Freitag, 6. Juli 2018

{Rezension} Liebe geht immer

Ist das Liebe, oder kann der weg? 
Für Charlotte jahrelang eine rhetorische Frage. Natürlich ist es Liebe, die große, herzschmelzende Für-immer-und-ewig-Liebe. Oliver sieht gut aus, kann zuhören und kochen, liebt Fußball genauso wie Theater und hat als Programmmacher eines lokalen Senders einen spannenden Job. Dass er auch Charlottes Chef ist, stört sie nicht. Noch nicht. Doch dann gibt Oliver von heute auf Morgen einer anderen den Moderatorenjob, von dem Charlotte so lange geträumt hat und ihr Paradies steht Kopf. Als er dann noch erklärt, er habe ihren Wunsch, Moderatorin zu werden, immer für einen Witz gehalten, schließlich sei sie einfach ein bisschen zu moppelig fürs Fernsehen, ist die rosarote Brille endgültig runter: Von wegen für immer – der Mann geht gar nicht. Frustschokolade und Rotwein mit der besten Freundin Matilda gehen dagegen immer. Und schnell ist ein Plan gefasst: Charlotte wird ab jetzt alles daransetzen, um Moderatorin zu werden, Selbstoptimierung inklusive. Ob das gutgeht?

Figuren
Charlotte krempelt ihr ganzes Leben und auch sich selbst um, nachdem es mit allem plötzlich steil bergab geht. Sie ist eine Figur, die zwischen emanzipierter Entschlossenheit und dem öden Dasein im Mitgerissenwerden schwankt und auch andere kleine Makel, neben diesem, machen sie erst zu einer süßen und trotzdem ernstzunehmenden sympathischen Frau, mit der ich mich stellenweise sogar identifizieren konnte.
Ihre beste Freundin Matilda ist sozusagen das ideale Gegenstück zu Charlotte. Die optimistische Esoterik-Fanatikerin ist immer wieder darum bemüht, Charlotte auf die Beine zu helfen und das Glück um sich irgendwie zu maximieren. Umso spannender wird es, als dieser Art einen kleinen Knick bekommt.

Schreibstil
Myriam Klatts Schreibstil ist wahrer Würfelzucker für die Seele. Sämtliche Figuren und Szenen bekommen mit nur wenigen Worten eine schillernde Optik, wodurch ich mich mit beim Lesen die gesamte Zeit gefessselt in einer Rosa Blase befunden habe. Und dieser gewisse Hauch von Kitsch, der ihren Worten immer beischwingt sorgt für einen ganz sanften Charme.


Inhalt
Charlotte versucht nach mehreren Niederschlägen in Liebe und Karriere ihr Leben wieder zu flicken. Irgendwie schafft sie es mit Ach und Krach sich durch die neue Konstruktion ihres Alltags zu boxen und gerät dadurch nach und nach an ein Leben, nach dem sie eigentlich nie wirklich gefragt hat. Dass sie dabei immer wieder mit Anlauf in Fettnäpfchen springt, verleiht ihr eine gewisse Verpeiltheit, die aber zu ihrem Charisma beiträgt.
Ich bin selbst vielleicht nicht unbedingt eine Expertin in Sachen Liebe, aber davon zu lesen, wie sehr sich Lars von Anfang an abmüht, um Charlottes Aufmerksamkeit zu bekommen und wie blind sie trotzdem den eigenen Gefühlen gegenüber ist, weil sie aus kleineren nichtigen Problemen große Dramen macht, hat mich teilweise völlig fertig gemacht. Andererseits konnte ich ihr ihre Art nie übelnehmen, da ich  bis dahin schon über einige Seiten ein Stück ihres Weges mit ihr gegangen bin und daher verstand, woher ihre Angst vor dem Scheitern kommt. Dass da die Liebe nicht gerade an erster Stelle steht, ist da nur nachvollziehbar. Dass sie ihr aber dann trotzdem unverschämt die Tür einrennt, daran kann Charlotte letztendlich auch nichts mehr ändern. Dabei steht im Buch die sich entwickelnde Liebe zwischen ihr und Lars gar nicht so sehr im Vordergrund, sondern auch viele ihrer anderen Formen: Selbstliebe, die Leidenschaft für das, was man tut, Freundschaft und einfach mal Herz zu zeigen. Gerade das erkennt Charlotte allerdings erst lange nachdem es für mich als Leserin offensichtlich war, während sie sich noch in etwas verrannte, das nicht sie war.

Ich halte zwar selbst nicht gerade viel von Selbsthilfebüchern, muss aber gestehen, dass ich Dr. Hagenbecks Tipps am Anfang jedes Kapitels echt gut und einleuchtend finde. Wobei ich dazu auch sagen muss, dass es mir immer wieder so erschien, dass Charlottes Freunde und Bekannte mehr Ahnung haben als manch angepriesener Life-Coach.

„Und da soll ich das Essen testen?“
„Ja, genau!“
„Also ich soll da dann Burger essen?“
„Zwei. Und Pommes, die Pommes nicht vergessen. Ich finde, das macht den Unterschied von Klasse und Masse: die Pommes. Ein geiler Laden hat Pommes, mit denen man schlafen würde!“
„Mit Pommes?“
„Ja, Pommes. [...]“
Seite 49

„Zögernd beugt er sich zu mir. Er riecht nach fremden Gewürzen und nach Erde, als hätte er das Paradies um uns herum eben erst gepflanzt, extra für mich. Mir ist, als würde ich gleich das Bewusstsein verlieren, so unwirklich schwebend und leicht ist der Moment.“
Seite 260

„Glauben sie mir, Frau Mai“, fährt meine Nachbarin indes fort, „Sie müssen sich erlauben, nicht das zu wollen, von dem Sie denken, dass Sie es haben müssten, sondern das, was Ihr Herz verlangt.“
Seite 287

Fazit: Ein Zuckerbuch, das mich mit seiner einnehmenden Hauptfigur und einem herzschmelzendem Ende aus einem Tief holen konnte und das sicher auch bei vielen anderen schafft.
7/7

Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

1 Kommentar:

  1. Hallo!

    'Ist das Liebe, oder kann der weg?'

    Da wäre ja schon anhand des Klappentexts meine Antwort: der kann sowas von weg!!! Also, Oliver, nicht Lars.

    Das Buch klingt wirklich süß, schöne Rezension!

    Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.

    LG,
    Mikka

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