Freitag, 2. Juni 2023

{Rezension} Adular 1 - Schutt und Asche

Als Dunkelelf im Kaiserreich Adular zu leben, bedeutet, weniger wert zu sein als Straßendreck. Dûhirion ist einer von ihnen und musste früh lernen, dass das Leben nicht fair spielt, insbesondere dann nicht, wenn man mit grauer Haut geboren wird. Menschen, Zwerge, Waldelfen und Hochelfen blicken auf ihn und seinesgleichen herab wie auf Ungeziefer. Als Kind wurde er an die Assassinengilde Umbra verkauft und dort unter grausamen Bedingungen zum Meuchelmörder ausgebildet.

Eigentlich hatte er nicht geplant, sich in die beginnenden Aufstände seitens der Dunkelelfen einzumischen, auch wenn er die Unterdrückung seines Volkes nicht gutheißt. Doch da ist seine verbotene Liebe zur Waldelfin Elanor. Die Beziehung zu ihr lässt Dûhirion unfreiwillig ins Zentrum der Unruhen rücken – und dabei wird nicht nur sein Leben in Gefahr gebracht.

Adular 1 – Schutt und Asche war das erste Buch, das ich mir dieses Jahr auf der Buchmesse gekauft habe. Der Autor war direkt am Stand zum Signieren und da hab ich die Chance ergriffen und mir den ersten Band der Reihe mitgenommen.- Nicht zuletzt, weil ich Jamie L. Farley selbst auch wirklich sympathisch fand und der Klappentext sich super angehört hat.
Als ich das Buch dann vor ein paar Tagen in die Hand genommen habe, war ich der festen Überzeugung, dass ich es ganz sicher mögen würde; Ich wollte es unbedingt mögen.

Vorweg ein Punkt, der mir in Fantasy Büchern immer sehr wichtig ist: Adular besitzt ein Glossar und sogar eine Karte! Beide Punkte sind fast immer das Erste, wonach ich schaue. Mit all den fremden Namen, Ländern und Begriffen kann High Fantasy meiner Meinung nach immer schnell verwirrend werden, deshalb bekommt ein Buch bei mir imme Pluspunkte, wenn sich Verlag und Autor*in die Mühe gemacht haben, um es den Leser*innen einfacher zu machen.

Aber kommen wir nun zum eigentlichen Buch.

Zu Beginn der Geschichte lernen Dûhirion und Elanor sich kennen. Er ist ein Dunkelelf, sie eine Waldelfe, und damit ist er laut Gesetz weit unter ihrem Stand. Dunkelelfen gelten in Adular als Abschaum, leben sogar in ihren eigenen Slums, den „Aschegruben“. Aber sie beginnen, sich zu wehren. Und hier von „blutigen Aufständen“ zu schreiben, wäre eine Untertreibung. Dûhirion, zwar selbst ein Dunkelelf, ist aber trotzdem nicht begeistert von diesen Entwicklungen. Elanors Sinn für Gerechtigkeit hat ihn da vielleicht auch gewissermaßen etwas beeinflusst. Nun gerät Dûhirioin aber trotzdem zwischen die Fronten der Aufständischen und der Regierung und wird festgenommen. Und ab hier ist das Meiste, das noch passiert, doch leider recht vorhersehbar. Ich will nicht spoilern, aber sagen wir mal: Elanors Handlungsstrang habe ich schon sehr früh erahnt und mit einem Aspekt darin geht sie so unheimlich unreif um, dass mich dieser Punkt, der vielleicht als Überraschung oder so ein „Oh fuck“-Moment gedacht war, eher zusätzlich genervt hat.
Aber was mir auf diesen ersten Seiten gleich aufgefallen ist: Adular ist bei Weitem nicht so schwermütig geschrieben, wie ich es sonst erwarte, wenn ich ein Buch aus dem Genre aufschlage. Tatsächlich gehen Farleys Worte runter wie Butter und ehe ich's mich versehe sind über 100 Seiten schon gelesen.

Trotzdem: Was mir in diesem Buch fehlt, ist der Weltenbau. Wie sieht Adular aus? Ich konnte mir bis zur letzten Seite hin kein Bild von der Umgebung, den Orten, der Stadt machen. Dabei werden die einzelnen Figuren sehr detailliert beschrieben. Aber es fühlt sich an, als würden sie vor einer weißen Tapetenwand stehen. Die inneren Gedanken der Charaktere, ihre Gefühle und ihre Gründe hinter dem, was sie tun, sind gut erklärt, aber das, was Außerhalb ist, ist da irgendwie zu kurz gekommen. Was an den Figuren also so kleinlich ausgearbeitet ist, fehlt der Umgebung. Ein paar Sätze über Gebäude, Pflanzen im Raum oder irgendetwas dergleichen hätten mir schon gereicht, aber so bekomme ich einfach kein Feeling für die Handlungsorte.- Was echt schade ist, denn ich glaube nicht, dass es dem Autor an Kreativität mangelt. 

