Freitag, 20. Dezember 2019

{Rezension} Die Verdammten

 
Kämpfe oder sterbe!

Beth Milburn will mit ihrer Tochter nach einem Shopping-Trip die Tiefgarage des Einkaufszentrums verlassen, als es passiert: Bäume brechen durch den Beton und verwandeln das Parkdeck in einen dichten Urwald. Der Weg nach draußen ist abgeschnitten.
Als niemand zur Hilfe kommt, ahnen die Eingeschlossenen, dass ganze Landstriche von der rätselhaften Naturkatastrophe betroffen sind – möglicherweise sogar die ganze Welt.

So ist es tatsächlich: Das Recht des Stärkeren regiert. Wer sich nicht anpasst, stirbt. Mordende Banden streifen durch die Wildnis. Menschen werden zu Raubtieren, und ein gnadenloser Kampf ums Überleben in der neuen Weltordnung beginnt.

Ein packendes Endzeit-Szenario, das dir keine Zeit zum Durchatmen lässt!


Figuren
Ich werde an dieser Stelle nicht alle auftretenden Figuren nennen, da ich sonst schon zu viel der fortlaufenden Story verraten würde, daher beschränke ich mich hier darauf, allgemein etwas über die Charaktere und zu schreiben.
Für mich ist es noch immer erstaunlich, wie verschieden alle Personen sind, denen ich in der Story begegnet bin. Wir hätten da die starke Mutter, die ihre anstandslose Tochter zu beschützen versucht, den zurückhaltenden aber langsam durchdrehenden Nerd und eine ganze Menge gruseliger Gestalten, die das Ende der Welt dazu ausnutzen, ihre kriminellen und auch zum Teil schockierend brutalen Seiten auszuleben und damit sogar erfolgreich werden. Es war frustrierend zu lesen, wie sehr viele der überlebenden Menschen in diesem Endzeit-Szenario verwildern und Krieg in eine Welt bringen, in der Zusammenhalt die Priorität sein sollte. Der Autor hat sich hier wahrlich ausgetobt und das Schlimmste der Menschheit zum Vorschein gebracht, jedoch auch hin und wieder Lichtblicke in Form jener Personen erlaubt, die es doch irgendwie geschafft haben, sich mit der Situation zu arrangieren und möglichst friedliche Wege zu gehen.

Schreibstil
Es gibt einfach Bücher, bei denen fällt es wirklich schwer, in verständliche Worte zu fassen, was sie in mir als Leserin ausgelöst haben. Genauso geht es mir mit „Die Verdammten“. Mir scheint es unmöglich, jemandem verständlich zu beschreiben, wie beklemmend der Autor dieses Buch geschrieben hat. Mit gerade genug Details schafft er eine schöne und gleichzeitig grässliche Bühne für seine Figuren und hat mich damit in einem Sturzbach von Gefühlen gestoßen. Vielleicht gerade durch die riesigen Bäume, die dicht den Planeten bedecken, hatte jedes der drei Bücher für mich die Erscheinungsform einer geschlossenen Szenerie auf einer eigenen kleinen Bühne in einem Stück.

Inhalt
„Die Verdammten“ besteht aus drei Büchern, deren Handlungen früher oder später ineinanderspielen, also ist es etwas schwer, den Inhalt des einen zu erklären, ohne etwas aus dem anderen zu spoilern. Ich werde hier also mal mein Bestes versuchen.
Im Grunde genommen bietet jedes Buch einen zeitlichen Ausschnitt zu verschiedenen Etappen aus dem Ende der Welt. Das erste Buch ist der Beginn vom Ende und wirft die Protagonisten mit voller Wucht aus dem städtischen Alltag in die neue Wildheit der Endzeit. Das zweite Buch baut darauf auf, wie verschiedene Menschgruppen sich allmählich mit der neuen Lebenssituation zurechtfinden und auf welche verschiedenen Wegen die Überlebensstrategien entwickelt haben. Das dritte Buch spielt dann 4 Jahre später und ist damit ein großer Schnitt zu seinen beiden Vorgängern. Die Welt ist auf irre Weise anders geworden und es fühlte sich beim Lesen eher so an, als wären Jahrhunderte vergangen, statt nicht einmal ein halbes Jahrzehnt.

