Von der Treibgierde hält man sich besser fern, denn hier kämpfen abgeschottet vom Rest der Welt Hexen und Magicae gegeneinander. Der junge Eldar wurde mit seiner geliebten Harana durch Zufall in diesem Gebiet eingeschlossen. Nun, Jahrhunderte später, konnte Eldar entkommen. Er wird alles daran setzen, Harana zu befreien – und wenn er dafür die Welt aus den Angeln heben muss. Doch Hexen und Magicae haben eigene Pläne mit ihm …
Das Einfinden in die Geschichte von Eldar, Pirmen, Amelia und Co. ist mir auf den ersten Seiten sehr schwer gefallen. Es wurde immer wieder von der Treibgierde gesprochen, was genau das aber ist, habe ich erst zum Ende hin wirklich verstanden. Außerdem wird Eldar nicht wie ein Mensch beschrieben, sondern wie ein komisches Wesen, dass eben aus der Treibgierde herausgefallen ist. Dazu wird er nicht wie ein Mensch behandelt. Man betitelt ihn als „Ding“ und fragt sogar, was er sei. Vergebens habe ich auf eine genaue Beschreibung von ihm gewartet. Letztendlich wurde nur klargestellt, dass er ein Mensch ist... Oder sowas.
Kommen wir zurück zur Treibgierde. Hierbei handelt es sich um eine Art Portal, in der die Zeit eingefroren ist. Geht man hindurch (was man im Normalfall nicht überlebt), gelangt man in die gleiche Welt, jedoch zu einer viel früheren Zeit. Ich wäre wirklich froh gewesen, hätte ich das früher gewusst. Denn wenn man von der Vergangenheit, dann von einer anderen Welt, dann aber von den selben Orten beiderseits die Rede ist, kommt man schon schnell durcheinander. Das hat mich auch beim Einstieg ziemlich abgeschreckt und ich habe mir ehrlicherweise gedacht, dass ich dieses Buch hassen werde. Glück gehabt, so weit ist es nicht gekommen.
Lasst euch vom Babyblau und dem blonden Helden mit seinem glänzenden Schwert auf dem Cover nicht irritieren. Dieses Buch ist alles andere als bunt und voller aufregender Heldentaten. Ganz im Gegenteil: Es trieft vor Vulgarität, Gemetzel und Dreck. In dieser Welt ist gar nichts glänzend. Als sich Amelia in der Geschichte das erste (und einzige) Mal gewaschen hat, hab selbst ich mich besser gefühlt. Es war, als wäre eine zentimeterdicke Schicht von mir abgefallen. Stellenweise ist „Der unrechte Wanderer“ sogar ziemlich ekelerregend.
Genaugenommen geht es aber gar nicht so wirklich nur um ihn, wie ich vom Klappentext aus geschlossen habe, sondern um insgesamt acht Figuren. Allesamt Freaks, die von einer Hure, über ein verunstaltetes Ekel bis hin zum cholerischen „Ding“ mit Gedächtnisverlust reichen. Das ganze Spektrum wird hier aufgeführt. Ich tat mich wirklich schwer damit, auch nur einen von ihnen zu mögen, da sie alle ihre ziemlich abstoßenden Eigenarten haben. Mein Favorit war dann jedoch bis zum Ende hin Ox, welcher sich von einem eigenartigen Nebencharakter zu einer sehr interessanten, selbst handelnden Person entwickelt hat. Im Allgemeinen entwickelt sich in diesem Buch jede der Personen, die auch nur in irgendeiner Weise wichtig ist, in irgendeine Richtung. Und trotzdem kann ich bis jetzt noch nicht einordnen, wer böse und wer gut ist. Eher sind sie allesamt nur ziemlich gefährliche Sonderlinge, von denen manch einer sich eben weniger im Griff hat und manch anderer sehr viel grausamer ist als die anderen.
Das Gerüst dieser Geschichte ist eigentlich recht simpel: Magicae kämpfen gegen Wicca und dazwischen sind eben ein paar Figuren. Also haben wir zwei Parteien, sie sich auf den Tod nicht ausstehen können und deren Kampf viele andere Schicksale beeinflusst. Jedoch muss ich dem Autor lassen, dass er ein faszinierendes Konstrukt um diese simplen Streben gebaut hat. Jede Figur ist sehr durchdacht und voller Einzelheiten und jede kleinste Handlung ihrerseits löst unfassbare Dinge aus. Nichts ist vorhersehbar. Auch hat der Autor eine Art zu schreiben, die ich mit keiner vergleichen kann. Einerseits schreibt er sehr einfach erklärend, andererseits beschreibt er Bilder, die wirklich nicht jeder Autor so real gestalten kann. Sie alle sind absurd, surreal, erschreckend, schön.- Manchmal alles gleichzeitig. Hin und wieder wusste ich gar nicht, wie ich mich fühlen soll. Vor allem nicht, als sich dann alles dem Ende neigte. Dieses Finale hätte nicht grotesker sein können. So, wie der letzte Teil des Buches war, hätte ruhig mehr schon davor sein können. So verzaubert und magisch.
"... Das ganze Leben besteht aus Worten, Man verwendet sie. Man gibt sie aus wie Falschgeld, weil man weiß, dass es nichts kostet, sie zu verwenden."
Seite 66
Sie warf Eldar einen Blick zu, der ihn augenblicklich alles um ihn vergessen ließ. Er gehörte ihr, und er würde niemals mehr wieder eine andere Frau ansehen.
Seite 370
Er bewegte sich vorsichtig zwischen den Ährenreihen und achtete darauf, nur nicht zu viele der Halme niederzutreten. Sie wirkten wie ein Sinnbild für die Kraft der Natur und es wäre ihm als eine Sünde erschienen, die mutwillig zu zerstören.
Seite 442
5/7
Eine sehr clever zusammen gesponnene Geschichte, in der es keine strahlenden Helden, sondern jede Menge Absurdes gibt.
ISBN: 978-3-442-26404-9
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.:)
Ich hab vom Autor bisher nur den Gottbettler gelesen, wobei dieses Buch schon ein bisschen auf meinem SuB verweilt, danke für deinen Einblick, mir macht das richtig Lust darauf auch endlich mal danach zu greifen. :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Svenja
Also ich kenne den ersten Band ja nicht, da die Romane ja mehr oder weniger voneinander unabhängig sein sollen.^^ Aber ich kann den zweiten auf jeden Fall empfehlen. Hat sich auch schnell gelesen.:)
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