Sonntag, 29. Januar 2017

{eAf} Joachim Sohn | Wie man mit Romanfiguren zusammenlebt



Ich wurde gefragt, wie denn mein Verhältnis zu meinen Romanfiguren so sei. Ob ich eine Beziehung zu ihnen aufgebaut habe, ob ich mit ihnen spreche, mit ihnen lache oder weine und ob ich trauere, wenn eine von ihnen stirbt. Nun, diese Frage kann ich nur mit "Ja" beantworten. Und das aus gutem Grund, schließlich handelt es sich bei meinen Romanfiguren um Sunnie und Polli
Ich habe sogar ein sehr inniges Verhältnis zu den beiden Katern und das liegt daran, dass wir schon sehr lange in einem gemeinsamen Haushalt wohnen. Um genau zu sein, seit nunmehr 13 Jahren. Und das kam so:

Eines schönen Tages, vor eben 13 Jahren, standen die beiden Herren mit ihren Koffern vor meiner Haustür und eröffneten mir, dass sie von nun an hier wohnen würden, aber wenn ich wollte, könnte ich solange bleiben, bis ich was Besseres gefunden hätte. 


(c) Joachim Sohn, http://walkingmills.de/

Der kluge Leser hat längst festgestellt, dass es nicht soweit gekommen war, denn ich wohne ja noch immer hier mit ihnen zusammen. Nachdem sie mir also ihre Koffer vor die Füße geknallt hatten, machten sie es sich auf meinem roten Sofa gemütlich, schauten zu, wie ich auspackte und schmiedeten bereits Pläne, wie sie das Haus nach ihren Vorstellungen umgestalten könnten. Was soll ich sagen, wie ich sie so dasitzen sah, habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Schon bald machte ich Fotos von ihnen, wie sie musizierten, einfach so dastanden, gemeinsam kochten oder wie berühmte Maler vorbeikamen, um von ihnen berühmte Gemälde anzufertigen. Es gefiel den beiden, dass ich sie porträtierte. Das mache sich gut für ihre Biografie und obendrein sparten sie Geld für den Fotografen, haben sie gesagt. Und so durfte ich noch ein bisschen bleiben. Aber ich spürte, dass ihre Geduld bald zu Ende war. Doch dann, wie das Leben so spielt, verhalf mir ein Zufall dazu, dass aus der Duldung eine dauerhafte Zweckwohngemeinschaft wurde. 
Und das kam wiederum so: Ich arbeitete zu dieser Zeit bei einem Dienstleister, der die betriebliche Altersvorsorge ehemaliger Krankenkassenmitarbeiter erstellte. Meine Aufgabe war es, die monatlichen Rentenbescheide einzutüten. Es war ein Nebenjob zwischen meinen Trickfilmjobs. Jedenfalls mussten zu Beginn des Jahres die Jahresbescheinigungen für das Vorjahr zusammengestellt werden. Jeder Monat hatte einen Stapel mit den Empfängern. Als ich sie durchging, stellte ich fest, dass der Juni fehlte. Ich wiederholte meine Suche, zählte alle Stapel immer und immer wieder durch, doch der Juni ließ sich nicht auffinden. Nachdem ich schon an nichts anderes mehr als an Sunnie und Polli denken konnte - sie hatten mir zwischenzeitlich den traurigen Grund ihres Auftauchens erzählt, aus dem später ihre spektakuläre Geschichte der Flucht von Fanfasl entstand, wo sie als Küchensklaven gehalten wurden - wusste ich, dass sie jeder Aufgabe gewachsen waren und fragte mich, ob die Suche nach Juni nicht ein Fall für die Kater sein könnte. Schließlich, so hatten sie sich mir vorgestellt, waren sie Meisterdetektive. Ich erzählte ihnen also sofort, nachdem ich für sie nach meinem Feierabend ihren Dreck weggeputzt, ihre Klos saubergemacht und für sie gekocht hatte, was mir am Tag passiert war und fragte sie, ob sie nicht herausfinden wollten, wo Juni abgeblieben sei. Doch ihre Reaktion erstaunte mich. So einen Unsinn hätten sie ja noch nie gehört, fauchten sie mich an. Aber ich blieb hartnäckig, appellierte erneut an ihre Genialität, sagte ihnen, dass es doch ihre Geschichte werden könne, es ginge um sie, ihr Leben und einfach alles. Das sei doch kein Unsinn. 
Auf keinen Fall, fauchten sie mich in der gleichen Lautstärke an wie zuvor, aber die Geschichte stünde schon fest, sie bräuchten sie mir nur noch zu erzählen und wenn ich wollte, könnte ich sie aufschreiben.

