Donnerstag, 20. Juli 2023

{Rezension} Kometenmädchen

Pass auf, was du dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen …

Ein Umzug nach Brandenburg, ein heimlicher Verehrer im Dino-Pullover und eine Halloween-Party, die völlig aus dem Ruder läuft, sind für die 15-jährige Juni Cornelius – fließend in Sarkastisch und Mathe-Ass mit einem besonderen Draht zum Übernatürlichen – nur kleine Aufwärmübungen für die wirklich großen Katastrophen. Denn ihre Welt gerät gehörig in Schieflage, als sie mit ihren Freundinnen Merle und Louise durch ihre unbedachten Wünsche das Tor zur Vergangenheit aufstößt … 

Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Kann Juni nicht nur ihr eigenes Leben und das ihrer Freunde retten, sondern auch das Rätsel um den sagenhaften Himerischen Kometen lösen, bevor es zu spät ist?

„Kometenmädchen“ war mein erstes Buch aus dem Dunkelstern Verlag und auch der Autorin, daher hatte ich so kaum eine Ahnung, wie das Buch werden könnte. Klar, der Klappentext gibt etwas her, aber Klappentexte sind eben auch nur kurze Teaser. Ich hatte einfach Lust auf eine schöne, leichte Geschichte für Zwischendurch und von der Dicke her hat da Kometenmädchen perfekt reingepasst. Laut dem großen A ist dieses Buch für 14 bis 18-Jährige gedacht, und ich würde auch sagen, dass es ungefähr in diese Altersgruppe passt. Ich persönlich hatte manchmal das Gefühl, dass die Art der Erzählweise hin und wieder zwischen Kinder- und Teeniebuch eher hin und her hopst
Nun bin ich da alterstechnisch etwas über der Zielgruppe, und das habe ich beim Lesen auch teilweise gemerkt, allerdings würde ich im Großen und Ganzen trotzdem sagen, dass man an „Kometenmädchen“ durchaus auch als erwachsene Person seine Freude haben kann. Die Protagonistin, Juni, ist 15 Jahre alt und ich denke, so manch einer erkennt sein eigenes Teenie-Ich von früher wieder.

Zuerst einmal war ich etwas verwirrt, wie alles noch zusammenführen würde. Denn auf der einen Seite habe ich von Junis Einzug in ein neues Leben gelesen, gleichzeitig aber auch von ihren „Visionen“, beziehungsweise Träumen, die thematisch teilweise sehr aus dem Zusammenhang gerissen wirken. Aber da diese Träume recht häufig vorkommen und auch ins Detail gehen, scheint die Autorin ihnen eine gewisse Wichtigkeit anzurechnen, also habe ich sie allesamt erst einmal so hingenommen. Ebendiese Träume sind für einen Teil des Buches auch das einzige, was erahnen lässt, dass die Handlung noch eine phantastischere Wendung nehmen wird. Allgemein ist „Kometenmädchen“ für den Großteil kein „Fernab-Der-Realität-Fantasy“, sondern eher die Geschichte eines jungen Mädchens, die nach und nach mit einem Hauch Mystik verwoben wird.- Was vor allem durch besondere Orte, Personen und deren Sagen und Geschichten passiert. Dadurch bekommt dieses Buch einen zarten, persönlichen Touch der Autorin, der es von anderen Büchern dieser Art, die ich bisher gelesen habe, abhebt. Gleichzeitig habe ich als Leserin dazu noch eine kleine Nachhilfestunde in Astronomie, Geschichte, Sagen und Legenden bekommen.

