Donnerstag, 17. November 2016

{Rezension} Rauklands Sohn

"Du allein bestimmst, wer du bist." :: Ronan ist Sohn des Königs von Raukland. Sein Vater ist der mächtigste Herrscher im Nordmeer: ein machtgieriger Mann, der sein Land von einem Krieg in den anderen führt. Ronan hat nie gelernt, das infrage zu stellen: Freundschaften sind ihm unbekannt und die einzige Liebe, die er kennt, gilt seinem Schwert. Doch dann fällt Ronan in Ungnade und wird auf die nordische Insel Lannoch verbannt. Das Eiland muss er einnehmen oder er verliert den Thron. Mit Waffen ist das aussichtslos: Ronan braucht nicht nur einen Freund an seiner Seite, er muss auch die Achtung der Prinzessin von Lannoch gewinnen. Wie man das anstellt, kam in seinem Schwerttraining jedoch nicht vor.

Dieses Buch hat mich wirklich gänzlich in seinen Bann gezogen. Faszinierend fand ich vor allem, auf was für klitzekleine Details Jordis Lank beim Schreiben achtet. Und doch verstreut sie diese gerade so, dass es nicht zu viele und nicht zu wenige sind. Sie schafft damit eine exzellent ausgedachte Welt, die auf einer winzigen Insel Platz findet und gibt ihr eine fantastische Atmosphäre.
Vielleicht kam es mir auch nur so vor, aber beim Lesen hatte ich immer wieder den Eindruck, die Welt würde sich den Emotionen Ronans anpassen. Zuerst erscheint die rau und kalt, doch je mehr Nähe Ronan zwischen sich und den verschiedenen Dorfbewohnern zulässt, desto freundlicher wirkt sie. Sobald etwas Schlechtes passiert, oder seine Stimmung schwankt, wirkt aber auch die Insel mit ihrer Natur wieder unfreundlicher.

Ronan ist eine wundervolle Hauptfigur. Anfänglich noch forsch und berechnend wirkend, zeigt er mit der Zeit doch, dass er eine gute Seele hat. Es ist witzig, wie unbeholfen er sich im Umgang mit anderen Leuten gibt und so auch noch einen Freund zu finden versucht. Was mir besonders an ihm gefällt, ist, dass er eine gewisse Individualität von der Autorin bekommen hat, die ich mittlerweile oftmals an männlichen Hauptfiguren vermisse. Er ist nicht der typische abgeklärte Alleskönner, sondern eine sehr gefühlvolle Person, die viele Schwächen hat. Auch seine entstehende Freundschaft mit Liam ist nicht die „typische schwerfällige Männerfreundschaft“, die aus groben Sprüchen und Schulterklopfern besteht,  auf die man immer wieder in Büchern trifft. Stattdessen ist das, was die beiden verbindet emotional und wirkt auf vielen Ebenen. Es ist schön zu lesen, wie beide nach und nach lernen, was eine wahre Freundschaft für sie ausmacht. Allerdings sind sie davor noch eine ganze Weile damit beschäftigt, auseinander schlau zu werden.
Trotzdem ist „Rauklans Sohn“ kein Buch, in dem alle singend Ringelreihe tanzen, denn immer wieder trudeln Probleme für Liam und Ronan auf der Insel ein und dazu kommen noch die Aufgaben, die die beiden zusammen zu bewältigen haben. Es gibt einige Kämpfe, allerdings keine Verstümmelungen oder Schlachten, was mich ebenfalls im Positiven überrascht hat, da ich es mittlerweile wohl irgendwie gewohnt bin, von solchen Themen zu lesen. Und auch, wenn ich Auseinandersetzungen mit Schwert und Schild unglaublich spannend finde, ist es doch eine schöne Abwechslung, die inneren Kämpfe der Protagonisten ebenfalls beobachten zu können.
Außerdem spinnt sich im Hintergrund voll all dem eine sehr zarte und unbeholfene Liebesgeschichte zwischen Ronan und der Prinzessin Lannochs zusammen, die letztendlich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist.

Und das Ende... Was soll ich sagen? Es ist der Wahnsinn. Ich habe mit jedem Wort mitgefiebert, habe an jeder Seite gehangen und jede Wendung, jede Überraschung hat mich mitgerissen und noch tiefer in die Geschichte gesogen, sodass es mir doch etwas das Herz gebrochen hat, als ich die letzten Seiten hinter mir hatte. 
Ohne Mist. 
Ich hatte Gänsehaut.

"Er darf ja nicht."
Ronan blinzelte. "Er darf was nicht?"
"In eure Nähe kommen."
Seite 117

Am Morgen lag dichter Nebel über der Insel. Nicht ein Lüftchen regte sich, als Ronan über den Dorfplatz schritt, das Knirschen unter seinen Sohlen seltsam laut in der weiß schwebenden Stille. Der Brunnen schien im Nichts zu treiben und selbst die trutzige Burg war nicht mehr als ein Schatten hinter Nebelschwaden.
Seite 126

"So, so", sagte Liam mit gespieltem Ernst. "Solche Kindereien hat Zhodan dir also beigebracht."
"Er hat mir vor allem beigebracht, dass es nichts nützt, ein schnelles Mundwerk zu haben, wenn man ansonsten eine Schnecke ist."
Seite 155

"Raukland ist ein raues Land", hörte Ronan sich wieder einmal sagen. "Lannoch ist anders. Hier ist eher das Land rau und nicht die Menschen."
Seite 253

Ein charmanter Hauptprotagonist und eine fesselnde Story mit kleinen und großen Überraschungen.
Ich bin defintiv jetzt schon ein Fan von Jordis Lank und ihr solltet "Rauklands Sohn" auch unbedingt eine Chance geben!

7/7

Hier findet ihr außerdem viele interessante Infos zum Buch und den darin erwähnten Gegenständen. Eine Karte und eine Trailer gibt es dort auch.:)



1 Kommentar:

  1. Hallo Annnabelle,
    ich habe das Buch eben auch fertig gelesen und kann dir in allen Punkten nur zustimmen. Spannung von vorn bis hinten, ausgefeilte Charaktere, die Insel und die innere Stimmung so toll beschrieben. Für mich hat sich die emotionale Stimmung stundenlang auf mich übertragen; ich bin wirklich begeistert.
    Auch, dass Ronan wirklich niemand umgebracht hat in seinen Fechtkämpfen und sie trotzdem mega spannend waren. Normalerweise find ich Kampfszenen langweilig, aber diese hier nicht! :)

    Meine Rezension ist auf http://buchvogel.blogspot.de/2017/03/rauklands-sohn-von-jordis-lank.html

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