Donnerstag, 10. Mai 2018

{Rezension} Unter Schwarzen Federn

Eine schnatternde Meute Teenager
Eine unscheinbare Außenseiterin
Eine Verwandlung unter Tränen

Fees Leben ist die Hölle. Auch der Wechsel an die neue Schule bringt keine neuen Chancen, sondern nur Psychoterror und Ausgrenzung. Eines Tages spitzen sich die Dinge so zu, dass Fee nur noch einen Ausweg sieht, und der ist endgültig. Statt sie jedoch von ihrem Leben zu erlösen, bringt der von Markus vereitelte Selbstmordversuch sie in die Therapie. Wird sie es mit seiner Hilfe schaffen, ihren Lebensmut wiederzufinden, oder wurde sie bereits zu tief verletzt?

In „Unter schwarzen Federn“ spinnt Autorin Sabrina Schuh mit den Elementen von Andersens hässlichem Entlein eine düster-romantische Geschichte über Ausgrenzung, Todeswünsche und den schweren Weg eines jungen Mädchens auf der Suche nach ihrem wahren Selbst.

Figuren
Fee ist psychisch labil, wird von ihren Eltern vernachlässigt und es wirkt, als habe sie sich schon lange mit ihrer Opferrolle abgefunden. Sie wird in ihrer Schule gemobbt und scheint völlig einsam zu sein. Enttäuscht von allem und jedem versucht sie zu Beginn des Buches, sich umzubringen. Wie bereits im Klappentext herauszulesen ist, begibt Fee sich eher widerwillig in Therapie. Durch ihre schwachen Nerven kommt es oft dazu, dass sich ihre Gefühle überschlagen und meist völlig unpassend kommen. An sich sind diese Eskalationen zwar unter ihren Umständen verständlich, doch hätten sie meiner Meinung nach „schöner“ in die Szenen verpackt werden können. Auf die holprige Art und Weise, wie diese „Schübe“ kamen und wie biestig sie sich gegenüber Markus gibt, kam es nämlich dazu, dass Fee für mich bald anstrengend wurde und es mir immer schwerer fiel, Verständnis für sie aufzubringen, obwohl sie krank ist und nichts für das kann, was in ihrem Kopf vor sich geht. 
Markus ist ihr wortwörtlicher Lebensretter. Er hat selbst bereits einige schlimme Dinge durchmachen müssen und beschäftigt sich seit dem Freitod seiner Mutter mit Psychologie. Was ich toll hierbei finde ist, dass er im Verlaufe des Buches einsieht, dass das, was er in seiner Freizeit in Büchern studiert hat, wenig mit der Realität zu tun hat, mit der Fee ihn konfrontiert.

Schreibstil
Sabrina Schuh geht im Erzählen der Story mehr auf emotionale, statt auf optische Details ein. Ihr Schreibstil selbst ist zwar simpel gehalten, schafft aber schön konstruierte Bilder und sorgt für ein schnelles Vorankommen. Manche Konversationen, vor allem die zwischen Fee und ihrer Mutter, waren mir jedoch zu überspitzt geschrieben, wodurch mir teilweise die Stimmung und der Ernst der entsprechenden Szenen kaputtgemacht wurden.