Was ich recht schade finde ist, dass die Beziehungen zwischen den Personen nicht besonders weit ausgebaut werden. Ich hätte mir gewünscht, dass gerade die Freundschaft zwischen Juli, Merle und Louise ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommt, denn die fühlt sich beim Lesen sehr wichtig an, wird aber nie so wirklich tiefergehend behandelt. Dabei wirkt es streckenweise so, als wäre dieser ziemliche Glücksfall, die beiden getroffen zu haben, für Juli eher hintergründig. Auch ihre Beziehung zu Micha bleibt eher oberflächlich, obwohl sie ja doch mit dem Verlauf der Story eigentlich immer wichtiger wird. Szenen mit ihm werden jedoch immer so spontan begonnen und wieder beendet, dass ich gar kein Interesse für diesen Handlungszweig entwickeln konnte. Arlena Kert zeichnet ihre Figuren zwar alle mit Wiedererkennungswert und viel Sympathie, an deren Bindungen und Empfindungen zueinander mangelt es aber leider ein Stück. Deshalb erscheinen manche Interaktionen und Reaktionen zwischen ihnen auch wie aus heiterem Himmel.
Für mich ist es beim Lesen so, als betrachte ich alle Charaktere durch milchiges Glas. Sie sind allesamt individuell, leicht zu mögen und bedienen nicht einfach irgendwelche Klischees, aber es wäre schön gewesen, wenn die Autorin der Ausarbeitung dieser Figuren, die so viel Potential haben, ein bisschen mehr Zeit gewidmet hätte, damit ihre Leser diese auch besser hätten kennenlernen können.
Auch verbal sind manche Charaktere unpassend geschwülstig unterwegs, was sich dann mit der Schreibweise der Autorin, welche unbeschwert und locker schreibt, in meinen Augen beißt. Ich mag Arlena Kerts Schreibstil selbst eigentlich wirklich. Es ist nur ein bisschen so, als wüsste die Autorin sich durchaus auszudrücken, ihre Figuren allerdings in einigen Szenen nicht.

„Kometenmädchen“ ist, was die Handlung angeht, ein Paradebeispiel für „Trust the process“. Viele Gegebenheiten, plötzliche Zufälle und spontane Tatsachen muss man einfach erst einmal hinnehmen, wie es die Buchfiguren auch tun, und sich auf das Abenteuer einlassen, das dieses Buch bereithält. 

Wenn man Wert auf zwischenmenschliche Entwicklungen und tiefergehende Beziehungen zwischen Charakteren legt, wird man hier vielleicht enttäuscht. Ältere Kinder und Jugendliche, die ein Herz für Sagen und Legenden haben, werden an „Kometenmädchen“ allerdings sicher ihre Freude haben. 

4/7

Das Buch kannst du hier bestellen.

Freitag, 2. Juni 2023

{Rezension} Adular 1 - Schutt und Asche

Als Dunkelelf im Kaiserreich Adular zu leben, bedeutet, weniger wert zu sein als Straßendreck. Dûhirion ist einer von ihnen und musste früh lernen, dass das Leben nicht fair spielt, insbesondere dann nicht, wenn man mit grauer Haut geboren wird. Menschen, Zwerge, Waldelfen und Hochelfen blicken auf ihn und seinesgleichen herab wie auf Ungeziefer. Als Kind wurde er an die Assassinengilde Umbra verkauft und dort unter grausamen Bedingungen zum Meuchelmörder ausgebildet.

Eigentlich hatte er nicht geplant, sich in die beginnenden Aufstände seitens der Dunkelelfen einzumischen, auch wenn er die Unterdrückung seines Volkes nicht gutheißt. Doch da ist seine verbotene Liebe zur Waldelfin Elanor. Die Beziehung zu ihr lässt Dûhirion unfreiwillig ins Zentrum der Unruhen rücken – und dabei wird nicht nur sein Leben in Gefahr gebracht.

Adular 1 – Schutt und Asche war das erste Buch, das ich mir dieses Jahr auf der Buchmesse gekauft habe. Der Autor war direkt am Stand zum Signieren und da hab ich die Chance ergriffen und mir den ersten Band der Reihe mitgenommen.- Nicht zuletzt, weil ich Jamie L. Farley selbst auch wirklich sympathisch fand und der Klappentext sich super angehört hat.
Als ich das Buch dann vor ein paar Tagen in die Hand genommen habe, war ich der festen Überzeugung, dass ich es ganz sicher mögen würde; Ich wollte es unbedingt mögen.

Vorweg ein Punkt, der mir in Fantasy Büchern immer sehr wichtig ist: Adular besitzt ein Glossar und sogar eine Karte! Beide Punkte sind fast immer das Erste, wonach ich schaue. Mit all den fremden Namen, Ländern und Begriffen kann High Fantasy meiner Meinung nach immer schnell verwirrend werden, deshalb bekommt ein Buch bei mir imme Pluspunkte, wenn sich Verlag und Autor*in die Mühe gemacht haben, um es den Leser*innen einfacher zu machen.

Aber kommen wir nun zum eigentlichen Buch.

