Wortes! Um dafür die sieben Zutaten der Macht zu beschaffen, müssen sie wohl oder übel hinab in die tiefsten Teile der Grotte, aus denen noch kein Abenteurer lebend zurückgekehrt ist. Doch mit Zitaras grenzenloser Selbstüberschätzung und Maljoshs linken Händen kann eigentlich gar nichts schiefgehen ...

Figuren
Die weibliche Hauptfigur ist Zitara, eine Zwergin die Voodoodienstleistungen anbietet, höchst intelligent ist, wenn auch vielleicht etwas eitel, und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Maljosh dabei zu helfen, ein Heilmittel für seinen kranken Hamster Ambros zu finden.
Maljosh ist ein Gnom und ein Dieb, was ihn erst in die missliche Lage gebracht hat. Er ist überraschend unbeholfen für seine Profession, erweist sich aber trotzdem nach und nach als kleiner Held.
Zu den beiden gesellen sich noch weitere Figuren, allesamt liebenswert mit ihren kleinen und großen Macken und den Streitereien untereinander.

Schreibstil
Sylvia Riess' Schreibstil ist leicht, aber sie bringt alles direkt auf den Punkt. In „Herr der Sieben Königreiche“ hat sie eine kleine, kompakte Welt geschaffen, die die Figuren der Story perfekt umschließt. Außerdem muss ich der Autorin das Talent zusprechen, jede noch so große Absurdität glaubwürdig rüberbringen zu können. Beim Lesen habe ich die gesamte Zeit den Eindruck gehabt, dass sie großen Spaß beim Schreiben dieser Geschichte hatte.

Inhalt
Der kleine Hamster Ambros ist am Geisterhusten erkrankt. Das heißt, er verliert nach und nach kleine Teile seiner Seele, beispielsweise sein Gemüt oder seine Angst vor Wasser. Erst dieser Umstand erweckt Zitaras Interesse, als Maljosh hilfesuchend vor ihrer Tür steht. Gemeinsam ziehen sie also los, um die sieben Zutaten der Macht zu besorgen, damit Zitara einen Heiltrank für Ambros herstellen kann. Dieses Abenteuer jedoch bringt viele Gefahren mit sich. Die beiden müssen sich samt Begleiter durch ein Höhlensystem voller Fallen, Ghule und Oger schlagen, während Ambros immer schwächer wird. Trotz der vielen gefährlichen Stolpersteine liefert dieses Buch eine witzige Geschichte, was nicht zuletzt den von Grund auf verschiedenen Charakteren und ihren Zwisten untereinander zu verdanken ist.
Ich bin sicher, mit vielleicht 13 Jahren hätte ich diese Geschichte über alles geliebt. Nicht, dass ich mich beim Lesen „zu alt“ fühlte - das keineswegs – doch ist „Herr der Sieben Königreiche“ für mich nichtsdestotrotz eher eine süße, spannende und fantasiegeladene Geschichte für Zwischendurch. Denn auch, wenn der Großteil der Handlung sich unter der Erde abspielt, hat die Autorin eine sehr bunte, abwechslungsreiche Story mit vielfältigen Kreaturen und Persönlichkeiten geschaffen.

"Wie hat Oma es immer gesagt? Du bist das Ding, vor dem die anderen im Dunkeln Angst haben müssen. Wenn du das nicht kannst, dann verdienst du es gar nicht, als Voodoohexe weiter unserem Geschäft nachzugehen, und es ist gut, dass du gefressen wirst.
Ach ja, Oma. Sie hatte immer so beruhigende Ratschläge parat gehabt.
Seite 68

Eine irrwitzige, spannende Geschichte über den Wert der Freundschaft, verpackt in einer einfallsreichen Fantasy-Kulisse.
6/7
ISBN-13: 978-3961114580

Weitere Bücher von Sylvia Riess
 

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Samstag, 19. Januar 2019

{Gedankenkotze} Warum Leserzahlen mich nicht mehr beeindrucken

Wie immer gilt auch heute wieder: Legt meine Worte nicht auf die Goldwaage und nehmt mir meine Meinung bitte nicht übel. Ich spreche hier nur über mein Empfinden und nicht das der ganzen Welt und am wichtigsten: Habt euch lieb.♥