Inhalt
Als Markus Fee von ihrem perfekt durchgeplantem Suizid abbringt, wird schnell deutlich, dass hier zwei emotionale Wracks aufeinandertreffen.
Wirklich toll finde ich die Tatsache, dass die Autorin viele Probleme, die das Mobbing betreffen, anspricht. Sei es die Ignoranz der Umstehenden, die Hilflosigkeit der Opfer oder die Unterschätzung der Gefahr, die all das mit sich bringen kann. Mit Fee hat Sabrina Schuh das krasseste und traurigste Resultat geschaffen. 
Welche Diagnose Fee genau bekommt, wird zwar nicht erwähnt, doch passen ihre lauten und oft streitsüchtigen Ausfälle und die manischen Züge zu dem emotionalen Bild, das ich von ihr bekommen habe. Hier sei aber erwähnt, dass ich natürlich keine Ahnung von dieser Medizin habe und mir auch auf keinen Fall anmaßen möchte, selbst irgendwelche Laien-Diagnosen zu geben.
Was mir noch gefehlt hat, ist das Umfeld der beiden. Zwar trifft man kurz auf die Clique, die Fee das Leben so schwer macht, doch lernt man nicht viel über sie. Möglicherweise hätte ich so auch mehr Verständnis für das manchmal für mich unlogische Verhalten der beiden Hauptprotagonisten aufbringen können.
Manches im Buch wirkt auf mich leider zu übertrieben. Zum Einen die bereits angesprochenen Konversationen, zum Anderen aber auch die Reaktionen mancher Figuren. Einiges ist auch einfach für meinen Geschmack zu sehr an diversen Stereotypen orientiert.- Vor allem die Rollenverteilung der einzelnen Personen.- Ausgerechnet der beliebteste Junge der Schule verliebt sich in das schüchterne, gemobbte Mädchen, das ihm sonst nie aufgefallen ist und seine Ex ist auch noch die schlimmste Feindin des Mädchens. Auf der anderen Seite löst die Autorin aber auch viele Klischees auf, die man mit psychischen Erkrankungen und dem Aufenthalt in dafür spezialisierten Kliniken in Verbindung bringt und klärt über deren wahre Naturen auf. Außerdem führt sie sehr vorsichtig und einfühlend an den Umgang mit psychischen Problemen und die Erlebnisse der Betroffenen heran ohne das gesamte Thema belastend auszuweiten. 

Da „Unter Schwarzen Federn“ eine Märchenadaption vom Hässlichen Entlein ist, passt es natürlich, dass Fee auch selbst eine Verwandlung durchläuft. Diese liest sich zwar heraus, doch hätte Sabrina Schuh diese vielleicht noch etwas deutlicher machen können. Denn selbst bis kurz vorm Ende bleibt Fee sehr unsicher und stellt die Welt als komplett gegen sie gerichtet hin, obwohl viele Menschen viel für sie tun. Die wirkliche „Verwandlung“ findet meiner Meinung nach etwas zu abrupt und plötzlich statt, ohne einen wirklichen Vorgang an sich zu haben.

Für Szenekenner können die Details vielleicht etwas unstimmig wirken, wenn es um die direkte Zugehörigkeit zur Gothic- und Metalszene geht, da die Bands, die Fee zugeschrieben werden, nur bedingt zu diesen zählen und sie letztendlich gar nicht so „abnormal“ ist, wie ihr Umfeld sie darstellen will. Das tut dem Buch allerdings keinen Abbruch, ist mir nur selbst als „Eingefleischte“ aufgefallen. :P (Der Vollständigkeit halber, wollte ich dies hier nur mal kurz erwähnen.)

 Ich denke, dass gerade jugendliche Leser eine super Zielgruppe für diesen Roman sind, da die Autorin hier sanft an ein ernstes Thema heranführt, dabei aber eine unterhaltsame leichte Geschichte erzählt und diese nicht mit Fachbegriffen oder ausschließlicher Traurigkeit überlagert.

Es war, als verschlänge ein schwarzes Loch zunächst meine Emotionen und dann mich selbst. Wie gerne hätte ich geschrien, um Hilfe gefleht, doch aus meiner Kehle drang kein Laut. Zu oft waren meine Schreie ungehört verklungen. Zu oft hatte man meine Hilferufe abgetan, als seien sie nicht mehr als die trotzigen Worte eines Kindes, dem das Essen nicht schmeckte.
Seite 30

Die meisten Menschen reden sich gerne ein, dass sie auf etwas zu rennen, das neuer, besser und schöner ist. In Wahrheit rennen sie jedoch nur so schnell sie können vor den Dingen in ihrem Leben weg, die anstrengend, kompliziert und verzwickt sind.
Seite 93

Für mich persönlich nicht unbedingt das Nonplusultra, allerdings eine spannende Geschichte für Zwischendurch, die sich mit einem ernsten Thema intensiv auseinandersetzt.

4/7
ISBN: 9783961117017

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Vielen Dank an die Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

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