Zu Beginn der Geschichte lernen Dûhirion und Elanor sich kennen. Er ist ein Dunkelelf, sie eine Waldelfe, und damit ist er laut Gesetz weit unter ihrem Stand. Dunkelelfen gelten in Adular als Abschaum, leben sogar in ihren eigenen Slums, den „Aschegruben“. Aber sie beginnen, sich zu wehren. Und hier von „blutigen Aufständen“ zu schreiben, wäre eine Untertreibung. Dûhirion, zwar selbst ein Dunkelelf, ist aber trotzdem nicht begeistert von diesen Entwicklungen. Elanors Sinn für Gerechtigkeit hat ihn da vielleicht auch gewissermaßen etwas beeinflusst. Nun gerät Dûhirioin aber trotzdem zwischen die Fronten der Aufständischen und der Regierung und wird festgenommen. Und ab hier ist das Meiste, das noch passiert, doch leider recht vorhersehbar. Ich will nicht spoilern, aber sagen wir mal: Elanors Handlungsstrang habe ich schon sehr früh erahnt und mit einem Aspekt darin geht sie so unheimlich unreif um, dass mich dieser Punkt, der vielleicht als Überraschung oder so ein „Oh fuck“-Moment gedacht war, eher zusätzlich genervt hat.
Aber was mir auf diesen ersten Seiten gleich aufgefallen ist: Adular ist bei Weitem nicht so schwermütig geschrieben, wie ich es sonst erwarte, wenn ich ein Buch aus dem Genre aufschlage. Tatsächlich gehen Farleys Worte runter wie Butter und ehe ich's mich versehe sind über 100 Seiten schon gelesen.

Trotzdem: Was mir in diesem Buch fehlt, ist der Weltenbau. Wie sieht Adular aus? Ich konnte mir bis zur letzten Seite hin kein Bild von der Umgebung, den Orten, der Stadt machen. Dabei werden die einzelnen Figuren sehr detailliert beschrieben. Aber es fühlt sich an, als würden sie vor einer weißen Tapetenwand stehen. Die inneren Gedanken der Charaktere, ihre Gefühle und ihre Gründe hinter dem, was sie tun, sind gut erklärt, aber das, was Außerhalb ist, ist da irgendwie zu kurz gekommen. Was an den Figuren also so kleinlich ausgearbeitet ist, fehlt der Umgebung. Ein paar Sätze über Gebäude, Pflanzen im Raum oder irgendetwas dergleichen hätten mir schon gereicht, aber so bekomme ich einfach kein Feeling für die Handlungsorte.- Was echt schade ist, denn ich glaube nicht, dass es dem Autor an Kreativität mangelt. 

Die Monologe und Konversationen, vor allem die von Elanor, wirken irgendwie stelzig, unausgereift und klingen teilweise wie Kinder in einem Theaterstück. Allgemein haben mir Elanors Kapitel nicht besonders gefallen. Elanor ist nämlich eben... da. Sie existiert. Ihr Charakter hat keine markanten Eigenschaften und genau genommen, könnte man jede x-beliebige, glatte Elfe an ihre Stelle packen und es würde nicht auffallen. Meiner Meinung nach verblassen die Hauptfiguren sogar neben den Nebenrollen. So hätte ich zum Beispiel viel lieber Elanors Kapitel gegen mehr Story von Maryn (Zwergin und eine Freundin von Dûhirion) eingetauscht. Sie ist facettenreicher, interessanter und tiefgehender als die Waldelfe. Außerdem ist Maryn die Einzige, die ein eigenes Sprechmuster hat. Alle anderen Figuren drücken sich völlig gleich aus. Als würden sie von einem Skript ablesen.

Elanor im Gegenzug zu Maryn ist einfach nur lahm. Ich habe immer wieder das Gesicht verzogen, wenn ihre Kapitel an der Reihe waren. Ich nehme an, sie war ein bisschen als eine Art „Hintergrundspielerin“ gedacht, während Dûhirion eher der tatkräftige Part der beiden war. Aber geendet hat es damit, dass ich mich gefragt habe, warum Elanors Perspektive überhaupt so viele Seiten einnimmt. Sie ist auch einfach nicht sympatisch. Zwar ist sie sehr glatt, sehr perfekt, eine typische Elfe eben. Aber auf der anderen Seite lügt sie an einer Stelle ihren Onkel über etwas an und macht ein riesigen Gewese darum, dass er ihr nicht glauben will. Was hat sie denn erwartet?

