Montag, 22. April 2019

{Rezension} Die Chroniken der Träume 1 - Die Krone der Elemente

Der Kaiser des ausgedehnten Salenreiches ist alt und wurde schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Das Gerücht, er läge im Sterben, verbreitet sich unter den Landesfürsten, die nach mehr Einfluss am Hof streben. Gleichzeitig schürt eine junge Heerführerin den Grenzkonflikt im Westen zwischen Kaiserreich und benachbartem Herzogtum. Niemand ahnt, dass sie in Besitz eines sagenumwobenen Artefakts gelangt ist, mit dessen magischen Kräften sie Natur und Menschen gleichermaßen zu unterwerfen vermag: der Krone der Elemente. Schon bald setzt sie die Macht der Krone rücksichtslos ein, und ein gewaltiger Krieg entbrennt. Ein Krieg, der das Schicksal aller Menschen und das Antlitz der Welt für immer verändern wird …

Figuren
Ich will ehrlich sein: Ich habe wirklich nicht den Nerv dazu, hier nun jede Figur vorzustellen, die eine wichtige Rolle in der Handlung zu diesem Buch spielt, also werde ich das Ganze etwas gröber zusammenfassen.
In Elyrdan sind Männer und Frauen gleichgestellt. Beide können die höchsten Ränge im Militär erreichen und keiner unterdrückt den anderen wegen des Geschlechts. Das ist an sich heutzutage nichts unbedingt Neues mehr, allerdings im High Fantasy eher selten und daher war es in diesem Buch wirklich erfrischend, von Atlis, einer führenden und hoch angesehenen Soldatin zu lesen oder von Grautwis, einem Seher, der gut beschützt in einer Art Akademie lebt und lernt und in Träumen wandert.
Neben den beiden gibt es noch Bjorn, den ersten Reiter der Oberbefehlshaberin, Ranke (den Wappenkönig), Tyrja (sagen wir einfach: Ein bösartiges und durchtriebenes Monster) und viele weitere starke Charaktere, die zur weitgreifenden Handlung des Buches beitragen. Jeder kocht dabei irgendwie sein eigenes Süppchen, allerdings werden früher oder später alle vom kommenden Krieg tangiert und so sind sie immerhin durch diesen hauchdünnen Faden miteinander verbunden.

Schreibstil
Beim Lesen der ersten Seiten war ich wirklich überrumpelt von all den Bandwurmsätzen, für die der Autor eine Schwäche zu haben scheint. Zwar wirkt es so, als hätte er sich das Ganze ab dem folgenden Kapitel noch einmal überlegt und die Schreibweise etwas geändert, doch bleibt dieses Buch definitiv trotzdem anspruchsvoller High Fantasy mit einer Menge Details. Matthias Oden beschreibt jeden Stock und jeden Stein, jede Person und ihre Kleidung und jede Landschaft bis ins Detail. Man könnte sagen, es war Glück für das Buch, dass ich ausgerechnet zum Zeitpunkt des Lesens wahnsinnig Lust auf so etwas hatte. Ich besitze eine gewisse Affinität für schweren High Fantasy, daher habe ich den Schreibstil gemocht, doch weiß ich, dass das manch anderen Leser stören könnte. 
Tyrja, eine der wichtigeren Figuren im Buch, wird außerdem ab einem bestimmten Punkt nur „sie“ genannt und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das ein Stilmittel des Autors sein soll, um sie unglaublich wichtig und angsteinflößend erscheinen zu lassen á la „Der, dessen Name nicht genannt werden darf“, oder ob er einfach ab diesem Punkt vergessen hat, wie die Figur heißt. Mich jedenfalls hat dieser plötzliche Wechsel gestört, denn es hat das Lesen unnötig erschwert, zumal „sie“ auch nicht anders hervorgehoben wurde, sei es durch Kursivschrift oder dergleichen. Ich musste daher manche Sätze mehrmals lesen, bis ich begriff, dass es um Tyrja ging.