Die Schwachen werden aussortiert, und dann ist dieses ganze Land bald nur noch von den Stärksten und Gewalttätigsten bevölkert. Es wird ein stetiger blutiger Kampf herrschen, ein Bürgerkrieg der primitivsten Art.
(S. 260)

Das Chaos der Story findet seinen Beginn in einem Parkhaus eines Einkaufszentrums. Während die letzten Leute ihre Einkäufe zu den Autos bringen, beginnt die Erde zu beben und gigantische Bäume schießen aus der Erde, zerstören Beton und Metall und lassen das erste Blut fließen. Die letzten Überlebenden des Parkhauses finden sich in einer Gruppe zusammen und schmieden Pläne um ihr Überleben zu sichern, auch wenn erschreckenderweise bereits zu diesem Zeitpunkt für manch einen nicht Nahrung und sauberes Wasser Priorität haben. Ganz nach dem Motto „back to the roots“ beginnen die Figuren sich mit Stöcken und Speeren zu bekämpfen bzw. sich damit zu verteidigen, während die Natur immer mehr menschlich geschaffene Strukturen zurückfordert. Doch nicht nur Mord und Totschlag sind der Mittelpunkt der Bücher, ich gebe zu, ich war überrascht als ich bemerkte, wie viel Tiefgang doch hinter dem Gesamtwerk steckt, wenn man nur mit den richtigen Hintergedanken liest. Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen Grausamkeiten und Heldentaten, zumindest im ersten Buch, noch recht ausgewogen, was ich so nicht erwartet hätte.

„Wie du siehst, können die meisten Leute hier sehr wohl schlafen“, flüsterte der Mann. […] „Du wirst es auch noch lernen – es hilft dir, nicht verrückt zu werden.“
„Und warum schläfst du dann nicht?“
„Weil ich schon verrückt bin. Es hat keinen Sinn, dagegen anzukämpfen.“
(S. 531)

Nun möchte ich noch ein paar Sätze zum zweiten Buch loswerden, während ich das dritte unangetastet lasse, denn jeder Satz wäre hier wahrscheinlich schon zu viel.
Das zweite Buch spielt nur einige Monate nach den Geschehnissen im ersten. Grob genommen dreht sich die Handlung um zwei Lager, die sinnbildlich schon fast für Paradies und Hölle stehen und deren Bewohner immer wieder aneinandergeraten. Wie sich hier nun sicherlich jeder denken kann, sind die Konflikte vorprogrammiert.
Der zweite Band ist nach meinem Geschmack etwas kurzlebiger gewesen, dafür allerdings auch schockierender auf verschiedenen Ebenen. Ab hier nimmt „die Verdammten“ wirklich jene Züge an, die ich von den Büchern des Festa Verlags, die ich bereits kenne, gewohnt bin. Ein verhängnisvoller Moment folgt dem nächsten und trotz der Schockmomente blieb mir beim Lesen genug Zeit, den Schreibstil und die aufgebaute Welt des Autors wertzuschätzen und von weiter weg zu betrachten.
Viel weiter in der Story möchte ich hier gar nicht vorweg greifen, nur so viel sei von meiner Seite gesagt: Mit dem Ende hätte ich nach allen drei Büchern auf diese Weise nicht mehr gerechnet.


Mitreißend und bewegend, jedoch, wenn auch voller (teils vorhersehbarer) Brutalitäten und Schocker, gehaltvoll genug um zum Denken anzustoßen. Hier bringt nicht nur die Menschheit, sondern auch die Natur Gefahren hervor und trotzdem zeigt der Autor auch die schönen Seiten von Mutter Erde auf.
Nur allerkleinste Schwächen halten mich davon ab, dem Buch 7/7 zu geben.

6/7


ISBN 978-3-86552-293-1
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