So kam es also, dass sie mir ihre Geschichte vom Land der Monate und vom Verschwinden des Juni erzählten und davon, wie sie ihn wiederfanden.
(c) Joachim Sohn, http://walkingmills.de/

Und es sollte nicht die einzige Geschichte bleiben. Wer würde es mir also verübeln, dass ich bei dieser engen Verflechtung mit den Katern und ihren aufregenden und außergewöhnlichen Erlebnissen eine Beziehung zu ihnen aufbaue, die mich an ihrer Freude und ihrem Leid teilhaben lässt. Wer kann es mir verübeln, dass ich mich von jedem ihrer Schicksalsschläge erschüttern lasse. Natürlich habe ich bei ihren Geschichten mitgelitten, wenn sie mal wieder zu Recht beschuldigt wurden, ich habe mit ihnen gelacht, wenn sie jemanden die Treppe runterschubsten und ich habe geweint, wenn ihnen jemand einen Keks vor der Nase weggeschnappte oder ähnlich bewegende Ereignisse mit ihnen geschahen. Und ja, natürlich würde ich in ein tiefes Loch fallen, wenn es einen von den beiden nicht mehr gäbe. Aber zum Glück wird das nicht passieren. Jedenfalls nicht solange ich da bin.

PS: Den Junistapel habe ich übrigens am nächsten Tag unter dem Julistapel gefunden. Aber das spielte da schon keine Rolle mehr.



 Klappentext
Die Monate sind ganz durcheinander: Juni ist verschwunden und niemand weiß, wo er ist. Höchste Zeit, dass Sunnie und Polli ermitteln. Die Kater haben doch bisher noch jeden Fall lösen können. Das behaupten sie zumindest in ihrer Geschichte. Der Autor Joachim Sohn, der bei den Katern wohnen darf, notiert nicht ganz ungezwungen, was die beiden ihm dazu zu berichten haben. Und was vielleicht äußerlich wie eine Kindergeschichte wirkt, ist in Wahrheit eine höchst anspruchsvolle Persiflage über Heldenreisen, Wortfindungen, Gedankenketten, Buchsatz und nicht zuletzt eine gewisse Selbstironie an die Geschichte über die beiden Kater selbst, die ein reiner Tatsachenbericht ist.

Eine philosophische Katzengeschichte für Fans von Walter Moers und Freunde von ganz besonderer Unterhaltung in Wort, Schrift und Bild des Buches.
(Quelle)




Über den Autor

Joachim Sohn wurde 1968 in Wiesbaden geboren, studierte in Mainz, Konstanz und Berlin Vergleichende Sprachwissenschaften, Romanistik und Theater-, Film und Fernsehwissenschaft. Außerdem qualifizierte er sich an der Animation-School in Hambung zum Animationsdesigner. Er war viele Jahre freiberuflich für deutsche Trickfilmproduktionen tätig und arbeitet seit 2004 als Flash-Designer und Animation-Director in Düsseldorf.

Neben seinem Einsatz für vegane Ernährung, humanistisches Denken und den Tierschutz erfindet er auf umweltschonenden Zugfahrten tiefgründige Geschichten. Allerdings muss man einwenden, dass diese Geschichten eigentlich den Gehirnwindungen zweier Kater entspringen, wie sie im vorliegenden Buch beschrieben werden. Aber lesen Sie selbst!


Weitere Informationen auch auf seiner Homepage.

Freitag, 20. Januar 2017

{Rezension} Die Dämonenakademie 1 - Der Erwählte


Der 15-jährige Waisenjunge und Hufschmiedlehrling Fletcher hat es nicht leicht in seinem Dorf. Vor allem Didric, der verwöhnte Sohn des reichsten Mannes, macht ihm das Leben zur Hölle. Doch dann entdeckt Fletcher, dass er die seltene Gabe besitzt, einen Dämon zu beschwören – den feuerspuckenden Ignatius. Als Fletcher eines Verbrechens angeklagt wird, das er nicht begangen hat, müssen er und Ignatius fliehen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu einer geheimnisvollen Akademie, auf der Fletcher zum Dämonenkrieger ausgebildet werden soll, denn Orks drohen, die Welt der Menschen zu überfallen. Für den jungen Hufschmied und den kleinen Dämon beginnt das größte und gefährlichste Abenteuer ihres Lebens.


 
„Ein Waisenjunge mit besonderen Fähigkeiten, von denen er bis kürzlich noch nichts wusste, kommt an eine Schule, an der genau diese Fähigkeiten gelehrt werden. Dort lernt er zwei Freunde kennen, einen Jungen und ein Mädchen, die selbst beide Außenseiter sind.“- Klingt ein bisschen zu offensichtlich nach einem Abklatsch von Harry Potter, nicht wahr? Mir sind diese Parallelen allerdings erst aufgefallen, als eine Freundin mich drauf ansprach, nachdem ich ihr was vom Inhalt erzählt hatte. Im Grundgerüst mögen sich beide Bücher(-Reihen) vielleicht ähneln, im Prinzip sind sie aber doch von Grund auf verschieden.
„Die Dämonenakademie“ vereint typische Elemente aus dem High-Fantasy (wie beispielsweise Orks, Elfen, alte Burgen und Kriege) mit neuen Ideen und einem sehr erfrischenden, leichten Schreibstil. An und für sich konnte ich sogar während des Lesen verfolgen, wie der Autor immer besser geworden ist und sich immer mehr in das Schreiben und die Geschichte einarbeitete. Fortschritte sind also deutlich bemerkbar, auch wenn der Schreibstil zu Beginn noch etwas unbeholfen wirkt. Auch sind einige Dinge etwas zu utopisch.- Beispielsweise die Tatsache, dass die Schüler nur drei oder vier Tage Schule haben, viel Freizeit und auch eine Menge Geld bekommen, das sie in der nächstgelegenen Stadt auf den Kopf hauen können. Ich selbst fand das etwas unrealistisch, kann mir aber vorstellen, dass das für das jüngere Publikum ansprechender ist. Der Autor hat aber auch thematisch Fortschritte gemacht. Zwar wirkt, wie bereits gesagt, der Beginn des Buches noch recht kindlich, doch gewinnt „Die Dämonenakademie“ auf den letzten hundert Seiten noch einmal sehr an Tiefe, neuen Ebenen und auch reiferen und düsteren Themen (Folter, Kämpfe, Rassismus, Klassengesellschaften etc.). Die Figuren machen also auch eine kleine Verwandlung durch, wenn auch nicht allzu krass. Fletcher hört aber beispielsweise auf, zu geschwollen für sein Alter zu reden, was für meinen Geschmack schon ein riesiger Schritt in die richtige Richtung war.

