Dienstag, 17. März 2015

{Rezension} Gretchen


Überraschend, fies und unglaublich lustig - Bühne frei für Gretchen Morgenthau! Gretchen Morgenthau ist eine Legende des Theaters. Zum Unglück ihrer Mitmenschen eine lebende. Die Karriere als Intendantin hat sie beendet, den Gottesstatus aber behalten. Ihr Leben in London könnte kaum großartiger sein. Doch dann geschieht das Undenkbare. Wegen einer Unachtsamkeit wird Gretchen zu vier Wochen auf einer Vulkaninsel bei Island verurteilt. Sie soll mit den Einheimischen ein Theaterstück aufführen. Keine gute Idee.

Gretchen Morgenthau begegnet dem Leser keineswegs als tattrige, alte und Zerbrechliche Oma, trotz ihrer 75 Jahre. Sie verträgt harten Alkohol, hat eine unfassbar große Klappe und ist trotzdem so sympatisch und alterslos, wie es selten eine andere Figur in einem Buch, das ich gelesen habe, war. Gretchen ist eine recht kurzlebige Geschichte, lässt sich schnell "weglesen" und behinhaltet trotzdem genug Details, um sich in Gretchens Gedanken einfinden zu können. Des Öfteren musste ist schmunzeln und muss auch zugeben, dass ich diese Frau auch gern persönlich kennegelernt hätte.
Als Gretchen auf Island landet, spürt man, wie zwei Welten gewaltig aufeinanderprallen, sich mit der Zeit jedoch, wenn auch zaghaft, befreunden.
Diese ganze neue Welt lernt man durch Gretchens Augen kennen. Andere Personen beschreibt sie einfach herrlich und ihr Auftreten, wenn auch großkotzig, ist einfach fabelhaft. Sie ist ein Charakter, den man einfach lieben muss, wie ein Lied, das man so lange hört, bis man es mag, auch wenn man es zu Beginn ganz furchtbar fand.
Auch der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Das Ganze ließt sich wie Gedanken. Teilweise nur kurz aufeinanderfolgende Worte, keine ganzen Sätze, dann wieder monologartige Gedanken.
Was ich auch besonders gut fand war das Ende, Gretchens Abgang. Ihrer Würdig legt sie eine wenn auch schlichte, sehr theatralische Show hin.

Sie hatte noch zwei Tage zu leben. Vielleicht drei. Schnupfen. Unheilbar. Endstadium.
Seite 7

"Mein lieber Herr Meyerhofer, ich hege die Bekanntschaft mit großflächig tätowierten Menschen aus Weißrussland, die mir einen Gefallen schulden, und wenn ich sie darum bitte, dann werden diese urwüchsigen wilden Männer voller Freude einen ganze Tag lang Liebe mit ihrem Po machen. [...]"
Seite 82

"[...] Ah! Wien! Wien! Du bist Wienerin! Kaffeehäuser! Und Kutschen! Und Kaiserschmarrn! Und Inzest und Hitler und so! Abgefahren."
Seite 102

Aha, sie konnte denken. Fähigkeit. Immerhin.
Seite 192

"Hallo?"
"Ja?"
"Ich sterbe."
"Ja, aber doch bitte nicht jetzt, wir sind mitten in einer Sexszene."
Seite 212

"Unterbrich mich noch ein einziges Mal und ich schneide dir die Kehle durch. Mit einem stumpfen Küchenmesser."
Seite  237

Kurz, aber genial und unglaublich witzig.

6/7




ISBN: 978-3-453-43801-9


Danke!





5 Kommentare:

  1. Huch, da hast du dich aber beeilt. xD
    Aber es klingt auf alle Fälle sehr unterhaltsam. Ich packe es mal auf meine WuLi.

    <3

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    1. Ja, ließ sich wirklich schnell lesen. Ist aber echt sau lustig gewesen.:D

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  2. Schon auf meienr Wunschliste, danke für deine Meinung :-) Ich fand Harold auch schon so toll von ihm, ganz eigener toller Humor.

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    1. Ehrlich gesagt kannte ich den Autor noch gar nicht, aber gefallen tut er mir, das muss ich sagen.^^

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  3. Das steht tatsächlich schon länger auf meiner Wunschliste, fand Harold auch schon so gut.
    Deine Rezension und gerade auch die Zitate konnten den Wunsch nur bestätigen.

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