Wer schon länger einen Blog besitzt oder seit mehreren Jahren in der Bloggerwelt unterwegs ist, an dem ist es sicher nicht vorbeigegangen, wie sehr sich die Buchbloggerwelt auf die Social Media-Welt verschoben hat. Ich möchte mich nicht als „Profi“ oder dergleichen bezeichnen, allerdings führe ich meinen Blog seit Oktober 2012, das sind immerhin mittlerweile über 6 Jahre, und mir sind einige gute aber auch einige unschöne Veränderungen aufgefallen und über eine dieser Veränderungen möchte ich mich hier mal auslassen.
Leserzahlen.
Oh ja, dieses leidige Thema.
Ich bin seit vielleicht 3 Jahren auch auf Facebook mehr unterwegs, was die Buchblogger-Szene angeht. Mittlerweile gibt es ja selbst dort schon „Blogs“ wie Sand am Meer. Ich möchte hier niemanden zu irgendetwas degradieren und sicher nicht alle über einen Kamm scheren, bitte glaubt mir das, aber ich persönlich habe das Gefühl, dass Facebook und Instagram nicht gerade unschuldig daran sind, dass sich in den Köpfen vieler vieler Blogger, bzw. Rezensenten, der Gedanke eingepflanzt hat, dass allein die Leserzahl einen Blog ausmacht. Wo genau das angefangen hat, vermag ich nicht zu sagen, aber ich sehe jeden Tag die Auswirkungen. Mindestens fünfmal scrolle ich über Beiträge wie „Mir fehlen nur noch 12 Leser bis zu 300, wer hilft mir?“ oder „Follow für Follow!“-Posts. Das ist aber wenigstens ehrliches Leser-Haschen, wenn ich das jetzt mal so nennen darf. Was mir noch saurer aufstößt sind höchst schlecht „getarnte“ Eigenwerbungen wie „Ich suche neue Blogs!“. Das ist an sich natürlich nicht das Problem, dutzende über dutzende Leute stürzen sich bei diesen Posts sofort ins Kommentarfeld um ihren Link dazulassen – Was natürlich absolut in Ordnung ist. Die Leute, die zu dieser Linkflut allerdings aufrufen, belassen es meist nicht bei „Ich suche neue Blogs!“ sondern es kommt zu 99% immer ein „ABER HIER IST ERSTMAL MEIN BLOG SCHAUT HER SCHAUT HER ICH BRAUCHE LESER UND KLICKS“ hinterher. 
Zugegeben, nicht in diesem Wortlaut. Aber genauso liest es sich für mich. Ich weiß, ich werde hier jetzt wahrscheinlich ein paar Leuten auf den Schlips treten, aber hört euch bitte erst kurz meinen Standpunkt zu dem Ganzen an. Neue Blogs kennenlernen zu wollen finde ich super und ich bin selbst immer auf der Suche nach neuen Leuten, die Interessantes schreiben. Aber:
A) Warum rufen in der gleichen Gruppe meist 5 bis 10 Leute am Tag nach neuen Bloglinks und 
B) Warum hauen sie ihren Blog selbst direkt in diesen Aufruf? 
Der ein und andere würde jetzt sicher sagen „Na falls jemand neugierig auf den Blog des Autors des Posts ist, erübrigt es sich, noch einmal den eigenen Link in die Kommentare packen zu müssen.“. - Jaha-ha-ha. So sehe ich das aber nicht. Manch einer hat vielleicht nur diese Intention dabei im Hinterkopf, aber in meinen Augen sind solche Posts meistens einfach nur höchst schlecht getarnte Eigenwerbung. Es ist schon traurig, wie oft ich auf Facebook sowas lese wie "Ich habe seit gestern einen neuen Blog, wie bekomme ich mehr Leser und Rezensionsexemplare?"
Eigenwerbung ist nichts Schlimmes und ich selbst betreibe sie ja auch, wenn ich unter einem Post im Kommentar einen Link dalasse oder auf der Messe einem Verlag meine Karte gebe. Aber angemessene Eigenwerbung und Andere-Mit-Der-Nase-Draufdrücken sind zwei verschiedene Dinge. Ich frage mich nur: Was verspricht man sich davon? Ich habe nicht selten Blogs gesehen, die doppelt so viele Leser wie ich hatten und keinen Kommentar weit und breit. Und warum? Weil auf GFC eine Tonne an „Toten Lesern“ herumdümpeln. Nein - Da sitzen keine verschimmelten Leichen am Laptop, denen Pilze aus den Ohren wachsen. Tote Leser sind für mich die, die eben solchen Follow-Aufrufen gefolgt sind, sich aber nicht für den Blog selbst interessieren. Natürlich gibt es stille Mitleser, aber ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass unter 600 Lesern auch „Laute Mitleser“ dabei sein müssen. Und wenn Leser, die durch Gewinnspiele mit Like-Pflicht oder „Follow für Follow“-Posts nicht in der Leserliste verschimmeln, dann sind sie nach einer Woche sowieso bald wieder weg, denn sie haben diesen Blog nicht verfolgt, weil sie der Inhalt interessiert, sondern weil sie wie auch immer geangelt wurden. Ich habe vor vielen Jahren selbst so dummes Follower-Haschen betrieben, weil ich dachte, das muss so. Ich weiß, wovon ich da spreche. Leider.
Aus diesen Gründen beeindrucken mit Blogs oder Facebookseiten oder Instagram-Accounts nicht mehr, wenn sie eine möglichst große Zahl an Followern haben. Bemerkenswerter finde ich jene Blogs, Seiten und Accounts, auf denen viel los ist, die leben.
Natürlich lebt ein Blog von seinen Lesern, allerdings lebt er noch mehr von deren Kommentaren und Interaktion. Keine Frage, ich freue mich über jeden neuen Follower, aber noch mehr freue ich mich über Kommentare, denn damit kann man arbeiten. Seit langer, langer Zeit schon dümpele ich auf den 350ern herum, aber statt mich zu ärgern, dass es nicht vorwärts geht, freue ich mich lieber darüber, dass diese über 350 Leute auf meinem Blog bleiben, hin und wieder lesen was ich schreibe und offenbar interessiert genug an meinen Beiträgen sind, um ein kleines „Follow“ oder ihre Meinung dazulassen (hier einen Keks für jeden von euch, meine süßen Stalker ♥).
Und was ich ebenfalls sehr schade finde: einige Verlage legen mittlerweile auch unheimlichen Wert auf Zahlen. Da soll man sich erst gar nicht bewerben, wenn man weniger als 500 oder gar 1000 Leser hat. Was soll das? Und nein, hier schreit nicht meine beleidigte kleine Seele mit einem „Mimimi“ auf, sondern eine Bloggerin, die sich über solche stumpfen Auswahlkriterien ärgert. Nicht, weil ich irgendwelche Bücher nicht bekommen habe, die ich wollte, sondern weil man so sehr auf ein paar Zahlen reduziert wird. Glücklicherweise habe ich auch viele Leute von riesigen und sehr kleinen Verlagen kennengelernt, die meine Meinung teilen. Nämlich dass wichtig ist, was auf dem Blog so los ist und welche Qualität die Rezensionen haben und nicht, welche Zahl dein Blog oder deine Seite mit sich herumschleppt.