So überhaupt sind sie und Dûhirion einfach zu geradlinig für meinen Geschmack. Es ist, als hätte vor Jahren mal jemand 08/15-Schablonen für Dunkelelfen und Waldelfen gemacht und damit dann auch die beiden ausgestanzt, wie auch viele andere Figuren in Büchern und Games. Dabei hat Dûhirion wenigstens noch eine Vergangenheit, die ihn bis zu einem gewissen Grad interessant macht. Diese Vergangenheit wird jedoch nur in kleinen Bruchstücken hin und wieder angeschnitten, nie so wirklich aufgearbeitet und geht damit leider auch unter. Und die meisten „krassen“ Dinge, die passieren, sind dann auch am Ende doch nur Traumsequenzen. Und wenn etwas in Realität passiert, hat ja zum Glück jemand eine magische Begabung und kann das meistens alles nach einem Tag ungeschehen machen.
Beim Lesen habe ich einfach immer wieder das Gefühl bekommen, dass der Autor seinen Hauptfiguren nicht dauerhaft wehtun wollte, was in diesem Genre einfach ein langweiliger Ausgangspunkt ist. Zumal Dûhirion eigentlich ja Assassine ist. Hätte ich zwischendurch völlig vergessen, wenn er nicht hin und wieder mit seiner Ausrüstung, bzw. seinen Waffen interagiert hätte. Denn genau genommen ist es irgendwie zu 95% irrelevant, dass Dûhirion Auftragsmörder ist. Ganz am Anfang tötet er jemanden und ab da wird das eher für ihn übernommen. Er hätte genauso gut Mitglied einer Bäckergilde sein können und ich denke, das hätte an der Story nix geändert.

Ich habe mich ein bisschen durchs Internet gewühlt und glaube, dass dieses Buch die erste Veröffentlichung von Jamie L. Farley war.- Und das merkt man eben leider auch. Es kann gut sein, dass der Autor mittlerweile einen anderen Schreibstil entwickelt hat, und ich würde mir das auch sehr wünschen. Denn ich glaube wirklich, dass Farley schreiben kann, wenn er sich mehr Zeit genommen hat. Ich bin nur der Meinung, dass dieses Buch zu schnell veröffentlicht wurde. Man merkt einfach bis zur letzten Seite, dass es sich hier um ein Erstlingswerk handelt.

Es gibt gute Ansätze, aber diesem Buch mangelt es einfach an Tiefe und Spannung.
2/7

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Montag, 29. Mai 2023

{Rezension} Zauberklingen - Die Klingen-Saga 1

 


In einer Welt, in der der sprichwörtliche Dolch im Rücken gerne wörtlich genommen wird, ist es gefährlich ohne Verbündete. Das spürt nicht nur der Soldat Leo dan Brock, der an der erbittert umkämpften Grenze Anglands auf die Hilfe des Königs wartet. Auch Savine dan Glokta, Tochter des meistgehassten Mannes der Union, muss auf ihrem Weg an die Spitze der Gesellschaft erkennen, dass Wille allein noch keine Macht sichert. Und während neue Kräfte Chaos stiften, erhebt sich auch die alte Magie noch einmal, als die Häuptlingstochter Rikke mithilfe einer verrückten Hexe ihre eigenen Zauberkräfte zu entdecken beginnt. Doch zu welchem Preis?

Bei Abercrombies Büchern ist die Einsortierung der einzelnen Bände ein bisschen schwierig. Im gesamten Klingen-Zyklus ist dieser Band die Nummer 8, allerdings ist der Zyklus in verschiedene Reihen noch einmal aufgeteilt. Zauberklingen ist dabei der erste Band der „Next Gen“, sozusagen, also trotzdem Band 1 einer neuen Reihe, die sich in den Zyklus einfügt. Ergibt das Sinn? Ich hoffe, ich habs halbwegs verständlich erklärt.
Kurz gesagt: Man kann durchaus mit diesem Band beginnen und versteht die Welt trotzdem halbwegs gut.