Einen Hauptprotagonisten wie Fletcher habe ich selten in Jugend-/Fantasyromanen getroffen. Er ist (anfangs) sehr schmutzig, durchschnittlich begabt, hat mehr Schwächen als Stärken und tritt immer wieder in Fettnäpfchen. Aber das macht ihn so sympathisch, denn er ist kein Alleskönner, der von jetzt auf gleich die Welt erobert, sondern ein einfacher Junge, der unter wirren Umständen an einen Dämon geraten und nun an einer Akademie gelandet ist, an der er auch mehr Feinde als Freunde hat.

Das Verzeichnis, beziehungsweise das Kapitel zur „Dämonologie“ hat mich besonders fasziniert. Es gibt Skizzen von den verschiedenen Dämonen, zusammen mit einem Steckbrief zu ihren Fähigkeiten, ihrer Manastufe, ihren Besitzern und und und. Zeitweise hatte ich deshalb auch das Gefühl, ein Pen&Paper-Rollenspiel in Buchform zu lesen, da es für die Dämonen und ihre Bändiger eben besondere Entwicklungsstufen gibt, man Dämonen gewissermaßen „freischalten“ kann und man Mana hat, das sich aufladen muss und das man für Magie einsetzen kann. Ein bisschen schade finde ich es dabei, dass die Dämonen, die meiner Meinung nach eigentlich Gefährten für die Beschwörer sein sollten, eher als Werkzeuge betrachtet werden. Man riskiert ihre Leben aus recht unwichtigen Gründen, kommandiert sie barsch herum und legt in großen Teilen nur Wert auf ihre Stärke. Fletcher und seine Freunde behandeln ihre Dämonen zwar nicht derart schlecht, allerdings tun das viele andere Schüler und auch Erwachsene.

Die Kapitel im Buch sind recht kurz, haben meist so um die 10 Seiten und alles ist in recht großer Schrift geschrieben. Außerdem sind die Konversationen der Figuren größtenteils relativ simpel und kurz gehalten, doch hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl, für das Buch „zu alt“ zu sein. Da aktuell sowieso nur Stress um mich herum ist, hat mir „Die Dämonenakademie“ jeden Tag geholfen, für eine Weile den Kopf freizubekommen. Und da das Ende schon deutlich eher in die Richtung „erwachsene Jugend“ geht, habe ich die Hoffnung, dass sich das im zweiten Band fortsetzt, denn den möchte ich auch auf jeden Fall lesen.


"[...] Die Soldaten, die im Anschluss das Massengrab aushoben und das Leder mit hineinwarfen, wussten vermutlich nicht einmal, was sie da in den Händen hielten."
Seite 277

"Ganz recht, mein Kleiner", flüsterte er. "Kämpfe schmutzig. Den edlen Kampf überlassen wir den Edelleuten."
Seite 469


Definitiv bemerkbar ein Erstlingswerk, das aber viel Potential hat und deutliche Schritte in die richtige Richtung macht.

5/7

 
 
ISBN: 978-3-453-26984-2

Die ganze Trilogie:


Freitag, 6. Januar 2017

Gewinnspielauslosung "Rauklands Sohn"


Es ist spät. Ich weiß. Viel zu spät... Aber nun ja, manchmal passiert eben das Leben. Bitte seid mir nicht böse, dass sich die Auslosung so in die Länge gezogen hat, aber es hatte alles seine Gründe. :)
Also machen wir es kurz und schmerzlos, so wie immer:

Das Print hat gewonnen:


Janine Prediger

Und die e-Books gehen an:

Periwinkl Spricht
Steffi
Moni Unwritten
Sophie's Little Book Corner 

Herzlichen Glückwunsch an alle! Sehen wir es positiv: Jeder ist ein Gewinner! (Sowas hatte ich auch noch nicht...:D)
Aber das liegt ja vor allem daran, dass die Autorin und ihr Verlag so viele Gewinne zur Verfügung gestellt haben. Danke nochmal dafür. ♥

Meldet euch bitte innerhalb einer Woche bei mir, damit euch eure Gewinne zugeschickt werden können.