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Dieser Text ist vielleicht ein bisschen all over the place, aber dazu sind meine Gedankenkotze-Posts ja da. Damit Annabel sich Luft machen kann.:D


Wie wichtig sind euch Leserzahlen? Beeindrucken sie euch überhaupt noch?
Und auch die Meinung der Verlage und Autoren würde mich sehr interessieren. Wie sehr achtet ihr bei der Auswahl eurer Rezensenten auf die Zahlen?


Freitag, 18. Januar 2019

{Rezension} Najaden - Das Siegel des Meeres

Brodelnde Feuerinseln, am Meeresgrund leuchtende Steine, das unendliche Sandmeer – ein exotisches Fantasyabenteuer.
In Heike Knaubers Roman lauert an jeder Ecke tödliche Magie, geheimnisvolle Wesen kämpfen in der Arena um Leben und Tod, und die Seiten knistern nur so vor Romantik. Dabei spielt die vielschichtige Handlung sowohl am Grunde des Meeres als auch in einem Wüstenreich, das im Sandmeer zu versinken droht: Knaubers Heldin Meliaé ist Thronfolgerin des legendären Najaden-Volkes – doch weiß sie nichts über ihre Herkunft. Als zwei grausame Brüder sie entführen, scheint Meliaés Tod unausweichlich, doch dann entdeckt sie ihre dunkle Liebe zu einem Mann, der sich für sie sogar mit dem Gott der Unterwelt anlegen wird …

Figuren
Meliaé ist zu Beginn des Buches noch ein Kind, ungefähr 14 Jahre alt, und wirklich schwer von Begriff, wenn nicht sogar debil. Zwar altert sie im Verlaufe der Kapitel um 4 Jahre, ist dann also 18 und immerhin etwas selbstständiger, doch an Grips hat sie nicht wirklich zugelegt. Höchstens an Verehrern. 
Immer wieder bringt sie sich und andere völlig leichtfertig in Gefahr, um eine Sekunde später höchst theatralisch ihr Leid zu klagen. Und trotzdem wird sie immer wieder viel zu makellos und perfekt beschrieben. Es findet sich seitens der Erzählung kein schlechtes Haar an ihr, obwohl sie die emotionale Stabilität einer Schwangeren mit Hormonschwankungen besitzt, sich immer wieder so unglaublich erhaben gibt und im nächsten Moment die Wehleidigkeit in Person ist.