Ich habe ja schon so manches Buch von Abercrombie gelesen. Königsjäger ist ja bis heute eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Trotzdem hatte ich, bis ich Zauberklingen in die Hand genommen hatte, fast vergessen, wie derb der Autor schreiben kann und wie eigen seine Charaktere sein können.- Von welchen über die ersten Kapitel hinweg gleich eine Menge auf charmante Abercrombie-Weise vorgestellt werden. Und wenn man dann glaubt, man hat ein ungefähres Bild einer Figur, wirft Abercrombie dieses im nächsten Absatz direkt wieder über den Haufen. Es bleibt also spannend. Ausruhen ist bei den Werken dieses Autors eh nicht drin.
So überhaupt gibt es in Zauberklingen wirklich sehr viele Figuren, wofür man schon offen sein muss. Zwar konzentriert sich die Handlung selbst auf eine Handvoll von Charakteren, allerdings muss man sich vorher erst einmal über viele Kapitel hinweg einen Überblick über diese verschaffen, denn es gibt noch einige Nebenfiguren, aus deren Sicht die Handlung ebenfalls erlebt wird.
Zu den Hauptfiguren zählen dabei Rikke, Leo, Savine, Breit und Orso. 
Rikke hat das Lange Auge, kann also unkontrolliert in die Zukunft sehen und sie ist definitiv mein Favorit aus dem gesamten Buch. Sie ist tough, sehr ungefiltert und in Dungeons & Dragons würde man sagen „chaotic neutral“. Ich war einfach immer direkt happy, wenn es etwas Neues von ihr zu lesen gab. Sie ist stellenweise moralisch eher grau, vor allem, wenn es um ihre Feinde geht. Gerade das hat mir so an ihr gefallen, denke ich. Dass sie weder Heldin noch Bösewicht ist.
Ihre und Leos Handlungsstränge vereinen sich ab einem gewissen Punkt, denn die beiden kennen sich von früher und verfolgen ähnliche Ziele, stehen zumindest auf der gleichen Seite.
Leo ist Teil der Soldaten, die seine Mutter befehligt, und hat das Ziel, Lord Statthalter zu werden. Er ist noch jung und will sich im Kampf beweisen und damit ist er einer derer, die die größte Entwicklung durchmachen. Denn dass Höhenflüge im Krieg ganz schnell in die Hose gehen können, muss er noch lernen. Und, ich werde die Stelle nicht spoilern, als das dann endlich passiert und er auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt, habe ich als Leserin richtig fühlen können, wie seine Welt so ein bisschen zusammengebrochen ist und er auf einmal sehr viel reifer wurde. Gewisse Aspekte an ihm erinnern zwar trotzdem noch an einen dickköpfigen Teenager, aber ihn sofort eine 180 Grad Drehung machen zu lassen wäre wohl auch irgendwie unglaubwürdig gewesen.
Einen riesigen Kontrast zu Rikke und Leo stellt Savine dar. Sie ist grässlich. Ich hatte die Anfangszeit noch etwas Hoffnung für sie, da sie als starke, erfolgreiche Frau und Besitzerin verschiedener Fabriken ja doch irgendwie eine interessante Figur hätte sein können, doch ist ihr Charakter einfach widerlich. Sie ist rabiat, manipulativ und bildet sich schrecklich viel darauf ein „die Böse“ in der Welt vieler zu sein, was irgendwie einfach nur infantil wirkt. Viele ihrer inneren Gedankengänge klingen extrem nach all diesem edgy, angsty „The bad chose me“. Zwar entwickelt sie sich auch irgendwie weiter, aber das passiert erst so spät im Buch, dass Savine den Rest des Lesevergnügens trotzdem versaut.
Ein guter Counterpart zu Savine ist auch Breit. Er ist Arbeiter, landet mit seiner Familie zwischen den Maschinenstürmern und gerät damit auch mit Savine in Kontakt. Allerdings auf andere Weise, als man denken könnte. 
Auch zu Orso werde ich nicht allzu viel sagen. Einfach, weil es einfach nicht viel über ihn zu sagen gibt und das meiste, was ich hier schreiben könnte, meiner Meinung nach Spoiler wären. Aber um es grob zu fassen: Orso ist der Sohn des Königs, Savines (buäh) Liebhaber und hängt vielen Lastern nach. Wie Leo will auch er „seinen Beitrag“ auf dem Schlachtfeld leisten. Aber es kommt dann doch sehr anders.

