Das Thema „Leseflaute“ scheint
eigentlich kein so ernstes Thema zu sein, dass man darüber einen
extra Post schreiben muss, allerdings lese ich in Büchergruppen
immer wieder, wie jemand darüber klagt, dass er einfach keinen Nerv
zum Lesen hat und seit Wochen nicht an Bücher ran kommt. Dann wird
nach Tipps gefragt und ich bekomme dann immer das Gefühl, dass viele
Buchbegeisterte wirklich glauben, dass sie lesen müssen
und es ein richtiges Problem darstellt, wenn es einfach mal nicht
klappt, ein Buch innerhalb von kurzer Zeit zu verschlingen, denn
sonst funktioniert das ja auch.
Ich
finde, das ist absoluter Quark.
Nur weil man zum Beispiel Pizza
liebt, isst man ja auch nicht jeden Tag Pizza, oder?
Jeder der regelmäßig liest kennt
diese Zeiten, in denen man es einfach nicht fertig bringt, das Lesen
selbst zu genießen. Man will eigentlich unbedingt in einem Buch bzw.
einer Geschichte versinken oder einfach abschalten und es klappt
nicht. Egal, welches Buch man sich greift und wie gut es auch sein
mag, über ein paar Seiten kommt man nicht hinaus.- Nun ja, zumindest
sehen Leseflauten bei mir so aus und ich denke, mir geht es da wie
vielen anderen auch. Im Gegensatz zu „vielen anderen“ versuche
ich aber nicht, irgendetwas gegen diese Flauten zu tun, denn ich sehe
sie nicht als ein Problem an. Leseflauten kommen und gehen auch
wieder und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eher
kontraproduktiv ist, wenn ich mich dann auch noch zum Lesen oder
Überwinden dieser Flaute zwingen will. Warum auch? Niemand (außer
hin und wieder die Uni) zwingt mich dazu, etwas zu lesen außer mir
selbst. Und auch, wenn Rezensionsexemplare bereits auf mich warten,
zwinge ich mich nicht zum Lesen, denn ich weiß genau, dass das die
Rezension nur verfälschen würde. Denn wenn mir im Moment Lesen
sowieso keinen Spaß macht, dann wird sich das natürlich auch auf
mein Leseerlebnis auswirken. Und glücklicherweise hatte ich noch nie
einen Autor/eine Autorin oder einen Verlag im Nacken sitzen, der
gedrängelt hat. Vielleicht habe ich da auch Glück, aber bisher habe
ich nur Leute kennengelernt, die meinten, sie warten lieber etwas
länger auf eine Rezension, als ein absolutes Zeitlimit zu setzen und
am Ende jemandem den Spaß am Lesen zu nehmen, weil man etwas
geliefert haben will.
(An dieser Stelle will ich aber noch
einmal anmerken, dass ich hier sicher niemanden dazu anspornen will,
sich einen Stapel Leseexemplare zu beschaffen, um sie dann einfach
irgendwann in ferner Zukunft zu lesen. Ich meine damit nur, das man
sich keinen Druck machen sollte, wenn es sowieso nicht klappt, sich
auf die Texte zu konzentrieren.)
Lesen ist ein Hobby, eine Ablenkung,
eine Leidenschaft oder auch eine Flucht aus dem Alltag, deshalb finde
ich, dass man gerade so etwas Schönes frei von Zwang halten sollte.
Man schlingt ja auch für gewöhnlich nicht eine Tafel Schokolade
herunter, um es endlich hinter sich zu haben, oder weil die gegessen
werden muss.
Wie es an meinem Blog-Archiv zu
erkennen ist, hatte ich in den letzten 2 Monaten auch so eine
Leseflaute. Die Rezensionen sind ausgeblieben und es war für eine
Weile still hier. Das finde ich selbst natürlich auch schade, denn
ich will sicher nicht, dass mein Blog halbtot wirkt, aber wenn ich
nunmal kein Buch länger als 10 Minuten in der Hand halten kann, weil
einfach die Konzentration nicht da ist, dann ist das eben so. Ich
habe mich einfach auf andere Dinge konzentriert, war mehr draußen in
der Natur, habe neue Musik und Serien entdeckt und auch zwei
Zeitschriften abonniert, von denen mir eine sogar wieder die Lust am
Lesen zurückgegeben hat.- Ohne, dass es meine Absicht war.
Nun habe ich in kürzester Zeit vier
Bücher beendet und bekomme immer noch nicht genug.
Was ich damit sagen will: Akzeptiert es
einfach, wenn euer Hirn gerade nicht empfänglich für das
geschriebene Wort ist. Macht andere schöne Dinge und vor allem:
Nehmt den Druck von euch.
Und statt nun Tipps gegen Leseflauten
aufzulisten, dachte ich, ich schreibe euch einfach mal ein paar
positive Punkte auf, die Leseflauten in meinem Fall mit sich bringen.
- Nach der Leseflaute greife ich oft zu Büchern, die ich sonst nie in die Hand genommen hätte. Ich bekomme einfach spontane Lust auf Literatur außerhalb meines typischen Geschmacks und entdecke so Neues.
- Die Zeit, die ich sonst lesend verbringe, fülle ich einfach anders. Ich mache mehr kreatives Zeug, schreibe selbst, zeichne oder entdecke neue Inspirationen.
- Ich beschäftige mich anders mit Büchern. Das klingt erst mal komisch, aber ich lese in solchen Zeiten viel intensiver andere Rezensionen, Klappentexte oder Artikel und Posts über das Lesen. Man kann also sagen, ich erweitere meinen „buchigen“ Horinzont in Leseflauten.
- Ich putze. Wie verrückt. Nein, ich wohne sonst nicht in einem Saustall. Ich habe einfach etwas mehr Zeit und nutze die dann, um meine Bücher komplett abzustauben oder neu zu sortieren, aufzuräumen oder auch Dinge auszusortieren, von denen ich mich später über ebay oder Kleiderkorb trenne.
- Meine Vorfreude auf kommende Bücher und die Lesestunden mit ihnen wächst.
- Wenn ich dann wieder einfach drauflos lesen kann, sind die ersten Bücher nach der Leseflaute viel eingehender und intensiver.
Wie nehmt ihr Leseflauten wahr? Gibt es unter euch auch welche, für die sie einfach zum "Leseleben" dazugehören? Oder gibt es auch jemanden unter euch, der sie ganz schrecklich findet?
Wie immer bin ich gespannt auf eure Meinung zu dem Thema, also ab mit euch in die Kommentare! ;)