Inhalt
Die Story von „Die Krone der Elemente“ beginnt an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Charakteren gleichzeitig, weshalb ich mich die erste Zeit nur fragen konnte, was eigentlich überhaupt los ist. Das Grundproblem ist schnell geklärt: Benachbarte Völker im Krieg und eine geheime Armee der Chimren, die das Land der Salen erobern will. Trotzdem ist die Handlung bis zum Schluss „all over the place“. Jede Figur hat ihren eigenen Handlungsstrang und ihre eigene Motivation, allerdings kommt es bis zum Schluss kaum zu Berührungspunkten zwischen ihnen. Nach einer Weile hatte ich mich damit abgefunden, allerdings hoffe ich trotzdem darauf, dass in Band zwei die verschiedenen Roten Fäden zueinanderfinden.
Es würde zu lange dauern, um die gesamten Nebenhandlungen dieses Buches zu beschreiben, also möchte ich euch hier nur einen groben Überblick über das Hauptproblem geben:
Tyrja gelangt an die Krone der Elemente und beschließt, dass es Zeit ist, eine neue Weltordnung durchzusetzen.- Mit einer Menge Mord und Intrigen. Gleichzeitig wird Snorri zu den Nehebet geschickt, um Frieden an der Grenze zur Wüste zu stiften, damit die Chimren nicht an zwei Fronten kämpfen müssen.
Die Chimren fallen also ins Land der Salen ein und erklären ihnen damit den Krieg. Zum gleichen Zeitpunkt wird Grautwis, ein junger Seher, von einer Gestalt besucht, die ihm offenbart, dass er in Zukunft noch eine schwerwiegende Rolle spielen wird. All das passiert in Carcosa, einer Stadt aus Traum, und wenn ich euch jetzt sage, dass allein diese Stadt eine eigene Reihe verdient hat, könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie schwer es ist, die Handlung von „Die Krone der Elemente“ simpel so in Worte zu fassen, dass jemand, der diese Rezension liest, wenigstens einen groben Überblick bekommen kann.
Der Autor hat sehr detailreich ein komplettes neues Universum geschaffen, das über Kulturen und Natur bis hin zu den einzelnen Figuren bis in die letzte Faser perfekt durchdacht ist. Daher ist es kein Wunder, dass ich die Hälfte des Buches gebraucht habe, um mich mit den wichtigsten Figuren, ihren Rängen und den Begriffen, die sie nutzen, vertraut zu machen. Bereits da hatte ich schon das Gefühl, dass diese Chroniken ein großes Projekt werden und ich denke nicht, dass ich da falsch liege.

"[...] Sieh dich um: Jeder von uns hier hätte Grund gehabt, Schluss zu machen. Aufgeben und gut. Auch du hast schon mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt, nicht wahr? Haben wir alle. Aber wir haben es nicht getan, und das ist der Unterschied. [...] Wir Seher machen nicht Schluss, wir klammern uns ans Leben. Das ist unser Schutz: Wir wollen leben. Unbedingt. [...]"
Seite 106

"Noch einmal, Grautwis: Wille. Von allen Kräften, über die wir verfügen, ist er die einzige, der keine natürliche Grenze gesetzt ist. Nur du selbst bestimmst sie. [...]"
Seite 402

"[...] Das stärkste Gefühl, zu dem Menschen in der Lage sind, ist die Furcht. Sie tun in der Regel alles, um ihr zu entkommen oder sie gänzlich zu vermeiden. [...]"
Seite 573

Ein wilder, blutiger und facettenreicher Auftakt, der mich bereits auf viele Folgebände hoffen lässt. Trotzdem bestreite ich nicht, dass dieses Buch definitiv Geschmackssache ist.- Meinen hat es jedenfalls getroffen!

6/7

ISBN: 978-3-453-31956-1
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1 Kommentar:

  1. Hey Annabel,

    Eine sehr ausführliche Rezension und ich finde es toll, wie du alles aufgebröselt und genau beschrieben hast. Ich habe das Buch zur Jahreswende gelesen und es hat mir nicht so gut gefallen wie dir, aber ich bin neugierig auf weitere Teile. Ich glaube, es ist eine Geschichte, der man auch eine gewisse Zeit geben muss. So ging es zumindest mir. Dass diese Croniken ein großes Projekt sind, glaube ich auch.

    LG, Moni

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