Aber nicht nur wegen der Charaktere sollte man dieses Buch halbwegs aufmerksam lesen. Auch die politischen Gegebenheiten, die für die Handlung hier eine wichtige Rolle spielen, sind nach typischer High Fantasy Manier recht umfassend beschrieben und man muss sich eine ganze Weile einlesen, um das Ganze zu verstehen. Welche Soldaten hier in welche Gebiete einfallen ist wichtig, aber erst einmal schwer zusammenzusetzen.- Für mich jedenfalls.
Genau das ist auch einer der Gründe, warum ich selbst nach rund 200 Seiten irgendwie noch keinen Roten Faden sehen kann. Jeder macht oder erlebt irgendwo irgendwas, aber nur sehr, sehr langsam laufen die einzelnen Handlungsstränge einzelner Figuren zusammen. 
Grob genommen gibt es drei Perspektiven in diesem Buch:
1. Die der arbeitenden Schicht, die ein besseres und faires Leben wollen, statt von den Bessergestellten in Fabriken ausgebeutet zu werden. Diese Arbeiter schließen sich teilweise zusammen, um gegen diese Unterdrückung anzukämpfen, und nennen sich „Maschinenstürmer“.
2. Jene, die die Waffen schwingen und mehr die politische Seite im Sinne von Krieg und Gefecht zeigen, sich auf dem Schlachtfeld beweisen wollen.
3. Korrupte, unmoralische Gestalten, die versuchen, den Maschinenstürmern und Aufständischen einen Riegel vorzuschieben und die aktuelle politische Krise für ihre Zwecke zu nutzen.
Zusammen ermöglicht das eine mehrdimensionale Sicht auf die Dinge und stellt dazu viele verschiedene Facetten der Gesellschaft dar. Und nach knapp 300 Seiten ergibt sich so auch endlich eine nachvollziehbarer Handlung.
Manch einer von euch merkt hier vielleicht auch bereits, dass ich hier noch rein gar nichts so wirklich über Fantasy oder irgendwelche Fantasy-Aspekte des Buchs geschrieben habe. Nun ja, das liegt daran, dass das ganze Buch nach Industrieller Revolution schreit und sehr viel weniger nach Fantasy

Ehrlich gesagt waren für mich persönlich auch lediglich die Kapitel und Rikke und Leo wirklich immer lesenswert. Trotzdem haben derart hassenswerte Figuren wie Savine die allermeisten Kapitel. Ich nehme an, dass Zauberklingen, als erster Band mit der neuen Generation von... „Helden“, primär dazu gedacht ist, die Charakterentwicklung der später wichtigen Personen zu zeigen, bzw. für das Fundament der Folgebände zuständig ist und deswegen ist Zauberklingen auch so relativ handlungsfrei an manchen Stellen. Auf die letzten 200 Seiten hin hat der Autor dann auch endlich all seinen Figuren ordentliche Probleme und Aufgaben gegeben und man kann auch wirklich endlich von starker Charakterentwicklung für alle reden.
- Was gut ist, denn ich hätte es nicht ertragen, wenn manch einer so geblieben wäre wie am Anfang und ich all diese Zeit zum Lesen der Kapitel dieser bestimmten Figuren investiert hätte, um sie am Ende noch weniger leiden zu können.
Das Ende von Zauberklingen lässt einige Cliffhänger hoffen und damit auch mich darauf hoffen, dass der Folgeband mehr Substanz haben wird als dieser erste Band und dass dann auch vielleicht endlich das Buch besser in sein Genre passt.
Definitiv eines der schwächeren Werke von Abercrombie. Mehr industrielle Revolution, weniger Fantasy und der schrecklichste Charakter hat die meisten Kapitel.

3/7
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Mittwoch, 24. Mai 2023

{Stuff I like} Englische Booktuber

 Hallihallo,

Eine neue Rubrik!- Yeay! 
Kurzgefasst: Ich möchte hier einfach Kanäle, Blogs und anderes Buchiges mit euch teilen bzw. euch weiterempfehlen. Vielleicht entdeckt manch eine*r von euch ja auch etwas Neues für sich. :)
Das Ganze werde ich immer kurz und knackig halten, da das hier wirklich nur kleine Empfehlungen werden sollen, und keine riesigen Texte, die sich wie Werbebeiträge anfühlen.

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In diesem ersten Post möchte ich euch englischsprachige YouTuber vorstellen, die wunderbaren Content über Bücher machen und die ich persönlich mittlerweile regelmäßig schaue. 

