Montag, 15. Juli 2019

{Rezension} Ein dreckiger Job - Seelenakte Frankfurt am Main



Mein Name ist Eshr’el. Ich bin ein Dämon.

Seit 216 Jahren sammle ich schwarze Seelen für die Armee meines Herrn: Ich kläre grausame Verbrechen auf und töte die Täter. Sex und Zuckerwasser halten mich bei Kräften. So weit, so gut, so einfach. Nie hätte ich damit gerechnet, dass eine schwarze Seele eines Tages den Spieß umdreht: Sie jagt mich – und den einzigen Menschen, der mir etwas bedeutet.
Warum muss ich mich verlieben? Warum an Menschlichkeit erkranken – ausgerechnet jetzt?

Dies ist meine Geschichte.

Figuren
Eshr'el, der skrupellos eine schwarze Seele nach der anderen nieder mäht, behauptet ein Dämon zu sein, was allerdings nur bedingt zu stimmen scheint, denn er wird nicht nur vom Schlechten angetrieben und es landen auch immer wieder Anspielungen darauf, dass er etwas oder jemand anderen sein könnte, auf dem Tisch. Tatsächlich handelt er sogar unverhofft oft gut. 

Schreibstil
Der Klappentext ließ bereits erahnen, dass in diesem Buch einige Sexszenen auf mich warten würden, allerdings bieten diese statt Erotik eher gelegentliche What-The-Fuck-Momente. Der Autor besitzt einen guten Schreibstil, welcher mich nicht zuletzt das Buch an einem Tag durchlesen lassen hat, allerdings sollte er vielleicht noch einmal seine teilweise höchst merkwürdigen Beschreibungen überdenken. Vielleicht war eine Szene, in der eine Frau mit dem besten Stück des Mannes im Mund („wie ein Kind, das an einem Daumen lutscht“) einschläft, auch einfach humoristisch gemeint und dieser Witz kam nicht ganz bei mir an, allerdings hat diese Umschreibung bei mir eher bewirkt, dass mich wochenlang dieses Bild verfolgt hat, und mich zum gelegentlichen reflexartigen Kopfschütteln mit verzogenem Gesicht gezwungen hat. 
Diese Stellen machen zum Glück aber den geringsten Teil des Buches aus und, das muss ich hier wohl gestehen, sie haben es mich vor allem nicht vergessen lassen. Es ist ja nun schon ein Weilchen her, dass ich „Ein dreckiger Job“ beendet habe, aber selbst durch Prüfungsstress, Festivaleskalationen und einen neuen Hund, der extrem viel Aufmerksamkeit fordert, konnte ich diese eine Szene nicht vergessen und damit die gesamte Story nicht.

Inhalt
Das gesamte Buch ist so aufgebaut, dass Eshr'el dabei ist seine Geschichte niederzuschreiben und dabei hin und wieder von Maria, einem Engel der sich halbnackt auf seinem Bett herumkugelt, unterbrochen wird, wodurch Nachfragen und zusätzliche Informationen aufkommen. 
Kurz gefasst kann man Eshr'els Job so beschreiben, dass er schwarze Seelen für seinen Herrn sammelt und sich bei der Suche nach ihnen als Tatortfotograf tarnt. Die gesammelten Seelen liefert er ab und mit jeder von ihnen bemerkt er eine neue Veränderung an sich selbst. Unverständliche Träume oder Visionen plagen ihn, er verliert hin und wieder die Kontrolle über seinen eigenen Körper und auch der Sex ist für ihn nicht mehr so belebend wie früher.
Durch diesen Job landet er auch direkt am Anfang der Geschichte in einer Lagerhalle, in der eine gehäutete Familie aufgehangen wurde. Ohne Zweifel gibt es also wieder eine schwarze Seele für Eshr'el zu holen. So beginnt Eshr'el also, sich durch Seiten zu kämpfen, die mit Kindsmord, Suizid,
und Häutungen gefüllt sind. Die spätere Erklärung der Zusammenhänge zwischen diesen Gräueltaten treibt die Spannung dabei zwar weit hoch, allerdings recht spät. Zusätzlich führen alle Spuren genau dahin, wo ich das Böse in diesem Buch sowieso schon länger vermutet hatte.
Leider hat mir für lange Zeit der Rote Faden in der Story gefehlt. Das Konzept des Buches war mir schon klar und ich habe verstanden, warum was passiert, und dass die Tatsache, dass Eshr'el seine Geschichte selbst schreibt, den Erzählverlauf etwas ändert. Nur musste ich doch ziemlich lange nach dem Kern des Buches suchen.

„[...] Das Täterblut... Na ja, die müssen im Labor echt Murks gemacht haben. Die schwören Stein und Bein, dass es Tierblut ist. Panda.“
„Panda?“ Ich pruste los.
Seite 184

Blasphemisch, dezent gory und eine gesunde Portion Galgehumor. Abgerundet wird das Werk mit einem hoch interessantem Hauptcharakter. Trotz kleiner Schwächen also definitiv ein lesenswertes Buch (wenn man das entsprechend dicke Fell dafür hat).

6/7
ISBN 978-3-86762-358-2
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