Schreibstil
Mit dem Schreibstil der Autorin habe ich mich schwer getan. Er wirkt auf mich nicht nur trocken sondern auch absolut nicht packend. Die Beweggründe der Figuren werden meist gar nicht erklärt und auch, wenn ich mich nach der Hälfte des Buches irgendwie mit dem Schreibstil anfreunden konnte, würde ich ihn wohl nie wiedererkennen.


Inhalt
Meliaé fällt Sayaf schon früh in die Hände, zu diesem Zeitpunkt ist sie noch 14 Jahre alt und da beginnen für mich schon die ersten Probleme. Die Beziehung zwischen den beiden (sofern man es bei einem Kind, das vielleicht gerade die Pubertät erreicht hat, und einem erwachsenen Mann so nennen möchte) ist höchst fragwürdig für mich, wenn nicht sogar schon lächerlich. Allein der Verlauf des ersten Treffens zwischen den beiden hat sich merkwürdig angefühlt. Unglaubwürdige, viel zu spontane, überkochende Emotionen machen sich hier auf wenigen Seiten so breit wie in einer gesamten 08/15 Schnulze voller Hassliebe. Das Alter der beiden trägt für mich nur dazu bei, das „erotische Knistern“ und die Nacktheit der beiden noch fraglicher zu finden. Ganz außer Acht lasse ich dabei noch die Rolle, in die Frauen in diesem Buch gezwängt werden, ohne der Autorin hier zu nahe treten zu wollen, die das vielleicht auch alles gar nicht so beabsichtigt hatte. 
Allein schon den Anfang der Geschichte, und damit 150 Seiten, hätte man sich sparen können.
Ehrlich gesagt erinnere ich mich jetzt schon kaum noch an den Inhalt des Buches und hätte ich mir keine Notizen gemacht, würde ich die Geschichte nicht mehr zusammen kriegen. Was ich aber definitiv noch weiß, ist, dass Meliaé den Großteil der Zeit mit purem Trotz, Herumgetragenwerden und an vorzugsweise nackte Männeroberkörper gepresst zu werden verbringt.
Es wurde auch von Seite zu Seite immer alberner, wie die Hauptprotagonistin einfach jeden im Nu um den Verstand bringt, bis mir die Szenen nur noch einen Augenverdreher wert waren. Sie wechselt von Loveinterest zud Loveinterest wie andere ihre Unterwäsche wechseln, springt einfach alles an und kriecht im nächsten Moment in eine Schäm-Dich-Ecke wie ein geprügelter Hund.
Zwar bekommt die Story etwas mehr Substanz, als Meliaé endlich erwachsen (zumindest körperlich) ist, doch blieb für mich der Aus-den-Socken-Hauen-Moment aus, auf den ich so hoffte, nachdem ich mir so unglaublich viel vom Buch versprochen hatte. Stattdessen ist das Gegenteil eingetreten: Mir wurde es irgendwann völlig egal, was mit den Figuren passiert weil ich keine einzige von ihnen mochte und selbst die kleinste Spannung verabschiedete sich ab einem gewissen Punkt.
Sicher ist es Geschmackssache, doch dass in diesem Buch Frauen zu kleinen, hübschen Sexpuppen ohne Hirnschmalz degradiert werden und Männer immer böse Machos mit Sixpack und dickem Ego sind, die besagte Frauen immer und überall haben können, ist mir erst recht bitter aufgestoßen.

Ich kann einfach nicht in Worte fassen, wie unglaublich enttäuscht ich von diesem Buch bin. Selbst „Enttäuschung“ klingt mir hier noch zu harmlos. Ich habe dem Klappentext nach eine wundervolle, fantastische High Fantasy Story erwartet, aber bekommen habe ich Präpubertäre Gedankengänge, Sexismus und irrationalen Quatsch seitens der Figuren.

Eine enorme Enttäuschung und das schlechteste Buch, das ich 2018 gelesen habe.
1/7
ISBN: 978-3-7341-6143-8

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