Gavin habe ich erst vor ein paar Wochen entdeckt und ich war sofort in seinen Kanal so ein bisschen schockverliebt. Er bringt hin und wieder nämlich Videos raus, in denen er sich zum Beispiel in einer einsamen Hütte irgendwo im Nirgendwo einmietet und dort nachts Horrorbücher liest. Für ein anderes Video war er im Nachtzug unterwegs und hat in der Zeit versucht, den Mörder aus einem Agatha Christie Roman zu ermitteln, bevor es im Buch verraten wird. 
Gavin liest durch die Bank weg alle möglichen Genres, aber vor allem haben es mir seine Beiträge über eher unkonventionelle Bücher angetan. Die Art, wie er selbst immer wieder schockiert darüber ist, wenn in diesen Storys absolut absurde Dinge passieren ist einfach herrlich. Außerdem machen seine Rezensionen vor allem dann Spaß beim Ansehen, wenn man schon vorher weiß, dass das Buch wahrscheinlich schrecklich war.
Leonies Kanal schaue ich schon eine ganze Weile und immer, wenn ich in einem Lesetief festhänge, zieht es mich zu ihren Videos hin. Sie rezensiert weniger einzelne Bücher. Stattdessen hat sie viele Videos über ganz bestimmte Genre-Nischen, wie "Cozy Fantasy" oder auf TikTok gehypte Bücher, Dark Academia und so weiter und so fort. Dank ihr habe ich das Gefühl, halbwegs up-to-date zu sein, was den meisten buchigen Kram angeht. Außerdem mag ich es sehr, wie sie ihre Meinungen begründet. Da ist nie einfach nur Gebashe eines Buches der Sinn hinter einem Video. Sie begründet alle Kritiken immer nachvollziehbar, nimmt das Ganze aber trotzdem nicht zu ernst.

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Bitte schreibt mir gerne auch eure liebsten Booktuber in die Kommentare! Ich bin immer auf der Suche nach neuer Inspiration und eine To be read Liste kann ja ohnehin nie lang genug sein, richtig? 

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Montag, 22. Mai 2023

{Montagsfrage #70} Lieblingsbuch?

 Hallöchen ♥

Vor einigen Jahren habe ich schon einmal eine Zeit lang bei der Montagsfrage mitgemacht. Damals hat das sogar noch Buchfresserchen gemacht, glaube ich. Nun ja, jedenfalls wollte ich mir wieder eine regelmäßige Blogger-Aktion suchen, bei der ich mitmachen kann, und bin dann wieder hierauf zurückgekommen. :)

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Ein einziges festes Lieblingsbuch habe ich gar nicht. Ich antworte dann meistens eher mit Titeln, die ich erst kürzlich gelesen habe und gut fand, oder mit denen, die mich irgendwie beeinflusst haben. Der erste Band der Eragon-Reihe von Christopher Paolini wird zum Beispiel für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, weil dieser das erste Buch aus dem Genre Fantasy war, das ich jemals gelesen habe (sofern ich mich erinnern kann, ich war immerhin erst 11 oder so). Nur wegen Eragon habe ich angefangen, Fantasy so zu lieben. Vorher fand ich Drachen und Elfen und alles Magische irgendwie kitschig und peinlich kindisch. Ich, mit meinen stolzen 11 Jahren. 
Ein anderes Buch, über das ich immer wieder spreche, wenn jemand nach meinen Lieblingsbücher fragt, ist Silenus von Robert Jackson Bennett. Für mich ist Silenus nicht nur ein wahnsinnig gutes Buch, sondern auch das erste, bei dem ich so richtig schlimm beim Lesen geflennt habe. Ich hatte nicht nur feuchte Augen, ich habe geheult wie ein Baby.
Wer meinen Blog schon früher gelesen hat, oder mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich einen Softspot für Orks habe. Und warum? Weil ich damals, noch zu Schulzeiten, über Die Rückkehr der Orks von Michael Peinkofer gestolpert bin und seitdem einfach irgendwie ein Faible für sie entwickelt habe.

  

Das waren jetzt drei Bücher, die ich sehr mag und die in der Regel meine Antwort sind, wenn jemand einfach nicht locker lässt, nachdem ich antworte "Das lässt sich echt schwer sagen, ich mag viele Bücher". Um ehrlich zu sein, habe ich Bücher in meinen Regalen stehen, von denen ich weiß, dass ich sie sehr mochte, über die ich aber nicht mehr als das sagen kann. Ich denke, ab einem gewissen Lesepensum, wird es auch einfach schwer, sich alles Gelesene zu merken. 
Eine andere Standardantwort von mir ist auch "Na ja, ich mag halt Fantasy" und da zeigen manche Leute schon wieder Desinteresse. Weiß ja nicht, was die erwarten?

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