Die Monologe und Konversationen, vor allem die von Elanor, wirken irgendwie stelzig, unausgereift und klingen teilweise wie Kinder in einem Theaterstück. Allgemein haben mir Elanors Kapitel nicht besonders gefallen. Elanor ist nämlich eben... da. Sie existiert. Ihr Charakter hat keine markanten Eigenschaften und genau genommen, könnte man jede x-beliebige, glatte Elfe an ihre Stelle packen und es würde nicht auffallen. Meiner Meinung nach verblassen die Hauptfiguren sogar neben den Nebenrollen. So hätte ich zum Beispiel viel lieber Elanors Kapitel gegen mehr Story von Maryn (Zwergin und eine Freundin von Dûhirion) eingetauscht. Sie ist facettenreicher, interessanter und tiefgehender als die Waldelfe. Außerdem ist Maryn die Einzige, die ein eigenes Sprechmuster hat. Alle anderen Figuren drücken sich völlig gleich aus. Als würden sie von einem Skript ablesen.

Elanor im Gegenzug zu Maryn ist einfach nur lahm. Ich habe immer wieder das Gesicht verzogen, wenn ihre Kapitel an der Reihe waren. Ich nehme an, sie war ein bisschen als eine Art „Hintergrundspielerin“ gedacht, während Dûhirion eher der tatkräftige Part der beiden war. Aber geendet hat es damit, dass ich mich gefragt habe, warum Elanors Perspektive überhaupt so viele Seiten einnimmt. Sie ist auch einfach nicht sympatisch. Zwar ist sie sehr glatt, sehr perfekt, eine typische Elfe eben. Aber auf der anderen Seite lügt sie an einer Stelle ihren Onkel über etwas an und macht ein riesigen Gewese darum, dass er ihr nicht glauben will. Was hat sie denn erwartet?

So überhaupt sind sie und Dûhirion einfach zu geradlinig für meinen Geschmack. Es ist, als hätte vor Jahren mal jemand 08/15-Schablonen für Dunkelelfen und Waldelfen gemacht und damit dann auch die beiden ausgestanzt, wie auch viele andere Figuren in Büchern und Games. Dabei hat Dûhirion wenigstens noch eine Vergangenheit, die ihn bis zu einem gewissen Grad interessant macht. Diese Vergangenheit wird jedoch nur in kleinen Bruchstücken hin und wieder angeschnitten, nie so wirklich aufgearbeitet und geht damit leider auch unter. Und die meisten „krassen“ Dinge, die passieren, sind dann auch am Ende doch nur Traumsequenzen. Und wenn etwas in Realität passiert, hat ja zum Glück jemand eine magische Begabung und kann das meistens alles nach einem Tag ungeschehen machen.
Beim Lesen habe ich einfach immer wieder das Gefühl bekommen, dass der Autor seinen Hauptfiguren nicht dauerhaft wehtun wollte, was in diesem Genre einfach ein langweiliger Ausgangspunkt ist. Zumal Dûhirion eigentlich ja Assassine ist. Hätte ich zwischendurch völlig vergessen, wenn er nicht hin und wieder mit seiner Ausrüstung, bzw. seinen Waffen interagiert hätte. Denn genau genommen ist es irgendwie zu 95% irrelevant, dass Dûhirion Auftragsmörder ist. Ganz am Anfang tötet er jemanden und ab da wird das eher für ihn übernommen. Er hätte genauso gut Mitglied einer Bäckergilde sein können und ich denke, das hätte an der Story nix geändert.

Ich habe mich ein bisschen durchs Internet gewühlt und glaube, dass dieses Buch die erste Veröffentlichung von Jamie L. Farley war.- Und das merkt man eben leider auch. Es kann gut sein, dass der Autor mittlerweile einen anderen Schreibstil entwickelt hat, und ich würde mir das auch sehr wünschen. Denn ich glaube wirklich, dass Farley schreiben kann, wenn er sich mehr Zeit genommen hat. Ich bin nur der Meinung, dass dieses Buch zu schnell veröffentlicht wurde. Man merkt einfach bis zur letzten Seite, dass es sich hier um ein Erstlingswerk handelt.

Es gibt gute Ansätze, aber diesem Buch mangelt es einfach an Tiefe und Spannung.
2/7

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